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oekoreich-Recherche zeigt: „Blutige Beeren“ auch in österreichischen Supermärkten

Importierte Früchte aus Portugal basieren auf Menschenhandel & Arbeitsausbeutung, Handelskonzerne mit Fakten konfrontiert, wollen aber offenbar keine Konsequenzen ziehen

Wien (OTS) - Eine aktuelle Reportage des SPIEGEL dokumentiert die Verletzung von Menschenrechten beim Anbau von Erd-, Heidel- oder Himbeeren in Portugal. Unter unwürdigsten Bedingungen schuften demnach bis zu 10.000 Menschen aus Nepal oder Sri Lanka in der Region Alentejo für große Obstkonzerne, die ihre Waren wiederum primär an Lebensmittelkonzerne in Mitteleuropa verkaufen. Die Recherchen zeichnen ein ähnliches Schreckensbild, wie die Corona-Infektionen es in den Schlachthäusern Deutschlands offenbart haben.

Die Arbeiter*innen werden mit dem „Himbeer-Visum“, über das bereits die Süddeutsche Zeitung berichtet hat, in die Abhängigkeit der Konzerne gelockt. Dieses verspricht den Migranten nach einigen Jahren der Beschäftigung in Portugal nicht nur einen legalen Aufenthaltstitel, sondern gar die Möglichkeit der raschen Einbürgerung. Für diese Aussicht auf ein besseres Leben nehmen die Erntearbeiter die systematische Ausbeutung, Misshandlung und Gefährdung ihrer Gesundheit in Kauf. Am anderen Ende der Lieferkette werden mit ihrem Elend hohe Profite generiert.

Auch österreichische Handelskonzerne involviert?

oekoreich hat aufbauend auf den SPIEGEL-Recherchen die Handelskonzerne SPAR, REWE, HOFER, LIDL sowie MPreis und Nah & Frisch mit den neuen Fakten zu den Lebens- und Arbeitsbedingungen der migrantischen Erntehelfer*innen in der Anbauregion in Portugal konfrontiert. Und nachgefragt, ob die Konzerne ausschließen können, dass diese „blutigen Beeren“ auch bei ihnen gelistet sind. Außerdem wurde nachgefragt, was bei Verstößen gegen konzerninterne Richtlinien unternommen würde. Die Antworten fallen verheerend aus.

So haben nur LIDL und MPreis ausgeschlossen, dass Beeren aus Portugal in ihren Sortimenten zu finden sind. REWE, HOFER und auch Nah & Frisch haben diese nachweislich in ihrem Programm. SPAR wollte sich zur exakten Herkunft seiner importierten Früchte auch auf Rückfrage nicht äußern, räumt aber ein, dass diese aus allen möglichen Ländern stammen. Mehrere Unternehmen verweisen auf ein internationales Gütesiegel, das nach Recherchen der TAZ nachweislich nicht dazu geeignet ist, Menschenrechtsverletzungen zu verhindern.

Es ist beschämend, dass die „blutigen Beeren“ offenbar auch in österreichischen Supermärkten verkauft werden. Damit scheint es, dass auch heimische Handelskonzerne an der Profitgenerierung auf dem Rücken der Ärmsten in der Europäischen Union beteiligt sind. Schlimm genug, dass sie das in ihren Lieferketten-Managements bislang nicht unterbinden können, doch die Ignoranz, mit denen auf die Recherchen reagiert wurde, zeigt uns, dass wir mit Freiwilligkeit nichts erreichen werden. Wenn es noch einen weiteren Grund dafür gebraucht hat, wieso wir ein Lieferkettengesetz benötigen, das auch die Vorstände der Handelskonzerne bei uns zur Haftung zwingt, dann wurden sie nun geliefert. Die Bundesregierung ist aufgefordert sich rasch mit der Thematik zu beschäftigen, auf dass sich heimische Konsument*innen nicht länger unfreiwillig an der Misshandlung von Menschen beteiligen müssen“ so Sebastian Bohrn Mena, Sprecher der Bürgerinitiative oekoreich und Co-Autor des Buches „Konzerne an die Kette!“, das Ende September im Brandstätter Verlag erscheint und die Verbrechen in den Lieferketten multinationaler Konzerne thematisiert.

Den gesamten oekoreich-Bericht „Blutige Beeren“ samt der Original-Antworten der Handelskonzerne und Rezensionsexemplare des Buches „Konzerne an die Kette!“ wird interessierten Medienvertreter*innen gerne auf Rückfrage zugeschickt.

Rückfragen & Kontakt:

oekoreich, Dr. Sebastian Bohrn Mena, Common Affairs GmbH, initiative@oekoreich.com, +43 660 703 88 64

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