Zum Inhalt springen

TIROLER TAGESZEITUNG "Leitartikel" vom 10. Februar 2022 von Verena Langegger "Umweltschutz? Ist das noch wichtig?"

Innsbruck (OTS) - Im dritten Jahr der Corona-Pandemie sollten Themen wie Umwelt- und Klimaschutz wieder richtig wichtig werden. Denn die Welt wird der Menschheit wohl nicht alles verzeihen. Forschung, Industrie und Politik müssen liefern.

Neben Corona-Pandemie und Chat-Nachrichten geht ein Thema derzeit unter: der Klimaschutz mit all seinen Facetten. Jetzt warnt die Umweltschutzorganisation WWF vor einer dramatischen Verschärfung der Plastikkrise in den Weltmeeren. Die Meere sind zwar derzeit pandemiebedingt schwer zu erreichen, die Bilder von Schildkröten, denen ein Plastiksack aus dem Maul hängt, oder von Vogelschwärmen, die auf Plastikmüllhalden an Stränden sitzen, sollten aber schon tief in unser kollektives Bewusstsein eingebrannt sein. Bis Ende des Jahrhunderts, also in 78 Jahren, könnten Meeresgebiete von der zweieinhalbfachen Größe Grönlands ökologisch riskante Schwellenwerte der Mikroplastik-Konzentration überschreiten, heißt es in neuesten Berechnungen. Im Vorfeld des UNO-Umweltgipfels Ende Februar in Nairobi fordert der WWF nun ein globales rechtsverbindliches Abkommen zur Eindämmung von Plastikmüll. Gut so, der Wert von Lebensräumen muss geschützt werden, auch mit Strafandrohung, wenn der Mensch und seine Zivilisation dies nicht freiwillig schaffen.
Kunststoff bleibt wohl ein Produkt, das in Alltag und Industrie viel verwendet wird. Studien gehen davon aus, dass sich die Kunststoffproduktion bis 2040 mehr als verdoppeln wird. Ein Grund mehr, den Rohstoff Plastik besser zu behandeln und wiederzuverwerten. Österreich ist mit jährlich 900.000 Tonnen ein Land der „Plastikmüllberge“. Zu wenig wird eingesammelt und recycelt. Hier setzt das neue Abfallwirtschaftsgesetz an. Ab 2025 wird etwa beim Kauf von Einweggetränkeverpackungen ein Pfand fällig. Das bekommen alle zurück, die ihre Flaschen wieder im Geschäft abgeben. Ab 2024 gibt es in allen Supermärkten schrittweise verbindliche Mehrwegquoten, Getränke also nicht nur in Plastikflaschen, sondern auch in der Glasflasche. Das hat es übrigens schon einmal gegeben. Bis 1990 gab es in Österreich verbindliche Quoten für Mehrwegflaschen.
Doch dann wollte die Wirtschaft linear produzieren, die Konsumenten sollten kaufen, wegwerfen und wieder kaufen. Mittlerweile sind die Ressourcen knapp, Kreislaufwirtschaft soll, muss aus Abfällen wieder Rohstoffe machen. Nicht nur Plas­tikflaschen müssen recycelt werden, auch Kleidung muss zurückgegeben und wiederverwertet werden. Handy-und Autobatterien dürfen nicht einfach weggeworfen werden. Sie brauchen neue Verwendung. Hier sind Forschung und Wissenschaft gefragt. Es gibt ja schon Mikroben, die Plastik fressen. Und die Industrie muss mitmachen. Audi verwendet für Schnellladestationen alte Autobatterien. Wenn sogar die Autoindustrie mitmacht, dann wird das vielleicht etwas mit der Kreislaufwirtschaft.

Rückfragen & Kontakt:

Tiroler Tageszeitung
0512 5354 5101
chefredaktion@tt.com

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | PTT0002