Zum Inhalt springen

Offener Brief der BürgerInnen von Ossiach an Frau BM Mag.a Mikl-Leitner betreffend des Erstaufnahmezentrums

Die BürgerInnen wünschen sich eine nachhaltige Lösung, die zu einer tatsächlichen Integration führt

Ossiach (OTS) - Sehr geehrte Frau Bundesministerin Mag.a Mikl-Leitner!

Wir Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Ossiach sind entrüstet über die Vorgehensweise und unzureichende Diskussion im Vorfeld, die zum Entscheid der Errichtung eines Erstaufnahmezentrums in der Gemeinde Ossiach geführt hat.

Die Standortauswahl ist für uns nicht nachvollziehbar, weil

1) keine funktionierende Infrastruktur vorhanden ist,
2) sich das Gebäude in einem baufälligen Zustand befindet und
3) der Ort mit einer Einrichtung dieser Größenordnung vollkommen überfordert ist.

Hier schafft man keine realistischen Chancen für eine nachhaltige Integration.

Hintergrundfakten:

Die Gemeinde Ossiach ist mit 738 Einwohnern (Stichtag 31.10.2013) die drittkleinste Gemeinde in Kärnten und ist bedingt durch die Lage direkt am Ossiacher See und die Einbettung zwischen den Gebirgszügen der Gerlitzen Alpe und den Ossiacher Tauern ein äußerst beliebtes Urlaubsziel. Der Ort hat sich seit den frühen 60er Jahren zu einer Tourismusgemeinde (überwiegend Sommertourismus) entwickelt, die Übernachtungszahlen liegen bei rund 330.000 Nächtigungen jährlich. Zusätzlich zählt die Gemeinde Ossiach seit der Gründung des Musikfestivals Carinthischer Sommer (1969) und der Errichtung und Eröffnung der Carinthischen Musikakademie (2009) zu einem kulturellen Mittelpunkt Kärntens.

Das geplante Verteilerzentrum:

Das ehemalige Blindenheim zählte bis 2003 mit ca. 10.000 Übernachtungen pro Jahr zu den touristischen Großbetrieben. Nach der Schließung gab es in den Jahren 2011 und 2012 Bestrebungen, dieses Objekt zu einer gemischten Hotel- und Mehrgeschosswohnanlage auszubauen. Das Projekt wurde allerdings nie umgesetzt und das Gebäude blieb somit weiterhin leer stehen. Der bauliche Zustand verschlechterte sich zusehends.

Dass nun gerade dieses Gebäude, für dessen Sanierung und Renovierung enorme finanzielle Mittel aufgebracht werden müssen, noch dazu in einer ausschließlich auf Tourismus und Kultur ausgerichteten Kleingemeinde ausgewählt wurde, ist absolut nicht nachvollziehbar und wird von den BürgerInnen in dieser Form kategorisch abgelehnt.

Wir sagen:

JA zu einer ganzheitlichen Integration
JA zur Aufnahme von Asyl-Familien in Ossiach
Aber wir sagen NEIN zu einem Erstaufnahmezentrum in unserer Gemeinde

Realistische Chancen für eine gute Integration

Ossiach ist selbstverständlich bereit, Flüchtlingsfamilien aus Kriegsgebieten langfristig aufzunehmen, zu integrieren, finanziell und auch menschlich zu unterstützen. Schule, Vereine, Kirche und die gesamte Bevölkerung stehen hinter diesem Projekt.

Nur durch eine schrittweise Eingliederung kleiner Gruppen ist der Grundstein für eine nachhaltige Integration gegeben - und bietet allen Menschen gleichermaßen die Chance auf eine gute Nachbarschaft. Verbindungen zwischen Menschen brauchen Zeit. Durch ein Verteilerzentrum wäre in keiner Weise diese Verbindung gegeben.

Alternativen

Man könnte Kasernen in ganz Kärnten wie Bleiburg, Villach oder Spittal öffnen und die Erstversorgung, die zeitlich begrenzt ist, dort übernehmen. Anschließend steht einer Aufnahme und Eingliederung in unterschiedlichen Gemeinden - wie Ossiach - bestimmt nichts mehr im Weg.

Sehr geehrte Frau Bundesministerin, wir sind überzeugt, dass Ihnen die nun in Kurzfassung dargelegte Faktenlage bei der Objektauswahl des ehemaligen Kriegsblindenheimes Ossiach nicht bekannt war und richten einen dringlichen Appell, diese Entscheidung zu revidieren.

Mit freundlichen Grüßen
Die Ossiacher und Ossiacherinnen

Rückfragen & Kontakt:

Gernot Prinz
ossiachamsee@gmail.com
0664/5162118

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | NEF0010