ÖÄK-PK „Styriamed.net“: So kann Primärversorgung funktionieren (2)
Gezieltes Überweisungsmanagement verringert Wartezeiten – Hausarzt als Drehscheibe
Wien (OTS) - "Der intensive Austausch zwischen Fachärzten und Allgemeinmedizinern sowie zwischen Kollegen im Spital und den Ordinationen hat z.B. dazu geführt, dass die am Netzwerk teilnehmenden Spitalsärzte bei ihren Befunden nun deutlich mehr auf konkrete Handlungsempfehlungen für Hausärzte achten. Im Gegenzug wissen wir in der Niederlassung jetzt viel genauer, was die Kollegen im Spital wirklich an Vorbefunden brauchen", betonte der stv. Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte und Styriamed.net-Referent der Ärztekammer Steiermark, Christoph Schweighofer. Auch seine Arbeitszufriedenheit sei durch die Teilnahme am Ärztenetzwerk deutlich gestiegen, erklärte der Allgemeinmediziner. Mit Zustimmung des Patienten kämen alle Befunde direkt zum Hausarzt, der so gezielt alle Phasen der Behandlung "managen" könne. Das verbessere die Behandlungsqualität, weil die Therapie sofort beginnen könne und "man fehlenden Befunden nicht nachlaufen" müsse. Auch lange Wartezeiten auf einen Facharzttermin ließen sich meist dadurch vermeiden, dass die Ärzte untereinander rasch und unbürokratisch über eine "Hotline" freie Kapazitäten abklärten.
Praxisbeispiel: Ambulantes Netzwerk kann teuren und belastenden Spitalsaufenthalt verhindern
Schweighofer nannte ein Beispiel aus seiner Hausarzt-Praxis: "Die Erstuntersuchung einer älteren Patientin ergibt den Verdacht auf Herzschwäche, der fachärztlich abgeklärt werden sollte. Ich schreibe eine "kurzfristige" Überweisung, was im Styriamed.net-Netzwerk einen Termin binnen dreier Werktage garantiert." Der Hausarzt ruft dann einen Netzwerk-Facharzt an, setzt ihn kurz ins Bild und erhält die Bestätigung, dass die Patientin am nächsten Tag drankommt. Der Facharzt empfiehlt nach der Untersuchung eine Einweisung ins Spital, aber die Patientin wehrt ab und möchte wieder zum Hausarzt. Dessen Ordination ist an dem Tag zwar geschlossen, aber die Styriamed.net-Ärzte sind via Hotline ständig füreinander erreichbar. Also "brieft" der Facharzt den Hausarzt telefonisch. Dieser stellt sicher, dass die Apotheke die notwendigen Infusionen auf Lager hat, sodass sie die Tochter der betagten Patientin gleich besorgen und der Hausarzt die Therapie am Folgetag fortsetzen kann. Die weiteren Infusionen übernimmt auf seine Anweisung die Hauskrankenpflege. Eine Physiotherapeutin kommt in Rücksprache mit dem Hausarzt täglich zur Mobilisation, sodass die Patientin nicht bettlägerig wird. "Das vom Facharzt empfohlene CT vereinbare ich mit einem Netzwerk-Radiologen, dem ich die schwierige Situation erkläre, sodass eine Untersuchung ohne wochenlange Wartezeit eingeschoben werden kann", so Schweighofer. "Wir Ärzte stimmen die weitere Betreuung miteinander und mit Pflege und Physiotherapie ab. Gemeinsam können wir der Patientin so den Spitalsaufenthalt und womöglich die Bettlägerigkeit ersparen." Das Beispiel zeige, dass von Ärztenetzwerken nicht nur die Patienten profitieren, sondern auch das Gesundheitswesen: "Die Ressourcen werden optimal genützt, das ergibt größere Kosteneffizienz, und zwar ohne dass die Behandlungsqualität leidet."
Styriamed.net - Facts:
- alle Infos unter: www.styriamed.net
- 2009 Start mit 2 steirischen Bezirken (Hartberg und Leibnitz), derzeit 10 von 13 Bezirken
- Aktuell: 15 Spitäler und 356 Ordinationen - davon 209 niedergelassene Allgemeinmediziner (197 mit GKK, 12 ohne) und 147 niedergelassene Fachärzte (105 mit GKK, 42 ohne)
- 743.214 Patienten = 61 % der steirischen Bevölkerung
- Jüngste Auszeichnungen / September 2015: 1. Preis der "Allianz Chronischer Schmerz" (bundesweite Plattform von 47 Selbsthilfegruppen); Styriamed.net unter den 3 "Salus"-Finalisten (Auszeichnung des steirischen Gesundheitsfonds)
- Evaluierung 2012: 75 % der befragten Patienten fühlen sich besser betreut; 60 % der befragten Ärzte (177) sehen Verbesserung des Patientenmanagements, 50 % eine verbesserte Kommunikation unter den Ärzten
Hinweis: Vollständige Unterlage zur ÖÄK-Pressekonferenz unter www.aerztekammer.at/Pressekonferenzen - (Schluss)
Rückfragen & Kontakt:
Pressestelle der Österreichischen Ärztekammer
Mag. Andrea Riedel
(++43-1) 514 06 - 3345
a.riedel@aerztekammer.at