- 08.07.2020, 13:40:35
- /
- OTS0139
Das Vorkrisenniveau bei Umsätzen noch heuer in Reichweite
Gewerbe und Handwerk: Lichtblicke in der Krise — Hoffnung auf baldige Erholung — Allerdings Sorge um Auftragslage 2021 in manchen Branchen
Utl.: Gewerbe und Handwerk: Lichtblicke in der Krise — Hoffnung auf
baldige Erholung — Allerdings Sorge um Auftragslage 2021 in
manchen Branchen =
Salzburg (OTS) - Salzburgs Gewerbe- und Handwerksbetriebe haben das
Rennen um die wirtschaftliche Erholung aufgenommen. „Wir sind mitten
im Neustart“, betont Josef Mikl, Obmann der Sparte Gewerbe und
Handwerk in der WKS. „Bei vielen Betrieben kommt die Zielflagge
‚Rückkehr zum Vorkrisenniveau‘ noch heuer in Sicht“, berichtet Mikl
über erste positive Zeichen der Erholung. Dennoch braucht es gerade
jetzt massiven Rückenwind von Seiten der Politik, stellt
WKS-Präsident Peter Buchmüller mit Nachdruck fest.
Die unmittelbare Corona-Krise von März bis Mai hat auch das
Salzburger Gewerbe und Handwerk massiv getroffen. Laut jüngsten Daten
der KMU Forschung Austria sind die Umsätze der 20.945 Betriebe in
Salzburg im März um 19%, im April um 31% und im Mai um 18% gesunken.
Im Vergleich zu anderen Sektoren wie etwa dem Tourismus oder vielen
Branchen des Handels, ist das Minus aber noch vergleichsweise gering
ausgefallen. Immerhin 54% (23% gut, 31% saisonüblich) betrachten die
Geschäftslage im zweiten Quartal als gut, bzw. saisonüblich (im
Vergleich zum Vorjahresquartal), während 46% die Geschäftslage als
schlecht bezeichnen (2019: 13%).
Unterschiedliche Betroffenheit von wenig bis extrem hoch
Allerdings zeigt sich im Detail eine höchst unterschiedliche Lage der
Betroffenheit:
- Branchen, die schließungsbedingt auf null herunterfahren mussten,
haben in der Zwischenzeit wieder einiges aufgeholt, etwa die
Friseure, Masseure und andere Dienstleister.
- Manche Branchen wie das Baugewerbe, der Holzbau und manche
Baunebengewerbe, konnten während des unmittelbaren Corona-Shutdowns
weiterarbeiten, wofür sich die WKS besonders eingesetzt hat.
- Massiv unter den Schließungen gelitten haben hingegen Zulieferer
zum Tourismus wie Veranstaltungstechniker, oder konsumnahe Branchen
wie Floristen. Generell zeichnet sich das Bild ab, dass konsumnahe
Sektoren und Dienstleister stärker unter Druck gekommen sind als
produktionsorientierte Gewerbebetriebe. Ebenso waren kleine
Unternehmen bis zu neun Beschäftigten stärker vom Shutdown betroffen
als größere Unternehmen.
Salzburgs Betriebe im Bereich Gewerbe und Handwerk setzten in erster
Linie als Reaktion auf die Corona-Krise auf den Abbau von Urlaub und
Überstunden (53%), auf die Einführung von Kurzarbeit (56%) und auf
die Reduktion beim Einkauf (37%). Nur 24% der Betriebe haben
Investitionsvorhaben abgebrochen (Österreich 31%). 35% nutzten oder
werden noch Stundungen und Herabsetzungen von Steuervorauszahlungen
nutzen, 32% den Härtefallfonds und 26% Überbrückungsgarantien für
Betriebsmittelkredite über die Hausbank.
Es geht langsam, aber kontinuierlich bergauf
„Salzburgs Mittelstand in Gewerbe und Handwerk hat sich einmal mehr
sehr flexibel gezeigt. Wir haben den Lockdown mit Blessuren
gemeistert. Jetzt geht es um die Rückkehr zu gewohnten Umsatzhöhen“,
stellt Mikl fest. Hier zeichnen sich eine erfreuliche Tendenz ab,
denn für die Mehrheit der Betriebe dürfte die Krise möglicherweise
noch heuer bewältigt sein:
- Rd. 30% der Salzburger Gewerbe- und Handwerksbetriebe haben das
Vorkrisenniveau mit Ende Mai bereits wieder erreicht (Österreich:
22%).
- 40% erwarten, dass bis Jahresende zum Vorkrisenniveau
aufgeschlossen werden kann, vorausgesetzt, es gibt keine zweite
geschäftshemmende Welle.
