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Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtungen sind keine Gefängnisse

Österreich (OTS) -


Vorgeschichte

Die äußerst missverständliche APA-OTS-Aussendung vom 20.11.2019 wurde durch einen Ö1-Beitrag im Morgenjournal vom 25.11.2019 dankenswerter Weise wieder relativiert. Während es zuerst hieß, dass „80 – 90 % der etwa 10.000 vom Freiheitsentzug betroffenen Kinder in den sozialpädagogischen Einrichtungen festgehalten“ werden, reduzierte sich die wirkliche Zahl der Kinder im Ö1 Morgenjournal nun auf 1.000. Und auch diese Kinder wurden in den wenigsten Fällen einfach festgehalten, sondern es wurden diverse freiheitsentziehende Maßnahmen von den Einrichtungen selbst an das „Vertretungsnetzwerk“ gemeldet! Dazu gehört z.B. auch die ärztliche Verschreibung von Psychopharmaka.

Keine Gefängnisse in der Kinder- und Jugendhilfe

Der erweckte Eindruck, dass 90 % der Kinder in der Jugendhilfe eingesperrt seien, ist völlig haltlos. Im Gegenteil: Von der Jugendhilfe selbst wurden diese freiheitsentziehenden Einzelmaßnahmen gemeldet. Wenn man solches auch von „normalen“ Familien verlangte, benötigte man tausend Mal mehr Personal im Vertretungsnetzwerk. Eben weil die österreichische Kinder- und Jugendhilfe die Freiheitsrechte so ernst nimmt, gibt es bei uns - im Unterschied zur Schweiz oder zu Deutschland - schon lange keine geschlossenen Jugendhilfeeinrichtungen mehr.

Ausreichendes Personal und qualifizierte Ausbildung

Die beste Prävention vor Einzelfall-bezogenen Freiheitsentzug in den Jugendhilfeeinrichtungen ist aus Sicht des Dachverbandes Österreichischer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen (DÖJ) ausreichendes Personal: Ausreichend, um sich den individuellen Bedürfnissen der einzelnen Kinder widmen zu können und ausreichend, um in Form doppelter Besetzung auch für Krisensituationen gerüstet zu sein.
Eine qualifizierte Ausbildung für das Fachpersonal in der Kinder- und Jugendhilfe ist die andere präventive Maßnahme, um freiheitsentziehende Maßnahmen hintanhalten zu können. In diesem Zusammenhang fordert der DÖJ eine Vereinheitlichung und Verbesserung der Ausbildung für sozialpädagogischen Fachkräfte in der Jugendhilfe. Der aktuell vorhandene „Fleckerlteppich“ bezüglich sozialpädagogischer Ausbildungen behindert die fachliche Weiterentwicklung. Die unterschiedlichen Qualifizierungsvoraussetzungen der Länder erschweren den bundesweit flexiblen Einsatz dringend benötigter Fachkräfte.

Rückfragen & Kontakt:

Dachverband Österreichischer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen
Gerald Herowitsch-Trinkl
Obmann DÖJ
0699/11888019
office@doej.at

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