• 23.09.2019, 11:37:36
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80 Jahre Beginn Zweiter Weltkrieg: „kreuz und quer“-Dokudrama „Schwester Courage“ am 24. September um 22.35 Uhr in ORF 2

Über den Widerstand der Ordensfrau Anna Bertha Königsegg gegen das NS-Euthanasieprogramm – mit Maria Happel und Constanze Passin

Utl.: Über den Widerstand der Ordensfrau Anna Bertha Königsegg gegen
das NS-Euthanasieprogramm – mit Maria Happel und Constanze
Passin =

Wien (OTS) - Das „kreuz und quer“-Dokudrama „Schwester Courage“
dokumentiert am Dienstag, dem 24. September 2019, um 22.35 Uhr in ORF
2 den Widerstand der Vinzentinerin Anna Bertha Königsegg gegen das
Euthanasieprogramm des Nazi-Regimes. Im Rahmen des
ORF-Zeitgeschichteschwerpunkts „80 Jahre Beginn Zweiter Weltkrieg“
ruft Regisseur Klaus T. Steindl diese heute fast vergessene
Widerstandsfigur in Erinnerung, fragt nach dem Menschen Anna Bertha
Königsegg und würdigt ihr Vermächtnis. Um 23.25 Uhr folgt Christian
Rathners Film „Der Friede kommt nicht durch Gewalt – Kolumbien ringt
um Versöhnung“.

„Schwester Courage“ – ein Film von Klaus T. Steindl

„Schwester Courage“ – eine Koproduktion von ORF, Metafilm und BMBWF,
gefördert von Fernsehfonds Austria und CINE ART – beleuchtet das
Schicksal einer „tragischen Heldin“: Anna Bertha Königsegg,
Visitatorin der Barmherzigen Schwestern in Salzburg, kämpfte gegen
die systematische Tötung von Menschen mit Behinderungen in der
sogenannten „Aktion T4“ der Nationalsozialisten – „T4“ stand für die
Organisationszentrale mit der Berliner Adresse Tiergartenstraße 4.
Ihr Gewissen ließ Anna Bertha Königsegg handeln, als andere
wegschauten: Trotz der Gefahr, verhaftet und in ein
Konzentrationslager überstellt zu werden, setzte sich die Ordensfrau
für Menschen ein, die im „Dritten Reich“ vernichtet werden sollten.
In der „Aktion T4“ ermordeten die Nationalsozialisten ab 1940
systematisch Menschen mit körperlichen und geistigen
Beeinträchtigungen. Als die Schergen der Salzburger Gauleitung die
Heime ihres Ordens räumen und die Schützlinge ermorden wollten,
stellte sich Königsegg entschlossen dagegen – dennoch konnten nur
wenige gerettet werden.

Für die filmische Umsetzung beschreitet Drehbuchautor und Regisseur
Klaus T. Steindl den Weg der maximalen Reduktion: Die Handlung des
Dokudramas „Schwester Courage“ spielt in einem einzigen Raum,
zeitlich verdichtet auf einen Nachmittag. Eine junge Journalistin
(Constanze Passin), die mit ihren Eltern die Naziherrschaft im Exil
überlebt hat, besucht kurz nach Kriegsende die Ordensfrau Anna Bertha
Königsegg (Maria Happel), um mit ihr ein Interview zu führen. Sie hat
vom sogenannten „Euthanasie“-Programm der Nazis gehört und ist bei
ihren Recherchen auf die Heime der Salzburger Barmherzigen Schwestern
und auf den Namen der damals zuständigen Visitatorin gestoßen. Das
Interview entwickelt sich zu einem spannenden Ringen zwischen einer
hartnäckigen säkularen Frau und einer gläubigen Katholikin, die sich
anfangs skeptisch gegenüberstehen, aber zunehmend erkennen, dass sie
dasselbe Ziel verfolgen: eines der furchtbarsten Verbrechen der
Menschheitsgeschichte ans Licht zu bringen.

Im Jahr 1948 tauchten die ersten Artikel über Anna Bertha Königsegg
und ihre Taten in mehreren Zeitungen auf. Die Öffentlichkeit begann
sich zaghaft für die Geschichte zu interessieren, Journalisten
bereiteten die Inhalte auf und starteten Recherchen. Die Journalistin
im Film steht für diejenigen, die dem Fall nachgingen, stellt die
Fragen, die damals gestellt wurden. Zusätzliche Spannung entsteht im
Film durch die eingefügten dokumentarischen Elemente: neu entdecktes,
bewusst gegen Menschen mit Behinderung manipulierendes
Propagandamaterial des „Dritten Reichs“, historische Filmaufnahmen,
Fotos, Originaldokumente sowie Interviews mit Historikern und
Zeitzeugen wie Walter Thaler, dem Bruder eines von den Nazis
ermordeten Kindes.

Die Dreharbeiten zu den Spielszenen fanden im Wiener
Franziskanerkloster im 1. Bezirk statt, für die Dokumentarszenen
wurde an Original-Locations gefilmt wie z. B. im Mutterhaus der
Barmherzigen Schwestern in Salzburg, im Wohnheim für Menschen mit
Beeinträchtigung Schloss Schernberg oberhalb von Schwarzach im Pongau
und in der früheren Nazi-Tötungsanstalt Schloss Hartheim westlich von
Linz.

