- 06.10.2016, 11:33:41
- /
- OTS0112
Industrie: Chancen der Digitalisierung nutzen
Mitterbauer: Neue IV-Initiative digiTALENTE – IV-GS Neumayer: Digitalisierung findet statt, Beschäftigung nimmt zu – Schmid: Kompetenzanforderungen steigen
Utl.: Mitterbauer: Neue IV-Initiative digiTALENTE – IV-GS Neumayer:
Digitalisierung findet statt, Beschäftigung nimmt zu – Schmid:
Kompetenzanforderungen steigen =
Wien (OTS) - „Die Digitalisierung bringt unbestritten große
Veränderungen für Wirtschaft und Gesellschaft. Und diese Entwicklung
ist bereits in vollem Gange. Der digitale Wandel findet statt, mit
oder ohne uns. Es liegt an uns, an der Wirtschaft und vor allem an
der Politik, diesen Wandel aktiv und vor allem positiv zu gestalten.
Wir sollten die Chancen nützen“, skizzierten F. Peter Mitterbauer,
Vorstandsvorsitzender der Miba AG sowie Vorsitzender der
IV-Fokusgruppe „Digitale Wirtschaft und Gesellschaft“ sowie der
Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph
Neumayer, heute, Donnerstag, in einer gemeinsamen Pressekonferenz den
Status Quo beim Thema Digitalisierung mit dem Projektleiter der
IV-Qualifikationsbedarfserhebung 2016, Kurt Schmid (Österreichisches
Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft, ibw).
So sei es ein Fehler, Digitalisierung pauschal mit
Arbeitsplatzverlust gleichzusetzen. „Die Erfahrungen der Industrie
zeigen, dass wir uns vor dieser Entwicklung nicht fürchten müssen –
ganz im Gegenteil, der technische Fortschritt hat gerade in der
Industrie in Österreich zu neuen, höherqualifizierten Jobs geführt –
ohne dass gleichzeitig Massenarbeitslosigkeit entstanden wäre. Andere
Länder mit überdurchschnittlicher Robotisierung haben die gleichen
Erfahrungen gemacht, wie etwa Deutschland, Korea oder Japan“, so der
IV-Generalsekretär. Dennoch sei in Österreich eine zunehmende
Aversion gegenüber dem technischen Fortschritt wahrzunehmen. „Daher
wollen wir verstärkt die Chancen der Digitalisierung aufzeigen und
Ängsten mit Fakten begegnen“, so Neumayer, der auf die neue
IV-Initiative digiTALENTE verwies. In einer Fokusgruppe unter Vorsitz
von F. Peter Mitterbauer, die aus führenden Industriellen bestanden
hat (u.a. voestalpine, Infineon, AT&S, Magna, Atos, Alcatel-Lucent)
sowie aus Vertreterinnen und Vertretern der Jungen Industrie und
IV-internen sowie externen Expertinnen und Experten seien die
Grundlagen für diese Initiative entwickelt und intensiv diskutiert
worden. Darüber hinaus habe die IV-Qualifikationsbedarfserhebung 2016
unter rund 100 Unternehmen Aufschluss darüber gegeben, was die
Betriebe bereits heute in betriebliche Weiterbildung investieren und
in welchen Bereichen sie den größten Aufholbedarf sehen.
Mitterbauer: Digitalisierung schafft neue und andere
Arbeitsplätze – in Zukunft ist der Mensch mehr ‚Koordinator‘ und
‚Dirigent‘
„Im Rahmen der Initiative digiTALENTE wollen wir uns auf einige
wesentliche Umsetzungsnotwendigkeiten sowie Kernbotschaften und
Fakten konzentrieren“, so Mitterbauer. So würden durch die
Digitalisierung bestehende Berufe in der Regel nicht obsolet, „aber
es verschieben sich Arbeitsinhalte von Routine- zu
Nicht-Routine-Tätigkeiten. Im Bereich der Produktion ändert sich die
Rolle des Menschen vermehrt hin zum ‚Koordinator‘ und ‚Dirigenten‘.
Viel wichtiger ist aber, dass neue Berufe entstehen – auch
quantitativ.“ So seien im Jahr 1950 im Fernmeldewesen in Österreich
insgesamt 10.500 Menschen beschäftigt gewesen – ein Viertel von ihnen
als „Fräulein vom Amt“ – wie es damals hieß – in der Vermittlung.
Zehn Jahre später gab es nur noch halb so viele Vermittlerinnen.
