Korruption nachhaltig bekämpfen
Chefsache Compliance
Wien (OTS) - Der aktuelle Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International zeigt: Weltweit gesehen sind korrupte Praktiken wieder auf dem Vormarsch. Ohne nachhaltige Strategien und verbindliche Compliance-Regeln kann sich diese Tendenz nachteilig auf die Wirtschaftsstandorte auswirken.
Der Korruptionsindex bewegt sich auf einer Skala von 0 bis 100, wobei 100 für den niedrigsten Korruptionsgrad steht. 69 Prozent der 176 untersuchten Länder erreichten 2016 weniger als 50 Punkte. Österreich hat sich im Vergleich zum Vorjahr um einen Rang auf Platz 17 verschlechtert und liegt damit im Mittelfeld der EU-Länder. Da korrupte Praktiken meist im Verborgenen bleiben, bezieht sich der Index darauf, wie Korruption in Wirtschaft, Politik und Verwaltung wahrgenommen wird. Er stützt sich auf Umfragen unter Managern sowie auf Untersuchungen von unabhängigen Institutionen und NGOs.
Compliance in Staaten
Die Entwicklung und Implementierung konkreter Anti-Korruptionsmaßnahmen obliegt nicht nur überstaatlichen Organisationen wie der EU, sondern auch den einzelnen Staaten. Um Compliance-Regeln umzusetzen, braucht es starke demokratische Institutionen, gelebte Meinungs- und Pressefreiheit sowie transparente Prozesse. Den aktuellen Anstieg der Korruption führt Transparency International auch auf den wachsenden Einfluss populistischer politischer Akteure zurück. So sind beispielsweise Ungarn und die Türkei, deren Regierungen zunehmend autoritär agieren, im Korruptionsindex abgerutscht.
Schwachpunkte weisen laut Transparency International auch die Institutionen der EU auf. Jeder zweite ehemalige EU-Kommissar ist als Lobbyist für ein Wirtschaftsunternehmen tätig. EU-Parlamentarier können gar ohne Karenzzeit in die Privatwirtschaft wechseln. Interessenkonflikte sind dadurch vorprogrammiert, das Vertrauen der Bevölkerung sinkt und die Gefahr, dass Korruption als normal betrachtet wird, steigt.
Österreich in der Kritik
Die Staatengruppe gegen Korruption des Europarats (Group d’Etats contre la corruption – GRECO) teilt die Kritik von Transparency International – Austrian Chapter (TI-AC), wonach unter anderem mangelnde Transparenz beim Lobbying-Gesetz sowie beim Lobbyisten-Registers in Österreich beanstandet wird. Der aktuelle GRECO-Bericht zu Österreich erkennt zwar gewisse Bemühungen um mehr Transparenz und weniger Korruption, betont aber auch großen Verbesserungsbedarf in vielen Bereichen.
Mit 6.12.2016 ist in Österreich das Nachhaltigkeits- und Diversitätsverbesserungsgesetz (NaDiVeG) in Kraft getreten. Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten und 40 Mio. Euro Umsatz müssen demnach zur aktiven Bekämpfung von Korruption und Bestechung in der gesamten Lieferkette ein eigenes Konzept (Compliance-Richtlinie) erstellen und über deren Umsetzung berichten. „Das Gesetz ist ein wichtiger Schritt, um Korruption zu bekämpfen und Reputationsschäden, die sich nachteilig auf den Wirtschaftsstandort auswirken, zu vermeiden“, sagt Ewald KAGER, Partner Forensik & Compliance bei Grant Thornton.
Dass ein gutes Ranking im Korruptionsindex kein Garant für „Sauberkeit“ ist, zeigt sich am Beispiel der skandinavischen Länder, die traditionell die Top-Platzierungen einnehmen. So haben etwa Mitglieder des dänischen Parlaments EU-Gelder veruntreut. Dennoch liegt Dänemark aktuell noch auf Platz eins im Korruptions-Ranking. Eine im Vorjahr durchgeführte Korruptionsuntersuchung in Schweden zeigt sogar, dass Länder mit hoher Compliance-Reputation möglicherweise „dubiose Verbindungen in Übersee“ haben. Ein sauberer öffentlicher Sektor bedeutet also nicht zwingend, dass Korruption nicht anderswo hin verlagert wird.
Für die Entwicklung der Wirtschaftsstandorte ist das Vertrauen in die Institutionen aber entscheidend. Gelten Verwaltung und Gerichte als korrupt, werden „saubere Investoren“ ausbleiben und jene, die zu Mitteln wie Bestechung bereit sind, zum Zug kommen. „Nachhaltige Prozesse und effektive interne Kontrollen sind vertrauensbildend. Es gilt durch Information Transparenz – und durch Transparenz Vertrauen schaffen“, so Kager.
Compliance in Unternehmen
Neben dem öffentlichen Sektor ist auch die Privatwirtschaft gefordert. Unternehmen weltweit stehen vor der ständigen Herausforderung, die Vielzahl an Risiken der komplexen, globalen Märkte zu bewältigen. In welcher Abteilung auch immer der Verantwortungsbereich für Compliance angesiedelt ist – in der Rechtsabteilung, beim Controlling, der Internen Revision oder bei der IT – „Wesentlich ist, dass Compliance Chefsache ist und „von oben“ forciert wie auch gelebt wird“, betont Kager und: „Compliance ist keine Wissenschaft, sondern eine Kombination aus Risikomanagement, Prozessmanagement sowie IKS-Management und damit eine Säule der Führung.“ Compliance gehört untrennbar zur Corporate Governance, bei der es um die ordnungsgemäße Unternehmensführung und das Einhalten von Verhaltenskodizes geht. Und Corporate Governance ist die Visitenkarte eines Unternehmens.
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