- 24.03.2020, 22:00:01
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TIROLER TAGESZEITUNG "Leitartikel" Mittwoch, 25. März 2020, von Alois Vahrner: "Wohl noch länger keine Normalität"
Innsbruck (OTS) - Es ist leider unwahrscheinlich, dass die
Österreicherinnen und Österreicher in der Corona-Krise nach Ostern
relativ bald zu einer Art Normalität zurückkehren können. Das wird
wohl auch danach noch Monate dauern.
Halten Sie durch!“, appellierte Bundeskanzler Sebastian Kurz letzten
Freitag an die Bevölkerung. Da war das Land im Kampf gegen die
Corona-Ausbreitung gerade einmal den fünften Tag im verordneten
„Notbetrieb“ mit gesperrten Schulen, Universitäten, Kindergärten,
Kirchen, Gastronomiebetrieben, Skigebieten, weiten Teilen des
Handels, dem Aus für alle Veranstaltungen und einer rigiden
Ausgangsbeschränkung für die Bevölkerung.
Nach Verschärfungen im Stakkato ist Österreich mittlerweile knapp
eineinhalb Wochen im absoluten Ausnahmezustand – und die Menschen
machen in weiten Teilen ausgezeichnet mit. Und es gibt vielerorts im
Land sehr, sehr positive Zeichen der Solidarität und Hilfeleistung.
Aber überall dort, wo es bewusste und provokante Verstöße gibt, muss
von der Polizei im Sinne aller, vor allem aber der besonders
gefährdeten älteren Bevölkerung, hart durchgegriffen werden – und das
auch unter Ausschöpfung des sehr schmerzhaften finanziellen
Strafrahmens.
Noch funktioniert das österreichische Gesundheitswesen, die
Corona-Infektionszahlen gehen aber weiter steil nach oben. Diese
Kurve muss noch deutlich flacher werden – und letztlich zumindest so
flach, dass es dann nicht mehr Neuansteckungen als nach zwei Wochen
genesene Patienten gibt.
Noch ist leider unabsehbar, wann es Medikamente oder eine Impfung
gegen Covid-19 geben wird. Mit einer Impfung rechnen Experten erst
2021, ein wirksames Medikament gegen das neue Virus könnte es etwas
rascher geben.
Weltweit (außer im Herkunftsland China, wo man das Ärgste
überwunden zu haben glaubt) werden die Notfall-Maßnahmen in rasantem
Tempo verschärft. Wer zu spät dran ist oder zu wenig konsequent
reagiert, dem droht eine außer Kontrolle geratene Lage wie in
Italien.
In Österreich ist der Notbetrieb mit all seinen Einschränkungen
für Gesellschaft und Wirtschaft vorerst einmal bis Ostermontag
fixiert. Dass danach in den Normal-Modus gewechselt werden kann, ist
völlig ausgeschlossen. Mangels flächendeckender Testungen tappt man
vielfach zu sehr im Dunkeln. Möglicherweise gibt es – und das hängt
allein von der Infektions-Entwicklung ab – nach Ostern einige
Erleichterungen, dafür könnten an anderer Stelle aber auch neue
Einschränkungen oder Verschärfungen kommen, heißt es aus
Regierungskreisen. Ohne raschen Durchbruch der Forscher für ein
Medikament wird uns die Corona-Krise heuer leider noch länger im
Würgegriff behalten.
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