- 24.09.2015, 13:16:50
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Städtebund feiert 100 Jahre in der Wiener Hofburg
Bundespräsident Fischer, Präsident Bürgermeister Häupl bei Feier in Hofburg, Symposium mit den Kommunalverbänden tags zuvor
Utl.: Bundespräsident Fischer, Präsident Bürgermeister Häupl bei
Feier in Hofburg, Symposium mit den Kommunalverbänden tags
zuvor =
Wien (OTS/RK) - Am 24. September 2015 jährt sich die Gründung des
Österreichischen Städtebundes zum 100. Mal. Im Mittelpunkt der
Feierlichkeiten rund um dieses Datum stand heute, Donnerstag, ein
Festakt im Kleinen Redoutensaal der Wiener Hofburg.
Unter den zahlreichen geladenen Gästen waren unter anderem
Bundespräsident Heinz Fischer, Staatssekretärin Sonja Steßl,
Bürgermeister Michael Häupl, Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer
und die Festrednerin, die renommierte Biochemikerin Rennée Schroeder.
Bei der Eröffnung ging Bürgermeister Michael Häupl, Präsident des
Österreichischen Städtebundes zunächst auf die Lebensumstände vor 100
Jahren ein, denn die wirtschaftliche Notlage und die schwierige
Nahrungsmittelverteilung während des Krieges waren zum Zeitpunkt der
Gründung des Städtebundes Alltagsrealität. "In den Städten war die
Not am Größten und es mussten Lösungen für ihre Bürgerinnen und
Bürger gefunden werden, um die Not zu lindern", sagte Häupl.
Insgesamt 58 Gründungsmitglieder hatte der Österreichische
Städtebund, darunter Städte wie Brünn, Marburg und Meran. 1915 stand
der Gedanke des "Gemeinwohls vor Ort" im Mittelpunkt der Beratungen
des Städtebundes. Heute wie damals gehe um das Gemeinwohl der
Menschen. Auch heute, 100 Jahre später, sei die Notwendigkeit der
Städte als erste Ebene des Staates Lösungen für die täglichen
Herausforderungen der Bürgerinnen und Bürger zu finden, groß
geblieben.
Thema Flüchtlinge im Mittelpunkt der Reden
In seiner Ansprache ging Häupl auch auf die aktuelle
Flüchtlingskrise ein und forderte erneut Hilfe und Akzeptanz für
Menschen, die auf der Flucht vor Krieg und Mord sind, und meinte
weiter: "Es steht wohl für uns alle außer Frage, dass wir Menschen,
die an Leib und Leben gefährdet sind, Hilfe und Geborgenheit geben.
Die momentane Notsituation zeigt deutlich, dass Österreichs Städte
und Gemeinden als erste Ebene des Staates wissen, wie Hilfe aussehen
muss. Es darf nicht nur darum gehen, die Kriegsflüchtlinge
"unterzubringen", es geht darum, dass diejenigen, die sie aufnehmen,
sich um sie kümmern können. Und das bedeutet auch, dass die Helfer
nicht überfordert werden! Lösungen in Hinblick auf die Verteilung,
Versorgung und Integration dieser Menschen sowie die Finanzierung
dieser Maßnahmen sind allerdings dringend erforderlich - in ganz
Europa. Was Europa braucht, ist Solidarität und gelebte Humanität!"
Bundespräsident Heinz Fischer würdigte neben den Erfolgen des
Österreichischen Städtebundes auch den "humanen und eindrucksvollen
Umgang" der Städte mit den Flüchtlingen, es sei eine Herausforderung
für die Hilfsorganisationen, die Freiwilligen und die Städte.
Er selbst, so Fischer, habe einen einfachen Zugang: "Ich halte mir
vor Augen, wenn unsere Kinder, unsere Enkelkinder fragen: wie habt
ihr euch verhalten wie die Kriege im Nahen Osten stattgefunden haben,
wie die Flüchtlinge gekommen sind? Dann sollten wir nicht in einer
Situation sein, wo wir uns unwissend stellen oder Ausreden verwenden,
sondern sagen können: wir haben uns bemüht, etwas zu tun, wir haben
uns bemüht, nicht wegzuschauen, wir haben uns so verhalten, dass wir
uns später in den Spiegel schauen können".
Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer würdigte die gute
Zusammenarbeit der beiden Kommunalverbände: "Es ist ein Fest in
Erinnerung an die Pioniere, ein Fest für Freunde unter Freunden, ein
Fest der Dankbarkeit", und beendete seine Rede an
Städtebund-Präsident Michael Häupl gewandt: "Wien ist eine Stadt, die
als Hauptstadt der Menschlichkeit bezeichnet werden kann".
Biochemie-Forscherin und Universitätsprofessorin Rennée Schroeder,
eine Vorkämpferin für Bildung und Wissenschaft, versuchte in ihrem
Festvortrag das Phänomen Stadt an der Frage zu klären, ob es möglich
ist, Stadt zu planen, ob es möglich ist, die Gesellschaft zu planen.
Schroeder: "Aus der Evolution heraus ist Planbarkeit unmöglich. Aber
dennoch hat sich der Homo Sapiens immer durchgesetzt. So gesehen
haben wir es in der Hand, uns schnell zu zerstören oder den
Nachkommen einen Lebensraum zu überlassen, der lebenswert ist und
bleibt".
Schroeder weiter: "Die Evolution hat uns gelehrt, dass
Flexibilität wichtig ist. Veränderungen passieren nicht durch
Kontinuität, sie entstehen an den Grenzen, wo Reibung stattfindet.
Das gilt für die Chemie gleichermaßen wie für das Leben".
Hochkarätige Veranstaltungen begleiteten den Jubiläumstag
Nach der Eröffnung fand die Präsentation des Buches "100 Jahre
kommunale Interessensvertretung, Österreichischer Städtebund
1915-2015" statt.
Bereits die Tage zuvor haben hochkarätige Fachveranstaltungen
dieses 100.-Jahrjubiläum begleitet. Die historische Tagung
"Städtebünde", organisiert vom Österreichischen Arbeitskreis für
Stadtgeschichtsforschung in Kooperation mit dem Österreichischen
Städtebund, hat am Dienstag in Wien stattgefunden. Das Fach-
Symposion "100 Jahre Österreichischer Städtebund - sein Beitrag für
starke Städte und Gemeinden in Europa" wurde in Kooperation mit dem
KDZ - Zentrum für Verwaltungsforschung unter großer internationaler
Beteiligung am Mittwoch erfolgreich abgehalten.
Alle Informationen unter: www.staedtebund.gv.at
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