Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 16. Dezember 2019. Von CORNELIA RITZER. "So ruiniert man Klima-Ambitionen".
Innsbruck (OTS) - Die Weltklimakonferenz in Madrid ging fast ergebnislos zu Ende. Zwei Wochen lang drückten die Industriestaaten die Erwartungen nach unten. Der Druck auf den Green Deal der EU wächst, er darf nicht scheitern.
Ohne nennenswerte Fortschritte im Kampf gegen die Erderwärmung ging gestern der UNO-Klimagipfel in Madrid zu Ende. Das, was von zwei Wochen Verhandlungen und Debatten übrig blieb, enttäuscht Umweltschutzorganisationen, aber auch Politiker können nicht zufrieden sein. Denn zurück bleiben Hunderttausende junge Menschen, die sich bei Klima-Protesten engagieren und die nun wütend sind. Angesichts von Warnungen von Wissenschaftern und Experten ist die Tatsache, dass der Klimaschutz das Gebot der Stunde ist und die Zeit für echte Maßnahmen drängt, in der breiten Öffentlichkeit angekommen. Hitzesommer, Umweltkatastrophen und steigende Meeresspiegel als Folge des Klimawandels können nicht geleugnet werden. Umso bitterer die Enttäuschung, dass am Schluss der Klimakonferenz in der spanischen Hauptstadt nicht mehr als die Mahnung an die rund 200 Staaten steht, ihre Klimaschutzziele für 2030 im nächsten Jahr möglichst zu verschärfen.
Zugegeben – die Erwartungen an die diesjährige Welt-Klimakonferenz waren gering. Bereits im Vorfeld betonten Klima-Verhandler, dass das Treffen von fast 200 Staaten kein großer Wurf werde. Denn auf der Agenda stehe nur Technisches: Vertragsinhalte aus dem so genannten Rulebook für die Pariser Klimaziele, über die man sich im Vorjahr im polnischen Kattowitz nicht einigen konnte, sollten ausformuliert werden. Und überhaupt sei die Konferenz im nächsten Jahr viel wichtiger, wenn erstmals die nachgeschärften Klimaziele und die konkreten Maßnahmen, wie man den CO2-Ausstoß messbar minimieren will, auf den Tisch gelegt werden müssen. Immerhin konnte man sich zur Formulierung durchringen, dass es hier noch eine „bedeutende Lücke“ zwischen Zusagen und realen CO2-Einsparungen gibt. Das bedeutet schlicht, dass die Staaten ihren Zielen hinterherhinken.
Nach dieser ergebnislosen Klimakonferenz wächst der Druck auf die Europäische Union. Die EU-Kommission hat sich im Rahmen ihres Green Deals ehrgeizigen Zielen verschrieben, mit einem Wirtschaftspaket soll die EU bis 2050 klimaneutral werden, es sollen also keine Emissionen mehr in die Atmosphäre gelangen, die nicht ausgeglichen werden können. Damit wolle man als Beispiel vorangehen und andere Staaten zu mehr Ambition motivieren. Doch wie schwierig das ist, zeigte sich nun in Madrid. Konferenzen ohne Fortschritte und Vorhaben, die durch Blockaden scheitern, gibt es bereits zu viele.
Rückfragen & Kontakt:
Tiroler Tageszeitung
0512 5354 5101
chefredaktion@tt.com