„kulturMontag“ am 28. März: Oscar-Höhepunkte, bedrohte Pressefreiheit Russlands, instabiles Bosnien-Herzegowina
Danach: Porträt „Du sollst nicht langweilen: Billy Wilder“ zum 20. Todestag des Oscar-Preisträgers und Klassiker „Sabrina“ mit Hepburn, Bogart und Holden
Wien (OTS) - Der von Clarissa Stadler moderierte „kulturMontag“ am 28. März 2022 um 22.30 Uhr in ORF 2 blickt auf die Höhepunkte der in der Nacht davor stattgefundenen Oscar-Verleihung, befasst sich mit der bedrohten Pressefreiheit in repressiven Regimen wie Russland und bringt ein Stimmungsbild aus Bosnien-Herzegowina, dessen Frieden 30 Jahre nach der Unabhängigkeitserklärung zunehmend ins Wanken gerät. Anschließend an das Kulturmagazin stehen die Dokumentation „Du sollst nicht langweilen: Billy Wilder“ (23.15 Uhr) anlässlich des 20. Todestags des legendären Filmemachers (27. März) sowie der von ihm inszenierte Klassiker „Sabrina“ (0.10 Uhr) mit Audrey Hepburn, Humphrey Bogart und William Holden aus dem Jahr 1954 auf dem Programm.
Oscarreif – Die Lieblinge der Leinwand bei den Academy Awards
Das Favoritenfeld für die 94. Oscar-Verleihung am 27. März hat sich längst zugespitzt, die Stimmzettel werden ausgezählt: Jane Campions Romanadaption „The Power of the Dog“ hat in allen wesentlichen Sparten Chancen. Die Neuseeländerin selbst schaffte zudem zum zweiten Mal eine Nominierung in der Regie-Sparte. 1994 konnte sie für „Das Piano“ allerdings „nur“ den Preis für das beste Originaldrehbuch entgegennehmen. Zudem gibt es für das Western-Drama mit Benedict Cumberbatch, Jesse Plemons und Kodi Smit-McPhee sowie Kirsten Dunst gleich vier Nominierungen in Schauspielkategorien. Dicht dran im Nominierungsranking ist die Science-Fiction-Neuverfilmung „Dune“ des Kanadiers Denis Villeneuve, der mit zehn Gewinnchancen vor allem seinem Ruf in technischen Sparten wie Kamera, Filmschnitt, Produktionsdesign oder visuelle Effekte gerecht wird, aber auch auf einen Preis für das beste adaptierte Drehbuch hoffen darf. Der Brite Kenneth Branagh ist mit dem Schwarz-weiß-Drama „Belfast“ in den Kategorien bester Film und beste Regie nominiert. Und Hollywoodlegende Steven Spielberg könnte seine Neuinterpretation der „West Side Story“ einen dritten Regie-Oscar einbringen. Wer kann letztendlich einen oder mehrere Academy Awards mitnehmen? Und: Werden Hollywoods Stars das Rampenlicht der Oscar-Gala traditionsgemäß auch wieder für politische Kampfansagen nutzen?
Kaltgestellt – Die bedrohte Pressefreiheit in repressiven Regimen
Schon vor dem Krieg in der Ukraine galt Russland nicht gerade als Paradies für Pressefreiheit. Zuletzt belegte das größte Land Europas laut dem Index von „Reporter ohne Grenzen“ gerade einmal den 150. Rang von 180 – immerhin noch vor Staaten wie Belarus, China oder Nordkorea. Doch Präsident Wladimir Putin stellt kritische Medien nun mit einem neuen Gesetz endgültig ruhig, das die Verbreitung von „Falschinformationen“ bzw. „Desinformation“ und die Verwendung von Worten wie Krieg oder Invasion verbietet, ebenso wie öffentlichen Protest oder Propaganda-Vorwürfe gegen die Regierung. Viele Medienhäuser sperren zu, westliche Sender hatten zuletzt die Berichterstattung ausgesetzt, denn schließlich drohen seitens Behörden bis zu 15 Jahre Freiheitsentzug für diejenigen, die gegen das neue Gesetz verstoßen. Selbst die widerständigsten, unabhängigen Zeitungen wie „Nowaja Gaseta“, die 2021 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, haben aus Angst vor Repressalien die Arbeit eingestellt. Ist in Russland die Wahrheit längst zum Feind geworden? Wie kann unabhängiger Journalismus in repressiven Regimen erhalten werden?
