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Ein Schuh, eine kaputte Uhr und Murmeln – Wie Objekte unsere Erinnerung und unsere Zukunft prägen

Simon Wiesenthal Lecture von Lea David, Soziologin am University College Dublin

Wien (OTS) - Persönliche Gegenstände von Vermissten/Toten, die an den Stätten von Massengräueltaten gefunden werden, werden oft als letzte greifbare Verbindung mit der abwesenden Person verstanden. Lea David bezeichnet solche Objekte als „Begehrensobjekte“ („desire objects“, kurz: DOs) – nicht im Sinne von Waren, bei denen das Begehren, Objekte zu erwerben, der Fähigkeit, sie zu kaufen, entgegensteht – sondern weil diese Objekte emotionale Reaktionen auslösen, die unterschiedliche Arten des Begehrens in Bezug auf die geliebten Menschen widerspiegeln: dass sie von den Toten zurückkehren mögen; dass die Erinnerung an sie angesichts ihres ungerechten Todes verlängert werden kann; dass ein gewisser Sinn daraus gemacht werden kann und dass wir mit ihrem gewaltsamen Tod Frieden schließen können. Die Logik, wie und warum die DOs privat aufbewahrt oder gestiftet, dann individuell oder öffentlich aufbewahrt, gesammelt, ausgestellt, dem Verfall überlassen oder zerstört oder sogar in politische Symbole umgewandelt werden, wird oft verschleiert oder als selbstverständlich angesehen. Die Forschung geht der Frage nach, warum ein schlammiger Schuh oder eine Kindermurmel, die an den Stätten von Gräueltaten gefunden wurden, sich von anderen schlammigen Schuhen oder Kindermurmeln unterscheiden.

Lea David ist Assistenzprofessorin an der School of Sociology des University College Dublin. Ihre Forschungsinteressen umfassen Erinnerung, Nationalismus, Menschenrechte, die Überschneidung von Holocaust und Völkermord sowie Konflikte in den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens und in Israel/Palästina. Zuvor hatte David mehrere Postdoktorandenstipendien inne, darunter das Fulbright- und das Mare-Curie-Stipendium. Sie hat in englischer, hebräischer und serbokroatischer Sprache publiziert. Ihr Buch „The Past Can't Heal Us: The Dangers of Mandating Memory in the Name of Human Rights“ wurde 2020 bei Cambridge University Press veröffentlicht und erhielt eine lobende Erwähnung für den Gordon Hirabayashi Award der ASA Sociology of Human Rights 2021.

A Shoe, a Broken Watch and Marbles – How Objects Shape our Memory and our Future

Simon Wiesenthal Lecture in englischer Sprache von Ass.Prof. Lea David (School of Sociology am University College Dublin)
Moderation: Prof. Éva Kovács, VWI

Auf Grund beschränkter Teilnehmer*innenzahl live und online
Online: https://us02web.zoom.us/j/84310930850

Für eine Teilnahme vor Ort bitten wir um Anmeldung bis 26. April 2022, 12:00 Uhr unter anmeldung@vwi.ac.at. Es gelten die 2G-Regeln (vollständig geimpft oder genesen) sowie die FFP2-Maskenpflicht.
Bitte bringen Sie einen Lichtbildausweis mit.

Datum: 28.04.2022, 18:30 - 20:00 Uhr

Ort: Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI), Research Lounge, 3. Stock
Rabensteig 3, 1010 Wien, Österreich

Url: https://vwi.ac.at/index.php/veranstaltungen/icalrepeat.detail/2022/04/28/382/-/lea-david-a-shoe-a-broken-watch-and-marbles-how-objects-shape-our-memory-and-our-future

Rückfragen & Kontakt:

Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI)
Teresa Preis, MA
+43-1-890 15 14-750
teresa.preis@vwi.ac.at
www.vwi.ac.at

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