• 14.05.2016, 22:00:01
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TIROLER TAGESZEITUNG "Leitartikel" vom 15. Mai 2016 von Christian Jentsch "Sehnsucht nach „starken Männern“"

Polternde Populisten sehen sich im Aufwind. Doch wer demokratische Regeln in Frage stellt, spielt mit dem Feuer.

Utl.: Polternde Populisten sehen sich im Aufwind. Doch wer
demokratische Regeln in Frage stellt, spielt mit dem Feuer. =

Innsbruck (OTS) - Sie präsentieren sich als Stimme des „kleinen
Mannes“, sie poltern gegen das Establishment, sie umgeben sich mit
dem Nimbus des Siegertypen, sie sind perfekte Show-Master, sie geben
sich als „starke Männer“, sie brechen bewusst mit Konventionen und
sie nutzen die Wut jener, die in Zeiten der globalisierten
Weltwirtschaft an den Rand gedrängt wurden. Und sie waren und sind
mit ihrer Art von Politik – mit ihren autoritären Einstellungen, mit
ihrer provozierenden Rhetorik, mit der Konzentration der Macht in
ihrem engsten Umfeld – äußerst erfolgreich. Zumindest vorübergehend.
In den USA mischt Präsidentschaftskandidat Donald Trump nicht nur
seine republikanische Partei gehörig auf, er sägt mit seinen Aussagen
auch an den Grundfesten der US-amerikanischen Demokratie. Ein
begnadeter Selbstdarsteller bringt eine Großmacht ganz ohne Angriff
von außen ins Wanken und führt die etablierten Politiker vor, ohne
selbst eine Ahnung davon zu haben, wohin die Reise eigentlich gehen
soll. Doch nicht nur in den USA hat die Stunde der Populisten
geschlagen. In der Türkei hat sich Präsident Recep Tayyip Erdogan
längst zum Sultan aufgeschwungen. Als er 2003 Regierungschef der
Türkei wurde, versprach er, die Türkei aus dem Würgegriff der alten
Eliten und des Militärs zu befreien. Heute als Präsident will er alle
Macht auf sich vereinen und lässt keine Kritik zu. Auch in Moskau
regiert Kremlchef Wladimir Putin mit immer autoritäreren Zügen.
Selbst in der EU scheuen sich Populisten wie der mit der absoluten
Mehrheit seiner Fidesz-Partei regierende ungarische Regierungschef
Viktor Orban nicht, die Rechte der Justiz und der Presse ungeniert in
Frage zu stellen und einzuschränken. Dasselbe geschieht derzeit in
Polen.
Doch im Gegensatz zu ihrer Rhetorik schaut die Erfolgsbilanz der
selbst ernannten Retter jenseits ihrer persönlichen Interessen meist
dürftig aus.

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