Instabil – 30 Jahre Bosnien-Herzegowina
Seit Jahren arbeiten bosnisch-serbische Politiker, mit Rückendeckung von Russlands Präsident Putin, am Zerfall der Republik Bosnien und Herzegowina, die im Friedensvertrag von Dayton 1995 geschaffen wurde. Droht dem fragilen Frieden im multiethnischen Staat 30 Jahre nach der Unabhängigkeitserklärung ein Ende? Im Jugoslawien-Krieg wurden in Bosnien-Herzegowina zwischen 1992 bis 1995 an die 100.000 Menschen getötet, mehr als zwei Millionen vertrieben. Spuren dieser „ethnischen Säuberungen“ findet man nur, wenn man weiß, wonach man sucht. Seit Dayton ist es eine gespaltene Nation, einerseits in eine gemeinsam von muslimischen Bosniern und katholischen Kroaten bewohnte und regierte „Föderation“. Auf der anderen Seite steht die christlich-orthodox geprägte Republika Srpska, deren führender Politiker Milorad Dodik – Mitglied des dreiköpfigen Regierungspräsidiums Bosnien-Herzegowinas – mit Unterstützung aus Moskau immer entschlossener am morschen Gebälk dieses Gesamtstaats sägt. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine demonstriert er seine Nähe zu Wladimir Putin und sperrt sich dagegen, die europäischen Sanktionen gegen den Aggressor mitzutragen. Tiefe Narben hat der Jugoslawien-Krieg in der Gesellschaft hinterlassen, sind Künstler/innen, Musiker/innen und Intellektuelle wie Smirna Kulenović, Vanja Solaković und Adnan Huskić überzeugt. Sind die Spannungen im Land eine Fortsetzung der Konflikte des jugoslawischen Vielvölkerstaats?
Dokumentation „Du sollst nicht langweilen: Billy Wilder“ (23.15 Uhr)
„Es gibt drei wichtige Regeln beim Filmemachen: Du sollst nicht langweilen, du sollst nicht langweilen und du sollst nicht langweilen!“ Mit diesem Zitat charakterisierte der österreichische Hollywood-Star und vielfache Oscar-Preisträger Billy Wilder einst seinen wichtigsten Grundsatz beim Filmemachen. Dieser machte ihn zu einem der herausragendsten Autoren, Regisseure und Produzenten der US-Filmindustrie. Er wurde 21-mal für einen Oscar nominiert und sechsmal ausgezeichnet.
Die 2016 entstandene Dokumentation „Du sollst nicht langweilen – Billy Wilder“ von André Schäfer und Jascha Hannover dokumentiert anhand von Originalaufnahmen mit Wilder, Gesprächen mit Kollegen, Archivmaterial und neu gedrehten Szenen ein Jahrhundert bewegter Zeitgeschichte und porträtiert einen Menschen, der vor allem eines war: nicht langweilig. Der 52-minütige Film zeigt den Menschen hinter dem großen Namen und bietet einen Blick in den Maschinenpark der Traumfabrik, in ihr Getriebe und ihre Wirkmechanismen.
Geboren am 22. Juni 1906 als Samuel Wilder in Galizien, zog Billy Wilder 1916 mit seiner Familie nach Wien. Hier verbrachte er seine Jugend und machte seine ersten Schritte als Reporter. 1926 ging es weiter nach Berlin, von wo er 1933 vor den Nazis floh – über Paris nach New York schaffte er es bis nach Los Angeles. Wilder hat an vielen Orten gelebt; wirklich angekommen ist er schließlich in Hollywood.
Der Film bietet einen Einblick in das Leben und die Denkweise eines filmischen Genies. Er lässt den Oscar-Preisträger in zahllosen Originalaufnahmen selbst zu Wort kommen, bittet aber auch Weggefährten und Zeitgenossen vor die Kamera, so u. a. Regisseur Volker Schlöndorff, Schauspieler Mario Adorf und Schauspielerin Marthe Keller, den österreichischen Filmkritiker Rudolf John und Paul Diamond, Sohn des wichtigsten Mitarbeiters von Billy Wilder, des Drehbuchautors I.A.L. Diamond. Über Trailer und Filmausschnitte seiner wichtigsten Werke analysiert die Doku Wilders Schaffen und beweist seinen besonderen Stellenwert in der Branche. Seine Zitate, manchmal voller Sarkasmus, manchmal voll liebenswertem Humor, werfen Schlaglichter auf das Leben des Künstlers. „Du sollst nicht langweilen – Billy Wilder“ zeigt die Schauplätze dieser Erinnerungen.