• 22.02.2017, 12:29:21
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Volkshilfe zu Indexierung der Familienbeihilfe

Gross & Fenninger: Risiken sind nicht nur in der Pflege zu orten!

Utl.: Gross & Fenninger: Risiken sind nicht nur in der Pflege zu
orten! =

Wien (OTS) - Der Vorschlag, die Familienbeihilfe für Kinder im EU-
und EWR-Ausland an die Lebenshaltungskosten anzupassen, stößt bei
Barbara Gross, Präsidentin der Volkshilfe Österreich und Erich
Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich, auf absolutes
Unverständnis: „Es ist auffällig, dass die ohnehin schon
Benachteiligten in jeder politischen Debatte zur Zielscheibe gemacht
werden. Während Großkonzerne bei Milliardenumsätzen nur minimale
Bruchteile an Steuern zahlen, wird für die Indexierung der
Familienbeihilfe mit dem Potential der Kosteneinsparung argumentiert.
Dass dies die ohnehin schon viel zu große Ungleichheit nur noch
verstärkt, liegt auf der Hand“. In der Tat lagen die Kosten für die
Familienbeihilfe, die von Kindern 2015 im Ausland bezogen wurden bei
249 Millionen Euro – keine 0,25% der gesamten Sozialausgaben.

Nachhaltig negative Auswirkungen in der 24-Stunden-Betreuung
erwartet

Unter anderem könnte sich eine Valorisierung auch negativ auf das
österreichische Pflegesystem auswirken, so Barbara Gross: „Derzeit
üben rund 60.000 24-Stunden-Betreuerinnen das Gewerbe in Österreich
aktiv aus. Sie nehmen die schmerzhafte Trennung von ihren Kindern in
Kauf und sind bei Geburtstagen oder Schuleintritten nicht dabei. Es
bleibt ihnen verwehrt, ihren Kindern in wichtigen Entwicklungsphasen
beizustehen, da sie unter schwierigsten Bedingungen den
Familienunterhalt verdienen müssen. Oft ist es der einzige Weg, ihren
Kindern eine Zukunftsperspektive und ein besseres Leben bieten zu
können. Sie üben jene Jobs aus, zu deren Konditionen die
Österreicherinnen und Österreicher nicht mehr arbeiten, und tragen so
zum Erhalt unseres Sozialsystems bei“.

Fenninger fährt fort: „Die Familienbeihilfe ist Teil des Einkommens
für die Betreuerinnen und wurde als solcher bei der Initiierung der
24-Stunden-Betreuung auch mitgedacht. Diesen Anteil nun an die
Lebenshaltungskosten der jeweiligen Länder anzupassen, würde sich auf
das Einkommen der Betreuerinnen stark auswirken, da die
Familienbeihilfe beim grundsätzlich sehr geringen Einkommen einen
wesentlichen Bestandteil ausmacht“. In der Tat verdienen die
BetreuerInnen durchschnittlich 900 Euro. Die Familienbeihilfe liegt
bei durchschnittlich 130 Euro, während sie in Ungarn bei 39 Euro, in
Polen bei 28, in der Slowakei bei 24 und in Rumänien bei 20 Euro
liegt. Eine Kürzung auf diese Beträge würde die Betreuerinnen also in
voller Härte treffen, so Fenninger: „Auswirkungen auf die Motivation
der Betreuerinnen sind zu befürchten. Wir können nicht erwarten, dass
unsere Probleme in der Pflege mit Maßnahmen wie einer
Familienbeihilfen-Indexierung lösbar sind“.

Jedes Kind ist gleich viel wert!

Es sei an der Zeit, der Ungleichheit den Kampf anzusagen, statt den
Kindern, sind sich Barbara Gross und Erich Fenninger einig: „Nach der
Kürzung der Mindestsicherung sind Vorschläge wie die Indexierung der
Familienbeihilfe nur ein weiteres Indiz dafür, dass für die
politischen VerantwortungsträgerInnen eben nicht Kind gleich Kind
ist. Von Solidarität mit den Benachteiligten ist weder auf EU-Ebene
noch in Österreich etwas zu spüren. Es bedarf eines
Perspektivenwechsels, eines Umdenkens. Wir brauchen Maßnahmen, die
Benachteiligungen entgegenwirken, anstatt sie zu verschärfen“.

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