Konjunkturumfrage bestärkt Goach: „Kärnten hat ein Struktur- und kein Konjunkturproblem!“
„Kärnten hat in den vergangenen Jahren einen klaren Aufholprozess vollzogen. Dieser muss nun durch wohldurchdachte Strukturpolitik verstärkt werden!“, so Günther Goach.
Klagenfurt (OTS) - 242 Betriebsräte nahmen heuer an der AK-Umfrage teil, sie präsentieren knapp 60.500 Kärntner Beschäftigte. Das sind rund 29 Prozent. Die Ergebnisse wurden vom Joanneum Research wissenschaftlich ausgewertet. Das Stimmungsbild der Kärntner Betriebsräte verschlechterte sich im Vergleich zum Vorjahr und ist damit im Einklang mit den nationalen und internationalen Erwartungen. „Die Erwartungen divergieren stark zwischen den Branchen. Da der Anteil des produzierenden Gewerbes bei den befragten Betriebsräten jedoch überrepräsentiert ist, wird dieser Befund ohne Stratifizierung überschätzt“
, weiß Eric Kirschner, wissenschaftlicher Begleiter und Head of Research Group vom Joanneum Research.
Fachkräftemangel sticht hervor
„Der Fachkräftemangel wurde zum vierten Mal in Folge als wachsendes Problem empfunden und hat sich im Vergleich zum Vorjahr verschärft, wobei Bauwesen und Gastronomie besonders stark betroffen sind“
, hebt Goach ein zentrales Ergebnis der Umfrage hervor. Ein Drittel aller Befragten kann offene Stellen nicht besetzen. Trotz sinkender Erwartungen an die Auftragslage, sind Personalaufbaumaßnahmen geplant. Diese übersteigen zudem deutlich und branchenübergreifend die geplanten Abbaumaßnahmen. Die Bereitschaft der Betriebe zur Ausbildung von Lehrlingen blieb größtenteils unverändert.
„Es kann nicht sein, dass wir eine hohe Arbeitslosenrate haben aber Personal suchen“
, so der AK-Präsident und erklärt: „Die Anforderungen an die Arbeitnehmer steigen weiter, Niedrigqualifizierte werden die Verlierer sein. Der bestehende Mismatch am Kärntner Arbeitsmarkt droht sich auszuweiten. Und die Problematik betrifft nicht nur Fachkräfte im engeren Sinn. Die Ergebnisse deuten auf einen generellen Arbeitskräftemangel, der sich mit der demografischen Entwicklung verschärfen wird, hin.“
Dem Fachkräftemangel könne man nur mit einer gut geplanten Strukturpolitik entgegentreten, betont Goach und fordert deshalb: „Die verstärkte Förderung von Aus- und Weiterbildung, das Erwerben von Schlüsselkompetenzen oder auch die Weiterentwicklung der Social Skills müssen auf der Agenda von Politik, AMS und den Sozialpartnern stehen.“
Ins gleiche Horn stößt auch Kirschner: „Der strukturelle Wandel verändert die Nachfrage am Arbeitsmarkt. Es werden vor allem Hoch- und Höherqualifizierte sein, die profitieren werden – und hier im Besonderen Menschen mit einer technisch-naturwissenschaftlichen Ausbildung. Unsere Analysen haben gezeigt, dass der Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern unter derzeitigen Rahmenbedingungen am Arbeitsmarkt nicht zu decken sein wird. Es ist eben eine Höher- und Umqualifizierung erforderlich, um die ‚Verlierer‘ des strukturellen Wandels am Arbeitsmarkt integrieren zu können. ‚Problemgruppen‘ müssen gezielt unterstützt werden, die bestehende signifikant niedrigere Teilnahme von Geringqualifizierten an Bildung, Ausbildung und Qualifizierungsmaßnahmen ist hier ein zentrales Problem bzw. eine Kernherausforderung. Diese Personengruppen müssen erreicht werden. Angebote an Arbeitslose und für Gefährdete müssen gemeinsam mit Unternehmen bzw. Betriebsräten entwickelt werden. Das bedeutet auch: individuelle Beratung, um ‚Lebenslanges Lernen‘ für alle ermöglichen zu können.“
Goach hebt die neue Weiterbildungsplattform AK digi:check hervor. „Digitale Skills werden überall im Job gebraucht. Egal ob am Bau, im Verkauf oder im Büro. Aus diesem Grund fördern wir unsere Mitglieder mit kostenlosen, maßgeschneiderten Weiterbildungskursen.“
Förderung von Älteren, Frauen, gering Qualifizierten
Der Arbeitsmarkt wird für Problemgruppen (ältere Arbeitnehmer, gering Qualifizierte) zusehends schwieriger. Lebensbegleitendes Lernen wird für alle Zielgruppen unabdingbar. „Traditionelle Rollenbilder müssen aufgebrochen und brachliegende Potentiale gehoben werden. Berufliche Entwicklungsmöglichkeiten müssen insbesondere für Frauen verbessert werden. Mädchen und Frauen müssen für technische Berufe interessiert und qualifiziert werden. Flächendeckende, ganztägige Kinderbetreuungseinrichtungen müssen kontinuierliche Erwerbskarrieren ermöglichen“
, fordert Goach. Auch die Aktion 20.000 müsse wiedereingeführt und weiterentwickelt werden.
Keine Rezession
Die Investitionserwartungen sind 2019 zwar leicht rückläufig, jedoch noch immer auf einem hohen Niveau. Hier sind keine Anzeichen für eine Rezession bzw. eines deutlichen Abschwungs zu erkennen. Vorwiegend die exportintensive Sachgütererzeugung trübt das Bild. „Auch dieses Ergebnis bestätigt, dass es keine Rezession – wie z.B. von der Industriellenvereinigung geäußert – gibt, sondern ein grundlegendes Strukturproblem!“
, so Goach.
Regionen gezielt fördern
Der Kärntner Zentralraum wächst, während vor allem periphere Regionen von Abwanderung betroffen sind. Gerade Randregionen sind von einem starken Zentralraum abhängig. „Es bedarf daher einer räumlich differenzierten Regionalpolitik mit angepassten Strategien. Die jeweiligen regionalen Stärken sind zu entwickeln, um das Gesamtwachstum zu optimieren“
, unterstreicht Goach. Über eine Verbesserung des öffentlichen Verkehrs müssen die Erreichbarkeit und die Mobilität gefördert werden. Die sich beschleunigende Digitalisierung erfordert den lückenlosen landesweiten Ausbau der Breitbandinfrastruktur.
Details zur Umfrage
Befragt wurden heuer im September Betriebsräte in den Branchen Herstellung von Waren; Energie- und Wasserversorgung, Entsorgung und Rückgewinnung; Bauwesen; Handel, Reparatur; Verkehr und Lagerei; Beherbergung und Gastronomie; Information und Kommunikation; Finanz- und Versicherungsdienstleistungen; Wirtschaftsdienste; Öffentliche Verwaltung, Unterrichtswesen, Gesundheits- u. Sozialwesen; sowie Sonstige Dienstleistungen. Detailergebnisse sind auf kaernten.arbeiterkammer.at/konjunkturzu finden.
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