- Rd. 30% gehen davon aus, erst 2021 den Weg zurück zum Umsatzniveau
von 2019 zu schaffen.
- Österreichweit (hier gibt es keine Salzburger Daten) erwarten nur
ein Prozent der Gewerbe- und Handwerksunternehmen, dauerhaft
schließen zu müssen.
- In der KMU Forschung Austria geht man auf Basis von
Sonderauswertungen davon aus, dass es zwar Einbußen im Gewinn geben
wird, aber bei vielen Betrieben sich den-noch schwarze Zahlen
ausgehen.
Sparte hofft auf mehr Rückenwind von der Politik
Die Daten der KMU Forschung Austria lassen jedenfalls den Schluss zu:
„Es geht langsam, aber kontinuierlich bergauf“, zieht Mikl das
Resümee aus den Umfragen. Umso mehr hofft man jetzt auf genügend
Rückenwind von Seiten der Politik. Denn auch wenn es nun erste
Zeichen der Erholungen gibt, rechnet man in der Sparte Gewerbe und
Handwerk nach dem Abarbeiten der aufgeschobenen Aufträge aus der
Corona-Zeit mit einer Auftragslücke spätestens 2021. „Diese
Konjunkturdelle können wir uns nicht mehr leisten“, betont Mikl.
Der Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk fordert daher eine
Neuauflage des Handwerkerbonus. Beim 2014 eingeführten Modell —
eigentlich ein Bonus für Konsumenten — konnten Privatpersonen eine
Förderung von bis zu 600 € für die Renovierung, Erhaltung oder
Modernisierung ihres Hauses oder ihrer Wohnung in Anspruch nehmen.
Gefördert wurden die Kosten für Arbeitsleistungen von Handwerkern und
befugten Gewerbetreibenden im Ausmaß von 20%, gedeckelt mit 3.000 €
ohne Umsatzsteuer. 2017 ist das Modell ausgelaufen. Es hat laut
Studien über 210 Mill. € an zusätzlichen Aufträgen ausgelöst.
„Der Handwerkerbonus, diesmal breiter aufgestellt und mit längerer
Gültigkeitsdauer, bringt erneut eine Win-win–Situation für
Unternehmen, Konsumenten und den Fiskus. Die Schwarzarbeit wurde
durch den Handwerkerbonus zurückgedrängt. Gleichzeitig wurden die
Ausgaben für die Förderungen durch zusätzliche Steuereinnahmen mehr
als kompensiert“, verweist Mikl auf die positiven Erfahrungen.
Ebenso befindet sich auf der Wunschliste der Sparte Gewerbe und
Handwerk einen Investitionsfreibetrag (20%) auf Investitionen in
maschinelle Anlagen, immaterielle Wirtschaftsgüter (z. B. Software)
und die Sanierung und Umbau von Gebäuden, sowie einen erhöhten
Investitionsfreibetrag bei energieeffizienten Neubauten und
thermische Gebäudesanierungen.
Lehrlinge: „Wir bilden weiter aus!“
Eher erfreulich sieht die Personalplanung der Betriebe bis September
2020 aus: 29% wollen den Beschäftigtenstand erhöhen (Vorjahr: 21%),
68% den Personalstand konstant halten und 3% der Betriebe den
Personalstand verringern (im Schnitt um drei Personen).
Noch lange nicht problematisch sieht man in der Sparte Gewerbe und
Handwerk die Lehrlingssituation: „Wir bilden weiter aus“, betont
Mikl, der auf 1.390 aktive Lehrlingsausbildungsbetriebe verweist,
deren Zahl in der Krise nur um 3% verringert wurde. Derzeit befinden
sich mit Ende Mai 3.637 Lehrlinge in Ausbildung (-1,3%). Und noch
immer gibt es im Bereich Gewerbe und Handwerk einen Überhang an
offenen Lehrstellen gegenüber Lehrstellensuchenden.
Eine große Hilfe stellt in diesem Zusammenhang der Lehrlingsbonus der
Bundesregierung dar, der seit vergangener Woche beantragt werden
kann. Er ist ein wichtiges Signal an die Ausbildungsbetriebe, auch
2020 wieder auf die Lehre als Fundament unserer Fachkräfte zu setzen.
„Denn spätestens nach der Überwindung der Corona-Wirtschaftskrise
sind wir wieder mit einem demografisch bedingten Fachkräftemangel
konfrontiert. Die Sparte Gewerbe und Handwerk setzt daher weiterhin
massiv auf die Lehre als Basis der Qualifikation im Betrieb!“
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | WKS






