- 31.03.2017, 13:54:24
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„kulturMontag“: Gefährdete Schreibschrift, Suchtfaktor Smartphone, Kinodoku über Goebbels-Sekretärin
Außerdem: Dokumentation „Out of Vienna – Wien erobert die Musikwelt“
Utl.: Außerdem: Dokumentation „Out of Vienna – Wien erobert die
Musikwelt“ =
Wien (OTS) - Der „kulturMontag“ am 3. April 2017 um 22.30 Uhr in ORF
2, den Clarissa Stadler präsentiert, befasst sich u. a. mit
unterschiedlichen Aspekten der Digitalisierung und ihren Folgen, so
u. a. mit dem gefährdeten Kulturgut Schreibschrift, das immer mehr
aus unserem Alltag verschwindet, aber auch – zehn Jahre nach
Erfindung des Smarthphones – mit der sogenannten „Nomophobie“, der
Sucht nach dem kleinen Kommunikator. Außerdem berichtet der
„kulturMontag“ über die neue Kino-Dokumentation „Ein deutsches
Leben“, die Einblicke in die Seele einer betont unpolitischen
Mitläuferin gibt: der erst im Jänner im Alter von 106 Jahren
verstorbenen ehemaligen Goebbels-Sekretärin Brunhilde Pomsel.
Anschließend an das Magazin steht die Dokumentation „Out of Vienna –
Wien erobert die Musikwelt“ (23.30 Uhr) von Barbara Weissenbeck und
Gerald Benesch auf dem Programm.
Der Kampf um die Buchstaben – Vom Schwinden der Handschrift
Mit zunehmender Digitalisierung ist die Kulturtechnik des Schreibens
von Hand zu einem schwindenden Gut geworden, selbst die Einkaufsliste
wird schnell ins Handy getippt. Einzelne Buchstaben auf Papier mit
der Hand zu verbinden, sei für viele Kinder derart mühsam, dass es zu
Schreibblockaden führe, erklärte Finnlands Bildungsministerin Minna
Harmann und ließ die Schreibschrift kurzerhand vom Unterrichtsplan
streichen. Auch Kanadas Schulen haben sich von der Schreibschrift mit
verbundenen Buchstaben verabschiedet, in den Niederlanden gibt es
Dutzende sogenannte Steve-Jobs-Schulen, in denen iPads Lehrbücher und
Hefte ersetzen. In Österreich sollen flächendeckend digitale
Tablet-Schulen eingeführt werden, wiewohl hierzulande nicht die Rede
davon ist, die Schreibschrift abzuschaffen. Dennoch: Immer mehr
Schüler/innen tun sich mit dem flüssigen Schreiben schwer, Buben
schneiden schlechter ab als Mädchen. Lehrer/innen sind sich freilich
sicher, dass die Handschrift das wichtigste Medium zur Aneignung der
Schriftsprache ist. Der „kulturMontag“ berichtet über den Kampf um
die Buchstaben.
Zehn Jahre Smartphone – Von der Sucht nach digitaler Kommunikation;
Philosoph Ralf Konersmann im Gespräch
Vor zehn Jahren kam das erste i-phone auf den Markt, heute ist ein
großer Teil der Menschheit via Smartphone ständig „on“: Telefonie war
gestern, heute kommunizieren wir auf allen Ebenen und das in
Echtzeit, permanent. Diese Sucht nach dem kleinen Kommunikator hat
sogar einen Namen: Nomophobie. Für den Kommunikationswissenschafter
der Universität Salzburg, Thomas Steinmaurer, ist das Smartphone gar
ein zusätzliches Sinnesorgan geworden, dem wir zu wenig Auszeit
gönnen. Die Folge: digitale Nervosität als Volkskrankheit. Dagegen
ist zwar noch kein Kraut gewachsen, aber der Markt rund um das
„digital Detoxing“ gedeiht prächtig. Das Smartphone hat aber auch
eine mediale Revolution losgetreten, klassische Medien müssen
umdenken. Der Leser von heute will schnell konsumieren, mitreden oder
gleich selbst gestalten. Der „kulturMontag“ berichtet über die
digitale Revolution und den Unruhestifter im Taschenformat. Über die
Unruhe der Welt sinniert anschließend der Philosoph Ralf Konersmann,
der aus Kiel ins Studio zugeschaltet wird.
