SWV-Strobl: Kein Kniefall vor Konzernen – freier Sonntag muss bleiben
Liberalisierung der Sonntagsöffnungszeiten brächte nur Vorteile für große Handelsketten, kleine Geschäfte kämen unter Druck.
Wien (OTS) - Am 1. Oktober 2015 fand im ÖGB-Gebäude unter Leitung von Gabriele Kienesberger von der Allianz für den freien Sonntag Österreich, die Diskussion zum freien Sonntag mit Vertretern der wahlwerbenden Parteien statt. SPÖ, FPÖ, Grüne, ÖVP, NEOS und Wien Anders diskutierten zum Thema "Was ist uns der freie Sonntag wert?" über die Vor- und Nachteile von Tourismuszonen und Sonntagsöffnung.
Keine Entscheidung ohne Sozialpartner
"Das Wichtigste ist, dass eine solche Entscheidung nicht über die Köpfe der Betroffenen hinweg getroffen wird", erklärte SWV-Wien-Präsident Strobl eingehend. Weit über 80% der Händlerinnen und Händler sowie mehr als 95% der Handelsangestellen seien, so Strobl für den freien Sonntag in Wien. Die Aussagekraft der Ende 2014 durchgeführten Mitgliederbefragung der Wirtschaftskammer Wien sei außerdem mehr als zweifelhaft: "Bei einer Beteiligung von nur 16% haben 84% der Sonntagsöffnung letztlich eine Absage erteilt."
Umsätze nicht beliebig vermehrbar - Gefahr für weniger zentrale Lagen
Das zentrale Argument der Befürworter, dass es zu mehr Umsätzen und neuen Arbeitsplätzen kommen würde, entkräftete Strobl: "Umsätze sind nicht beliebig vermehrbar. Es kaufen ja nicht nur Touristen in den Tourismuszonen ein. Durch Umsatzverlagerung von weniger zentralen Gebieten in die Tourismuszonen würden auch Arbeitsplätze verloren gehen". Das, so Strobl weiter, stelle eine ernstzunehmende Gefahr dar: "Eine funktionierende Stadt erkennt man an ihren Außenbezirken. In Wien gibt es, im Vergleich zu Städten wie Paris, Rom oder London, überall gewachsene und lebendige Einkaufsstraßen, die flächendeckend eine ausgezeichnete Nahversorgung sicherstellen. Die vielen kleinen Geschäfte kämen durch die Einführung von Tourismuszonen ordentlich unter Druck. Das kann niemand wollen".
Wien ist nicht Pörtschach
Ein weiteres Argument, das Befürworter immer wieder vorbringen, sind die Tourismuszonen in anderen Orten Österreichs. Strobls Replik:
"Wien kann man nicht mit Pörtschach vergleichen." Eine saisonale Beschränkung mache in Wien keinen Sinn und die Entscheidung über die Grenzziehung der Tourismuszonen sei äußerst schwierig. "In Wien sind die Nächtigungszahlen auch ohne Sonntagsöffnung in den letzten Jahren massiv und stetig gestiegen - es gibt andere Programme, mit denen man die Auslastung der Hotels verbessern kann" kommentierte Strobl.
Freiheit des Einzelnen hört auf wo Freiheit des nächsten anfängt
Zum Argument der unternehmerischen Wahlfreiheit sagte Strobl: "Keine Unternehmerin und kein Unternehmer möchte und kann sieben Tage die Woche in seinem Geschäft stehen. Es wäre falsch zu glauben, dass es sich die Geschäfte angesichts der Konkurrenz der großen Handelsketten, einfach aussuchen könnten am Sonntag aufzusperren. Es braucht einen Tag, an dem Zeit für Familie, Freunde und Freizeitaktivitäten da ist." Auch die propagierte Wahlfreiheit der Handelsangestellten ("Es muss ja niemand am Sonntag arbeiten") sei laut Strobl in Frage zu stellen und die Aufweichung von Sonntagszulagen dürfe nicht riskiert werden.
"Das Miteinander steht gerade in einer Stadt wie Wien an erster Stelle, einen Kniefall vor den Konzernen darf es nicht geben" so Strobl abschließend.
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