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Landwirtschaftliche Produktion und Trinkwasserversorgung – miteinander für eine nachhaltige und sichere Zukunft

Wien (OTS) - Mit dem Klimawandel steigt der Bedarf an Bewässerung, gleichzeitig nehmen Perioden mit Trockenheit zu. Die Trinkwasserversorger fordern daher ein Umdenken: Lebensmittelproduktion darf nicht auf Kosten der Trinkwasserressourcen gehen.

Eine höhere Selbstversorgung mit landwirtschaftlichen Produkten in Österreich ist ein Gebot der Stunde. Doch die Steigerung der Agrarproduktion darf nicht zu Lasten der Grundwasserreserven erfolgen. Österreichs Trinkwasser stammt zu 100% aus Brunnen und Quellen und ist daher von hoher gleichbleibender Qualität. Die qualitativ und quantitativ ausreichende Versorgung mit Trinkwasser muss weiterhin Priorität haben. Das fordert die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW), die Interessenvertretung der Trinkwasserwirtschaft.

Schon jetzt steht die Trinkwasserversorgung in Österreich angesichts des Klimawandels vor wachsenden Herausforderungen. Wenn der Bedarf an Bewässerung stark steigt, könnte für Landwirtschaft und Trinkwasserwirtschaft ein Nutzungskonflikt entstehen, wie der Sprecher des Wasserbereiches der ÖVGW, Wolfgang Nöstlinger, erläutert: „In einer Trockenperiode, wie sie derzeit herrscht, sinkt das Angebot an Grundwasser, gleichzeitig nimmt die Notwendigkeit zur Bewässerung der Felder zu. Darüber hinaus zeigt uns die Ukraine-Krise, dass die regionale Nahrungsmittelproduktion in Österreich weiter gesteigert werden muss. Da werden die Wasserreserven immer mehr zu einem kostbaren Gut.“

Als zweites Problem neben dem Wasserverbrauch kommt noch der Einsatz von Düngemitteln und Pflanzenschutzmittel zum Tragen. Dadurch besteht die Gefahr, dass die Belastung des Grundwassers mit Nitrat gerade zu einem Zeitpunkt steigt, wo der Grundwasserspiegel insgesamt zurückgeht.

„Lebensmittelproduktion darf nicht auf Kosten der Trinkwasserressourcen gehen“, sagt ÖVGW-Bereichssprecher Wolfgang Nöstlinger und plädiert für ein Umdenken. Die aktuellen Probleme sollten von der Politik dafür genutzt werden, das Verhältnis zwischen Landwirtschaft und Wasser auf neue Beine zu stellen. „Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse können uns helfen, die Produktion sowohl hinsichtlich des Düngemitteleinsatzes als auch des Grundwassereinsatzes zu optimieren“, so Nöstlinger.

Die Trinkwasserversorger haben deshalb in verschiedenen Stellungnahmen zu Gesetzesentwürfen Empfehlungen ausgesprochen, um eine bessere Abstimmung zwischen den Bedürfnissen der Landwirtschaft und der Sicherung der Trinkwasserversorgung zu ermöglichen:

  • Bei Kulturen, die einen hohen Düngemitteleinsatz erfordern, soll flächendeckend ein Nitratinformationsdienst eingeführt werden. Ziel ist es, mit einem Minimum an Dünger ein optimales Ertragsergebnis zu erhalten.
  • Dort, wo Bewässerung nötig ist, sollen ausschließlich wassersparende Bewässerungssysteme eingesetzt werden. Dabei kann auf wissenschaftliche Expertise zurückgegriffen werden, zum Beispiel von der Universität für Bodenkultur – Institut für Bodenphysik und landeskulturelle Wasserwirtschaft. Die wertvolle Ressource Grundwasser muss effizient genutzt werden.
  • Erfassung der Wassermengen die für die Bewässerung verwendet werden. Landwirtschaftliche Bewässerungsbrunnen müssen lückenlos mit Wasserzählern ausgestattet werden, damit für jeden Grundwasserkörper eine Wasserbilanz über die entnommene Wassermenge erstellt werden kann.
  • Erstellung von Stickstoffbilanzen: Landwirtschaftliche Betriebe sollen mit wissenschaftlicher Unterstützung Stickstoffbilanzen erstellen, um ihren Düngemitteleinsatz zu optimieren.
  • Güllemanagement flächendeckend umsetzen: Gülle aus Tierhaltung, in der richtigen Dosierung und Zeitpunkt aufgebracht, ist ein kostengünstiger und wertvoller Dünger. Deshalb soll verstärkt heimische Gülle als Dünger genutzt werden. Da bei der Produktion des Handelsdüngers sehr viel fossiler Brennstoff verwendet wird, würde damit auch die CO2-Bilanz nachhaltig verbessert.
  • Informationskampagne: Grundwasserschonende Landwirtschaft setzt Information voraus. Eine entsprechende Kampagne soll für die Verbreitung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse sorgen.

Das Ziel sollte sein, so Nöstlinger, den Bedarf an Trinkwasser wie auch an Wasser für die Landwirtschaft, nachhaltig und dauerhaft sicherzustellen: „Die nötige Steigerung der Selbstversorgung mit landwirtschaftlichen Produkten in Österreich muss Hand in Hand mit der Schonung des Grundwassers gehen.“

Über die ÖVGW

Die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) ist die Interessenvertretung der österreichischen Trinkwasserversorger. Sie zählt rund 270 Wasserversorger und vertritt über Kooperationen mit Landesverbänden mehr als 1.500 Trinkwasserversorger. Diese beliefern circa 80 % der zentral versorgten Bevölkerung mit Trinkwasser. Das österreichische Trinkwasser wird zu 100 % aus Grundwasser und Quellen gewonnen. Die ÖVGW ist mit ihren Mitgliedern die Hüterin der Trinkwasserressourcen. Diese Verantwortung nehmen sie gerade in der Klimakrise besonders ernst und setzen sich in vielfältiger Weise für den Schutz des Grundwassers und der Quellgebiete ein.
Auch für Krisenfälle sind die Wasserversorger gut gerüstet und können jederzeit Trinkwasser in gewohnt hoher Qualität und ausreichender Menge bereitstellen.

Rückfragen & Kontakt:

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Dipl.-HTL-Ing. Manfred Eisenhut
ÖVGW I www.ovgw.at
eisenhut@ovgw.at
+43 (0)1 513 15 88-19

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