Regisseur Klaus T. Steindl: „Ich mache seit 25 Jahren Dokumentarfilme
über historische Themen für Zuschauer/innen rund um die Welt. In der
Beschäftigung mit Anna Bertha Königsegg kristallisierte sich für mich
immer stärker heraus, dass wir für dieses Thema, diese Person, die
herkömmliche Doku-Dramaturgie aufbrechen müssen. Die Inszenierung als
intensives, intimes Kammerspiel ohne Sprechertext stellt für mich die
einzige Form dar, das Publikum in die Story hineinzuziehen. Präsenz
und Können der Darstellerinnen sind so wichtig wie in einem
Spielfilm, gleichzeitig ist alles historisch belegt wie in einer
klassischen Dokumentation. In den Spielszenen entspinnt sich ein
offener Dialog über Sinn, die Motivation, sich für andere
einzusetzen, aber auch zu Fragen nach Gott angesichts der Millionen
Toten des Zweiten Weltkriegs. Im Zentrum steht die Problematik, wie
man es schafft, nicht Handlanger eines verbrecherischen Regimes zu
werden: Welche Alternativen hatte man? Wie ist es, wenn man spürt,
man muss etwas tun – aber weiß, das Handeln kann den eigenen Tod
bedeuten? Wir kennen jetzt viele Antworten. Wissenschafter/innen
recherchierten die Geschichte, fanden Akten, Briefe, Eingaben,
Zeugen, Erinnerungen, Niederschriften von Beteiligten, um die
tragischen Ereignisse rund um den Abtransport der Heimbewohner/innen
aus Schernberg und Mariathal zu rekonstruieren. Es ist ein Film über
Zivilcourage, Haltung und Mut zur Menschlichkeit, auch wenn es das
eigene Leben kosten kann.“ – „Die Macht des Bösen lebt von der
Feigheit der Guten!“ (Anna Bertha Königsegg).

„Der Friede kommt nicht durch Gewalt – Kolumbien ringt um Versöhnung“
– Ein Film von Christian Rathner

Der Friedensvertrag, den die kolumbianische Regierung unter Präsident
Juan Manuel Santos mit den linken Rebellen der FARC (Fuerzas Armadas
Revolucionarias de Colombia) ausgehandelt hat, wurde weltweit als
mutiger Schritt zum Frieden in einem von Gewalt schwer gezeichneten
Land begrüßt.
Mittlerweile ist die Euphorie weitgehend verflogen. Der Vertrag wird
vom neu gewählten Präsidenten Iván Duque in Zweifel gezogen. Aber
selbst wenn er von allen eingehalten werden sollte, ist der Weg zum
Frieden im Land von Koka und Kaffee noch weit. Zwar ist der
Gewaltpegel insgesamt deutlich gesunken. Aber die sozialen
Unterschiede sind nach wie vor enorm. Menschenrechtsaktivisten, aber
auch ehemalige Rebellen sind ihres Lebens nicht sicher. Im Streit der
Banden, die ihr Territorium in den Barrios der Großstadt verteidigen,
sind nach wie vor Morde an der Tagesordnung. Seit den 1960er Jahren
sprechen in Kolumbien die Waffen. Ein endgültiger Ausweg aus dem
tödlichen Konflikt zwischen Militär, Guerilla, Paramilitärs und
Drogenbanden ist schwer zu finden. Aber er ist das Gebot der Stunde.

Claretinerpater Darío Echeverri González ist der Vertreter der
katholischen Bischofskonferenz von Kolumbien in der Nationalen
Versöhnungskommission und gleichzeitig deren Generalsekretär. Er hat
die Verhandlungen mit der FARC aus nächster Nähe miterlebt und gibt
im ORF-Gespräch zu bedenken, dass die Vereinbarung mit der größten
Rebellenorganisation des Landes nur ein Teil eines umfassenden
Friedensprozesses sein kann. Wesentlicher Teil dieses Prozesses ist
eine Erinnerungskultur. In Medellín haben Leidtragende der Gewalt mit
Unterstützung der Stadt ein eindrucksvolles „Haus der Erinnerung“
(Casa de la Memoria) eingerichtet. Es informiert über die vielfachen
Gründe des Konflikts und zeigt, wie die Gewalt in das Privatleben
einbricht. Denn es sind Väter und Mütter, Geschwister und Kinder, die
als Opfer in Erinnerung bleiben. Granada, eine Kleinstadt nahe der
Metropole Medellín, wurde im Krieg fast völlig zerstört. Auch dort –
wie in vielen Orten der Umgebung – ringt man nach allem, was
geschehen ist, um Versöhnung und Zukunft. Auch dort erinnert ein
„Raum der Erinnerung“ an die vielen, die der Gewalt zum Opfer
gefallen sind.

Selbsthilfegruppen versuchen, mit Hilfe engagierter Anwälte und
Anwältinnen, die Rechte der Opfer einzuklagen, wobei es in vielen
Fällen eine Hürde darstellt, überhaupt als Opfer anerkannt zu werden.
Viel bleibt noch zu tun, auch wenn in Medellín die Zeichen des
Neuanfangs unübersehbar sind. Die „Comuna trece“ zum Beispiel, ein
malerisch an Hügeln gelegener Stadtteil von Medellín, hat im Krieg
traurige Berühmtheit als Hotspot der Gewalt erlangt. Heute lockt die
„Gemeinde 13“ mit Rolltreppen Touristinnen und Touristen an und ist
ein Zentrum für Künstler/innen und Kreative.

Seit vielen Jahren versteht Gabriel Mejía Montoya, ein Claretiner wie
Darío González, die schwierige Lage seines Landes als
Herausforderung. Seine Sorge gilt vor allem jungen Menschen, denen
die Gewalt die Zukunft raubt. Mit seiner Stiftung „Fundación Hogares
Claret“ hilft er Straßenkindern und Straßenjugendlichen zurück in
geregeltes Leben. Jungen Menschen Bildung zu ermöglichen, das ist für
ihn die wichtigste Investition in eine Zukunft, in der der Friede
keine Utopie mehr ist.

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