• 03.06.2016, 09:42:14
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Expertentalk der Apothekerkammer OÖ thematisiert Rolle der Apothekerschaft in der Zukunft

Linz (OTS) - Unter dem Titel „Apotheke: Auslaufmodell oder
Zukunftschance“ fand zum dritten Mal der gesundheitspolitische
Expertentalk der Apothekerkammer Oberösterreich statt.
Traditionsgemäß trafen dabei politische Vertreter und Experten
zusammen, um unterschiedliche Standpunkte zu zahlreichen Aspekten der
heimischen Gesundheitsversorgung zu diskutieren. Konkret standen
diesmal die sich laufend wandelnden Rahmenbedingungen sowie die damit
einhergehenden wirtschaftlichen Anforderungen und deren künftige
Auswirkung auf Oberösterreichs Apotheker im Mittelpunkt.

„Staatlich verfügte Preissenkungen über viele Jahre, neue
Vertriebswege, Ärzte als Pseudoapotheker und viele andere Faktoren
stellen uns vor zahlreiche Herausforderungen. Zudem gefährden sie die
sichere und bewährte Arzneimittelvollversorgung der Bevölkerung“,
leitete Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Apothekerkammer
und Gastgeberin der Diskussion, kritisch in die Runde ein.

Flächendeckender Nahversorger mit umfassender
Gesundheitskompetenz

Es besteht kein Zweifel daran, dass Österreichs Apothekern größtes
Vertrauen seitens der Bevölkerung entgegengebracht wird. „Gepaart mit
dem umfassenden Know-how im Bereich Arzneimittelversorgung und deren
flächendeckendem Netzwerk sind sie daher ein nicht wegzudenkender
Gesundheits-Nahversorger“, wie Claudia Durchschlag, Abgeordnete zum
Nationalrat und Mitglied im ÖVP-Gesundheitsausschuss, ergänzt.
Ärztliche Hausapotheken wünscht sie sich nur dort, wo diese absolut
unverzichtbar sind. Eine langfristige Lösung für den regionalen
Ärztemangel sieht Durchschlag im Modell Hausapotheke jedenfalls
nicht. „Eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung sowohl mit
Ärzten als auch Apotheken muss im Interesse der österreichischen
Gemeinden sein. Demnach müssen wir alles Erforderliche tun, um einen
entsprechend nachhaltigen Konsens zischen Ärzteschaft und Apothekern
herbeizuführen“, bekräftigt LAbg. Präsident Hans Hingsamer vom OÖ
Gemeindebund.

Spezialisierung und Anpassung an regionale Bedingungen

Vielerorts unterliegt das regionale Umfeld einem starken Wandel.
Beispiele dafür sind Land- wie Stadtflucht. „Das hat zur Folge, dass
wir uns vermehrt an die regionalen Bedürfnisse unserer Kunden
anpassen müssen“, so Mag. pharm. Thomas Veitschegger vom
Österreichischen Apothekerverband, der sich auch eine Konkretisierung
der Erwartungen seitens der Politik an die Apothekerschaft wünscht
und zur künftigen Rolle der Apotheker betont: „In der Schweiz können
beispielsweise Patienten in Apotheken geimpft und chronisch Kranke
mittels strukturierter Konzepte langfristig betreut werden. Das würde
die Ärzteschaft entlasten und unser flächendeckendes Netzwerk einmal
mehr in den Dienst des Patienten stellen.“

"Interessensausgleich" mit Ärzteammer

Ärzte- und Apothekerkammer haben auch eine ordnungspolitische
Aufgabe. In diesem Zusammenhang vermisst Dr. Matthias Stöger von der
Direktion Soziales und Gesundheit im Land OÖ den entsprechenden
Interessensausgleich mit der Ärztekammer und legt nahe, sinnvolle
Vorschläge der Apotheker, derer es zahlreiche gibt, mit
entsprechendem Nachdruck zu verfolgen.“ „Ein konkretes Beispiel ist
der hausärztliche Notdienst. Ohne Miteinbeziehung der behördlich
geregelten Apothekennotdienste werden die hausärztlichen
Wochenenddienste regional rein willkürlich festgelegt und ohne
diesbezügliche Rücksicht auf die Patienten eingeteilt. Das führt zu
unnötig langen Wegen in der Versorgung. Hier wäre eine Harmonisierung
dringend nötig“, fügt Mag. Monika Aichberger, Vizepräsidentin der
Apothekerkammer Oberösterreich, hinzu.