„Ein deutsches Leben“ – Neue Doku über Goebbels-Sekretärin im Kino
Brunhilde Pomsel wurde 1911 geboren, im vergangenen Jänner starb sie
106-jährig – die Zeitzeugin fast eines ganzen Jahrhunderts. Und doch
offenbarte – oder vielmehr behauptete – die alte Dame schockierende
Wissenslücken. „Nichts haben wir gewusst, das ist alles schön
verschwiegen worden“, ist der zentrale Satz jener, auch vom ORF im
Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens kofinanzierten, Kinodokumentation,
in deren Mittelpunkt Pomsel steht. Gemeint hatte die Hochbetagte den
millionenfachen Mord an Juden, Roma, Sinti und Homosexuellen durch
das Nazi-Regime. Das Unglaubliche daran: Pomsel war zwischen 1942 und
1945 Sekretärin von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels, der direkt
Hitler unterstellt war. „Ein deutsches Leben“ heißt die Produktion
des Wiener blackbox-Kollektivs. 30 Stunden lang stand die damals
103-jährige Berlinerin dem vierköpfigen Regieteam Rede und Antwort,
trotz ihres Alters scharfsinnig, wach – und völlig reuelos. Der Film
verurteilt nicht, stellt nicht die Frage nach Schuld oder Unschuld.
Pomsel war keine Kriegsverbrecherin. Sie war eine Mitläuferin, die
das Regime ermöglichte. Eine unter Millionen. Für die Zuschauerinnen
und Zuschauer wird klar: Spätestens ab dem Sommer 1943 war der
Holocaust offenkundig – für jeden, der es wissen wollte. „Ein
deutsches Leben“ stellt den Interviewpassagen Archivmaterial des
Holocaust Memorial Museums und des Steven Spielberg Film & Video
Archives sowie Zitate von Goebbels gegenüber. Der „kulturMontag“
bittet die beiden Regisseure Christian Krönes und Florian Weigensamer
zum Interview.
Dokumentation „Out of Vienna – Wien erobert die Musikwelt“ (23.30
Uhr)
Im Wien der späten 1980er Jahre entdeckte ein Freundeskreis das
Sampeln, also Ausleihen und Wiederverwerten fremder Musik als
Schlüssel zum Erfolg. Die Band „Edelweiss“ nutzte etwa ein
ABBA-Sample und produzierte damit ein billiges MTV-Video. Lieder wie
„Bring me Edelweiss“, das über drei Millionen Mal verkauft wurde,
waren plötzlich möglich, weil jeder sich Computer leisten konnte, um
darauf Musik zu machen. Eine Kombination aus Technik und
Musikbegeisterung brachte Wien auf die internationale musikalische
Landkarte – kräftiger und nachhaltiger, als es Stars wie Falco je
geschafft hatten. Diese, von moderner und billiger Technik
mitgetragene, Musikrevolution brachte das erfolgreiche Wiener
Musiker-Duo Kruder & Dorfmeister hervor. Sie haben Wien mit ihrer
einzigartigen Musik nachhaltig zur internationalen Metropole für
„Downbeats“ gemacht. Der Film von Barbara Weissenbeck und Gerald
Benesch beleuchtet ein Stück österreichischer Musikgeschichte, das
bis heute lebendig ist.
Der „kulturMontag“ wird als Live-Stream sowie nach der
TV-Ausstrahlung sieben Tage als Video-on-Demand auf der
Video-Plattform ORF-TVthek (http://TVthek.ORF.at) bereitgestellt.
Das gesamte TV-Angebot des ORF – ORF eins, ORF 2, ORF III, ORF SPORT
+ sowie 3sat – ist auch im HD-Standard zu empfangen. Alle
Informationen zum ORF-HD-Empfang und zur Einstellung der neuen
HD-Angebote finden sich auf der Website hd.ORF.at, die
ORF-Service-Hotline 0800 / 090 010 gibt kostenfrei aus ganz
Österreich persönliche Hilfestellung.
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