Stephansdom-Wiedererbauer, Sozialvisionär und Gründer der Jungarbeiterbewegung
Dr. Bruno Buchwieser (1919 – 1993) wäre am 5. November 2019 hundert Jahre alt geworden
Wien (OTS) - Im Jahr 1946 wurde der junge Bauunternehmers-Sohn Bruno Buchwieser zum Einsatzleiter für den Wiederaufbau des Wiener Stephansdoms bestellt. Der Dom war nach dem Zweiten Weltkrieg durch Kriegsbombardements schwer beschädigt. Bruno Buchwieser half nicht nur mit zahlreichen jungen Arbeitern mit, den Dom wiederaufzubauen. Um das Wohnproblem für sie zu lösen, adaptierte er außerdem gemeinsam mit ihnen eine nahe Bombenruine in der Himmelpfortgasse zu einem „Jungarbeiterinternat“. Dort gründete er gemeinsam mit Gleichgesinnten die „Österreichische Jungarbeiterbewegung“.
In den folgenden Jahrzehnten entwickelte Dr. Bruno Buchwieser die ÖJAB – Österreichische Jungarbeiterbewegung zu einem unabhängigen gemeinnützigen Verein, zu einer Jugendorganisation und zu einem großen sozialen Werk in Österreich. Buchwiesers zentrale Themen waren gemeinsames Wohnen, Ausbildung, Integration benachteiligter Menschen, Katastrophen- und Flüchtlingshilfe, generationenübergreifender, europäischer und globaler Zusammenhalt.
In all diesen Bereichen ist die ÖJAB heute für junge und alte Menschen aktiv, an 40 Standorten in Österreich, mit über 650 Angestellten und ungezählten Freiwilligen.
Bruno Buchwieser wollte stets Hilfe leisten, wo sie wirklich benötigt wurde, unbürokratisch und oft spontan. Kommende gesellschaftliche Entwicklungen erkannte er früh und handelte danach. So entstand die Vielfalt sozialen Engagements, welche die ÖJAB heute prägt.
Buchwiesers Kernanliegen war es, jungen Menschen an ihrem Ausbildungsort einen leistbaren Wohnplatz zu bieten, an welchem sie überdies ein familiäres Zuhause und eine Gemeinschaft finden und Lebenserfahrungen sammeln können. Heute bietet dies die ÖJAB in 29 Studierendenwohnheimen. Sie ist damit eine der größten gemeinnützigen Heimträgerorganisationen in Österreich.
Als 1956 Ungarnflüchtlinge nach Österreich kamen, war es für Buchwieser selbstverständlich, einen Teil von ihnen in ÖJAB-Häusern aufzunehmen. Seit damals beherbergt und betreut die ÖJAB auch Flüchtlinge.
Bereits Anfang der 1950er trat Bruno Buchwieser für die Vision eines vereinten Europas ein. Er war Mitbegründer der Europahäuser, die auch heute noch eigenständig europabezogene Bildungsveranstaltungen durchführen, und stand ihnen von 1964 bis 1986 europaweit als Präsident vor. Heute ist die Europäische Union Realität geworden. Die ÖJAB ist innerhalb der EU vernetzt und beispielsweise im Rahmen von „Erasmus+“ aktiv.
Buchwieser wollte benachteiligten jungen Menschen durch gezielte Unterstützung und durch eine Ausbildung zur Selbständigkeit verhelfen. Er schuf Mitte der 1960er Jahre das Berufspädagogische Institut (BPI) der ÖJAB in Mödling. Heute finden jährlich rund 2.000 junge Menschen und Erwachsene am BPI sowie in ÖJAB-Produktionsschulen konkrete Unterstützung für eine selbstständige Lebensführung.
Bruno Buchwieser dachte schon früh global: Er begann 1961, Jugendliche aus Obervolta, dem heutigen Burkina Faso, in der ÖJAB in Österreich auszubilden. Hilfe zur Selbsthilfe war sein Ziel. Damit wurde er zu einem Pionier der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit mit Burkina Faso und zu Österreichs erstem Konsul dieses Landes. Die von ihm 1970 gegründete Dr. Bruno Buchwieser-Schule in der Hauptstadt Ouagadougou besteht heute noch und unterrichtet jährlich über 1.000 Schülerinnen und Schüler in technischen Fächern. Die ÖJAB führt bis heute in diesem westafrikanischen Land Projekte der Entwicklungszusammenarbeit durch.
1965 begann Bruno Buchwieser eine langfristige Kooperation mit der japanischen Jugendorganisation YUAI der Familie Hatoyama. Ihre auf Richard Coudenhove-Calergi fußende völkerverbindende Ethik erschien ihm wesentlich. Bis heute haben Jugendaustausche und Kooperationsprojekte mit der YUAI und anderen japanischen Partnern in der ÖJAB ihren Platz.
Ende der 1970er Jahre setzte sich Buchwieser dafür ein, dass seine Jugendorganisation ÖJAB auch alte Menschen durch gemeinsames Wohnen und Pflege unterstützt. Denn die damaligen Angebote für alte und pflegebedürftige Menschen in Österreich waren nicht ausreichend. „Der Jugend eine Chance geben und für alte Menschen da sein
“, nannte Bruno Buchwieser als seine Leitidee. Heute führt die ÖJAB je ein Pflegewohnhaus in Wien, Güssing und Salzburg und leistet außerdem in Wien Hauskrankenpflege.
1953 verlieh die Stadt Wien Dr. Bruno Buchwieser den Dr. Karl Renner-Preis für sein Jungarbeiterdorf Hochleiten. 1960 zeichnete ihn die Republik Österreich durch das Silberne Ehrenzeichen aus. Außerdem erhielt er hohe Auszeichnungen österreichischer Bundesländer sowie von Burkina Faso.
Bis zu seinem Tod am 15. Dezember 1993 war Dr. Bruno Buchwieser Präsident der ÖJAB. „Seitdem führen Nachfolgegenerationen sein Lebenswerk, die Österreichische Jungarbeiterbewegung, mit Herz und Hirn in seinem Sinne weiter“, beschreibt der heutige Präsident der ÖJAB, Wilhelm Perkowitsch. „Bruno Buchwieser wollte europäische Zusammenarbeit, das Miteinander verschiedener Generationen und eine Unterstützung für Menschen mit sozialen Benachteiligungen. Dies ist auch heute und in Zukunft unser Auftrag.
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Am 5. November 2019 wäre Dr. Bruno Buchwieser hundert Jahre alt geworden. Die Jungarbeiterbewegung gedenkt an diesem Tag ihrem Gründer und jahrzehntelangen Präsidenten an dessen Grab am Hietzinger Friedhof in Wien und im Wiener Stephansdom.
Pressefotos – Download in Druckqualität: www.oejab.at/ueber-die-oejab/presse-medien
Gedenkmesse für Dr. Bruno Buchwieser
Die Messe wird von Dompfarrer Toni Faber unter der Mitwirkung von ÖJAB-Ehrenmitglied Pater Anton Bruck zelebriert.
Datum: 05.11.2019, 18:00 - 19:30 Uhr
Ort: Stephansdom
Stephansplatz 3, 1010 Wien, Österreich
Rückfragen & Kontakt:
ÖJAB, Mag. Wolfgang Mohl, Öffentlichkeitsarbeit, 01 5979735-826, wolfgang.mohl@oejab.at