Der Landtagsabgeordnete, Rechtsanwalt und Apothekenrechtsexperte Dr.
Walter Ratt, der in Vertretung der FPÖ-Gesundheitssprecherin Prim.
Dr. Brigitte Povysil an der Diskussion teilnahm, empfindet den
öffentlichen Austausch widerstreitiger Meinungen zwischen Ärzteschaft
und Apothekern gar als unwürdig und undienlich. „Apotheker sind stets
bedürfnisorientiert, auf Grund ihrer flächendeckenden
Rund-um-die-Uhr-Versorgung allzeit bereit und beraten mit größter
Kompetenz. Eine Konfliktregelung auf Augenhöhe muss daher möglich
sein“, so Ratt.

Vor diesem Hintergrund geht es, so Nationalratsabgeordneter Mag.
Gerald Loacker, Gesundheitssprecher von den NEOS, darum, den klaren
Nutzen der Apothekerschaft für das heimische Gesundheitssystem einmal
mehr zu beweisen und die durchwegs positiven Auswirkungen auf den
Patienten darzustellen. „Hier gibt es etwa die Chance, künftig
vermehrt moderne Kommunikationstechnologien zu nutzen. Abgesehen
davon bin ich aber sicher, dass der Kostenfaktor zunehmend an
Bedeutung gewinnen wird. Freilich sehe ich auch Optimierungsansätze.
Etwa im Bereich der Öffnungszeiten. Nach allgemeinem
Öffnungszeitengesetz darf ein Unternehmer 72 Stunden pro Woche
geöffnet haben, wenn er das will. Auch die Frage der Zustellung
rezeptpflichtiger Medikamente halte ich für spannend“, so Loacker.

Neue Rollenbilder und veränderte medizinische Versorgung als
Chance

LAbg. Prim. Dr. Walter Aichinger hält eine Spezialisierung innerhalb
der Apothekerschaft zur besseren Nischenbesetzung für sinnvoll.
„Blicken wir in die Zukunft, stellen wir fest, dass sich die gesamte
medizinische Versorgung auf struktureller und personeller Ebene
ändert. Auch die Rollenbilder ändern sich. Eine stärkere Einbindung
nicht ärztlicher Gesundheitsberufe in die Versorgung erscheint in
diesem Zusammenhang essentiell. So werden diese künftig die Betreuung
chronisch Kranker übernehmen. Weitere Ansätze sehe ich etwa bei der
Lockerung der Rezeptpflicht bzw. der Verschreibungskompetenz“, so
Aichinger.

Bei der oberösterreichischen Apothekerschaft arbeitet man aktuell an
einer Schärfung des künftigen Berufsbildes. „Wir müssen Begegnungs-
und Bewältigungsstrategien erarbeiten, welche die Zusammenarbeit mit
den anderen Berufsgruppen im Sinne der Patienten optimieren. In
diesem Prozess wollen wir parallel auch Wege forcieren, welche die
Rolle der Apothekerschaft als ersten Ansprechpartner in
Gesundheitsfragen festigen – besonders vor dem Hintergrund des
steigenden finanziellen Drucks im Gesundheitssystem und dem
Bewusstsein zur Eigenverantwortung“, ergänzt Ulrike Mursch-Edlmayr.
In diesem Zusammenhang will man sich auf definierte Aufgaben im
Bereich der Prävention und der bevölkerungsorientierten
Dienstleistung fokussieren. Bei Therapietreue und niederschwelliger
Akutversorgung leisten die Apotheker bereits einen entscheidenden
Beitrag. So soll die Apotheke in den Köpfen der Menschen als erste
Anlaufstelle in Gesundheitsfragen verankert werden. Die
gesellschaftliche Notwendigkeit erfordert, dass Apotheken mehr und
mehr Aufgaben im Gesundheitswesen übernehmen. „Wir möchten uns als
starke und kompetente Leistungsbringer in der Gesellschaft sowie
gegenüber Wirtschaft und Politik positionieren“, schließt
Mursch-Edlmayr ab.

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