• 07.03.2022, 10:33:09
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Zum Weltfrauentag: Preisgekrönte Doku „Das Mädchenhaus“ über den Kampf gegen Kinderheirat in Indien in „kreuz und quer“

Am 8. März um 22.35 Uhr in ORF 2

Utl.: Am 8. März um 22.35 Uhr in ORF 2 =

Wien (OTS) - Kinderheirat und Zwangsehe sind offiziell verboten, doch
immer noch werden in Indien junge Mädchen und Frauen vielfach in eine
ungewollte, frühe Ehe gezwungen. Die Folgen sind gravierend: Ohne
Ausbildung bleibt den Betroffenen meist nur ein Leben in
Abhängigkeit. Und ihre Töchter müssen diese fatale Tradition später
oft fortsetzen. Im südindischen Chennai versuchen engagierte
Sozialarbeiterinnen den Teufelskreis zu durchbrechen. Ihr
„Mädchenhaus“ bietet Kindern und Jugendlichen eine Zuflucht – und
versucht, ihnen durch gute Bildung und Ausbildung eine neue
Perspektive zu eröffnen. Doch die Traditionen reichen weit zurück.
Die preisgekrönte Dokumentation „Das Mädchenhaus“ von Natalia Preston
(ORF-Bearbeitung: Sabine Aßmann), die „kreuz und quer“ zum
Weltfrauentag (Details zum ORF-Programmschwerpunkt unter
presse.ORF.at) am Dienstag, dem 8. März 2022, um 22.35 Uhr in ORF 2
zeigt, begleitet eine Betreuerin des Wohnheims bei ihrem überzeugten
Kampf für ein selbstbestimmtes Leben ihrer Schützlinge.

Im patriarchal geprägten Indien sind Mädchen nach wie vor vielfachen
Diskriminierungen ausgesetzt. Vor allem Kinder und Jugendliche aus
sozial prekären Verhältnissen werden häufig als Minderjährige
verheiratet. Amulpriya gehört mit ihren 20 Jahren schon zu den
Älteren im „Mädchenhaus“ von Chennai. Längst will ihre Familie die
junge Frau verheiraten, doch bislang konnte sich Amulpriya mit Erfolg
gegen eine arrangierte Ehe wehren. Ihr zur Seite steht dabei die
Sozialarbeiterin Sunitha. Als Leiterin des „Mädchenhauses“ von
Chennai, das zur indischen NGO „Paadhai“ gehört, versucht sie alles,
um ihren Schützlingen eine selbstbestimmte Perspektive im Leben zu
eröffnen. Doch hier in Südindien steht Tradition gegen Emanzipation
und gilt eine Heirat vor allem in sozial schwachen Familien oft als
einziges Mittel, Mädchen zu versorgen. Ein eigenständiges Leben dank
guter Bildung und Ausbildung wird nicht als erstrebenswertes Ziel für
junge Frauen gesehen. Amulpriya jedoch begehrt gegen die Pläne ihrer
Mutter auf, die die Tochter trotz der eigenen schlimmen Erfahrungen
in einer arrangierten Ehe sehen möchte.

Auch die Mutter von Malini (10) und Manisha (7) hat Traumatisches
erlebt. Sie wurde mit gerade einmal 14 Jahren an einen Cousin
verheiratet und bekam mit ihrem Ehemann die beiden Kinder. Der Vater
hat die Familie längst verlassen, der neue Ehemann ist Alkoholiker.
Aus Sorge um ihre Enkelinnen möchte nun vor allem die Großmutter,
dass die beiden Mädchen zu Sunitha ins „Mädchenhaus“ kommen. Sie
weiß, dass die Kinder dort in Sicherheit aufwachsen können. Und sie
hofft, dass Bildung den beiden ein anderes Schicksal als das ihrer
Mutter und auch ihr selbst ermöglichen wird. Doch Malini hat großes
Heimweh. Und auch die Mutter kann sich von ihren Mädchen nur schwer
trennen. Ganz anders die Geschichte der 32-jährigen Radha: Sie kam
als Kind zu Sunitha ins „Mädchenhaus“ von Chennai und blieb 15 Jahre
lang dort. Heute selbst Mutter eines Sohnes, kämpft sie mit dem Druck
von Familie und Ehemann, die auf mehr Nachwuchs pochen. Doch Radha
hat gesundheitliche Probleme. Und sie will nicht hinnehmen, dass ihr
Wert als Frau sich nur an der Ehe mit ihrem Mann und der Geburt
möglichst vieler Kinder bemisst. Radha hat einen Traum: Sie will sich
weiterbilden und einen gut bezahlten Beruf ausüben.

Filmemacherin Natalia Preston begleitet die so unterschiedlichen
Protagonistinnen und ihre Familien mit der Kamera, ohne zu
kommentieren oder gar zu urteilen. Deutlich spürbar wird dabei das
enorme Spannungsfeld, in dem sich alle Beteiligten bewegen: Dem
Wunsch nach Selbstbestimmung stehen Jahrhunderte einer tief
verwurzelten Tradition entgegen, vielfach sind es auch und gerade die
Mütter, die ihre eigenen Töchter trotz persönlicher
Leidensgeschichten auf den gleichen Weg schicken wollen. Armut und
Mangel an Bildung gehen eine unheilige Allianz ein und schreiben die
immer gleichen Geschichten fort. Dagegen kämpfen Menschen wie Sunitha
an, die sich tagtäglich voller Empathie und dabei ruhig und sachlich
für ihre Mädchen einsetzt. Beim internationalen Festival DOK Leipzig
gewann der Film mit seiner berührenden Geschichte den Publikumspreis.

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