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Auf Augenhöhe!? Partizipation in der Jugendhilfe

Der Dachverband der Österreichischen Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen (DÖJ) begeistert bei seiner Fachtagung die Teilnehmer*innen mit neuen Modellen der Zusammenarbeit

Feldkirch (OTS) -

Gelebte Augenhöhe in der Jugendhilfe OÖ

Bei der mehr als ausgebuchten Fach-Veranstaltung, die kürzlich (24.9.2021) im „Kavalierhaus Klessheim“ in Salzburg nach mehrmaligen Verschiebungen in Anwesenheit von ca. 100 Fachkräften aus der Kinder- und Jugendhilfe stattfinden konnte, wurden Modelle der Partizipation im Dreieck von Jugendamt, privaten Jugendhilfe-Einrichtungen und betroffenen Kindern vorgestellt und diskutiert. Begeistern konnte unter anderem die Teilnehmer*innen insbesondere der Beitrag aus Oberösterreich. Dort ist eine Beteiligung der Kinder und Jugendlichen bei wichtigen und auch bei alltäglichen Entscheidungen verbindlich geregelt. In Jugendhilfe-Wohngemeinschaften lebende Kinder, deren Eltern, Mitarbeiter*innen des Jugendamtes und der privaten stationären Einrichtungen und Vertreter*innen des Landes waren anwesend und zeigten überzeugend, dass dieser Weg auf Augenhöhe gangbar ist und zu besten Ergebnissen führt. Sie erzählten auch von einer neuen Form der sogenannten „Hilfeplanungsgespräche“.

Risiko bei Entscheidungen in der Jugendhilfe nicht vermeidbar

Untermauert wurde dieser partizipative Umgang in der Jugendhilfe durch das sogenannte SEN-Modell, das Wolfgang Gaiswinkler vorstellte und das zur Zeit in OÖ in die Praxis umgesetzt wird. Wesentlich erschien dem Referenten z.B., dass bei einer lösungsorientierten Arbeit mit gefährdeten Kindern das Ziel absoluter Risikovermeidung durch das Ziel des bewussten Umgangs mit dem verbleibenden Risiko ersetzt werden müsse.

Ermutigung privater Einrichtungen

Ein Plädoyer für integrierte Fachkonzepte öffentlicher und privater Jugendhilfe und für globale Finanzierung von Sozialräumen machte Ingrid Krammer, Leiterin der öffentlichen Jugendhilfe in Graz. Dort kann Kooperation auf Augenhöhe gelebt werden. Sie rief zu mehr Mut von privaten Einrichtungen im Umgang mit öffentlicher Jugendhilfe auf.

Schieflage der Augenhöhe

In einem weiteren Referat nahm der Sozial- und Rechts-Experte Klaus Dimmel die Leistungsverträge zwischen Ländern und privaten Jugendhilfeeinrichtungen aus juristischer Sicht ins Visier. Er legte die massiven und nicht ausjudizierten rechtlichen Unklarheiten zwischen öffentlicher Hand und privater Sozialwirtschaft dar, die zu einer strukturellen Schwäche in der Verhandlungsposition der privaten Einrichtungen führen. Das Land als einziger Käufer von Jugendhilfe-Dienstleistungen kann mit diesem „Käufer-Monopol“ die gleiche Augenhöhe schnell verlassen.

Die partizipativ gestaltete Moderation der Tagung durch Ruth Bailharz und das schöne Ambiente des Kavalierhauses ergänzten die fachlich höchst spannende Tagung trefflich. Alle Referate werden demnächst auf unserer Homepage http://www.doej.at/index.php/aktuelles/nuetzliches abrufbar sein.

Österreichweite Lagebesprechung zur Jugendhilfe

Der DÖJ nutzte die Fachtagung auch zu einer österreichweiten Lagebesprechung. Bei dieser wurde deutlich, wie aktuell das Motto „Kooperation auf Augenhöhe“ gerade ist: Im soeben veröffentlichten Entwurf eines neuen NÖ Kinder- und Jugendhilfegesetzes wird – wie auch schon früher in einigen anderen Bundesländern - versucht, die „Käufer-Monopolstellung“ der öffentlichen Jugendhilfe festzuschreiben. Man legt im Gesetzesentwurf fest, dass die privaten Einrichtungen nur begrenzte „Verkäufe“ (bis 10%) ihrer Dienstleistung an andere Bundesländer tätigen dürfen. „Abgesehen davon, dass dies privatrechtlich äußerst bedenklich ist, sehe ich den verstärkten Zusammenschluss der Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtungen als enorme Chance, diese Schieflage wieder auszugleichen,“ meint Hubert Löffler, Geschäftsführer des Dachverbandes. Und er weist abermals auf die negativen Folgen der „Verländerung“ der Jugendhilfe hin, die sich im Umgang mit der Coronakrise überdeutlich gezeigt haben.

Alarmierende Personalsituation in der Jugendhilfe

Bei der Lagebesprechung des DÖJ wurde auch sichtbar, dass ein Personalnotstand in der Jugendhilfe bei den Verantwortlichen die Alarmglocken läuten lässt. Ein entsprechender „Hilferuf“ an die Politik mit Analysen und möglichen Gegenmaßnahmen wird vorbereitet.

Rückfragen & Kontakt:

Löffler Hubert
loeffler.hubert@outlook.com
0664/3586135

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