„Heute gibt es das ‚Fräulein vom Amt‘ nicht mehr – dafür waren 2014
im IKT-Sektor 128.000 Menschen beschäftigt. Insgesamt ist die Branche
sogar für 290.000 Beschäftigungsverhältnisse verantwortlich“, so
Mitterbauer. Bei allen historischen Technologieschüben habe es
Befürchtungen gegeben, „die sich aber nie bewahrheitet haben – im
Gegenteil. Langfristig wurden über die gesamte Volkswirtschaft hinweg
immer mehr Arbeitsplätze geschaffen. So hat sich z.B. die Anzahl an
Arbeitsplätzen in Österreich seit 1950 von ca. zwei Millionen auf
fast 3,5 Millionen (2015) nahezu verdoppelt. Und laut Wifo könnten
allein bis 2020 durch die Digitalisierung in Österreich 40.000 neue
Arbeitsplätze im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaft und Technik) entstehen – wenn wir die richtigen
Rahmenbedingungen setzen“.
Diskussion zu Wertschöpfungsabgabe ohne Grundlage
Ebenso „kontraproduktiv wie unnötig“ seien Ansätze wie jene einer
„Wertschöpfungsabgabe“. „Tatsache ist, dass das Beitragsaufkommen der
Sozialversicherungen in den vergangenen zehn Jahren um fünf
Prozentpunkte rascher gestiegen ist als die nominelle
Wirtschaftsleistung. Insbesondere in den Jahren der Finanzkrise um
2009, als das BIP zurückgegangen ist, stiegen die Einnahmen der
Sozialversicherung weiterhin konstant. Das Hauptargument für eine
‚Maschinensteuer‘ ist damit widerlegt“, stellte Mitterbauer klar.
Wichtiger als das Nachdenken über völlig entbehrliche Steuern sei
daher etwa ein „richtiges Agieren im Bereich Qualifizierung und
Weiterbildung.“
„In Österreich beträgt die Industriequote derzeit rund 20 Prozent
– mit den richtigen Rahmenbedingungen können sich die Unternehmen
durch die Digitalisierung im globalen Wettbewerb behaupten und der
Anteil der Industrie und der industrienahen Dienstleistungen kann in
Österreich weiter gesteigert werden. Dadurch werden Arbeitsplätze in
der Produktion gesichert“ so Mitterbauer.
Schmid: Heimische Betriebe europäische Spitzenreiter bei Aus-
und Weiterbildung
„Knapp neun von zehn Unternehmen sowie jeder Betrieb mit mehr als
250 Beschäftigten in Österreich finanzieren Aus- und
Weiterbildungsmaßnahmen ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Durchschnittlich werden pro Person rund 2.000 Euro dafür ausgegeben.
Die heimischen Unternehmen zählen damit zu den europäischen
Spitzenreitern“, so Kurt Schmid. Laut
IV-Qualifikationsbedarfserhebung 2016 würden dennoch 50 bis 70
Prozent der Unternehmen die Qualifizierung der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter hinsichtlich der Anforderungen für Industrie 4.0 als noch
nicht adäquat bezeichnen. „Daraus leitet sich für Bildung und
Qualifizierung ab, dass die Anpassung an den technologischen Wandel
über Re-Qualifizierung/Weiterbildung erfolgen muss und dass diese
Anpassung in allen
(Aus-)bildungssegmenten und auf allen Qualifikationsniveaus notwendig
ist“, so Schmid, der dabei auch bildungspolitische Maßnahmen als
wesentlichen Faktor erachtete.
Neumayer: Keine Angst vor digitalem Wandel
„Es gibt keinerlei Grund, sich vor dem digitalen Wandel zu
fürchten oder – wie wir das leider oft wahrnehmen – den Menschen gar
Angst davor zu machen. Voraussetzung sind wirtschafts- und
bildungspolitische Rahmenbedingungen, die Wettbewerbsfähigkeit und
die sinnvolle Gestaltung der Digitalisierung für Menschen und
Unternehmen ermöglichen“, so Neumayer, der dabei u.a. auf
MINT-Förderung in Kindergarten und Schule, eine Stärkung der HTL
sowie eine Attraktivierung von technisch-naturwissenschaftlichen
Hochschulstudien verwies. Hinzu kämen die Forcierung digitaler
Kompetenz in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung, aber auch
grundlegende Faktoren wie moderne, praxisgerechte Arbeitszeitmodelle,
eine spürbare Senkung der Steuer- und Abgabenlast sowie „ein
insgesamt technologiefreundliches Umfeld und Mindset in Österreich.“
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NPI






