Korosec an Hundstorfer: Vereinbarte Strukturreformen endlich umsetzen!
Finanzausgleichsverhandlungen zwischen Bund und Ländern werden zum Schlüsselpunkt für Pflege. Das Thema hätte bewusst schon lange vor diesen Ausgleichsverhandlungen erledigt sein sollen!
Wien (OTS) - Zur aktuellen Debatte rund um Pflege und Betreuung in Österreich, sowie zu den heutigen Aussagen von Sozialminister Hundstorfer im Ö1-Morgenjournal, betont LAbg. Ingrid Korosec, Bundesobmann-Stellevertreterin des Österreichischen Seniorenbundes und Landesvorsitzende des Wiener Seniorenbundes:
"Selbstverständlich gibt es Handlungsbedarf im Bereich und Betreuung und Pflege in Österreich. Die ersten entscheidenden Schritte dazu sind aber schon seit März 2011 vereinbart - bloß bis heute nie geschehen. Der zuständige Sozialminister Hundstorfer muss endlich die nötigen Reformen umsetzen. Zum Schlüsselpunkt werden dabei nun leider die in Kürze beginnenden Verhandlungen zum Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern. Denn: Schon bis Ende 2012 hätte die Struktur-Reform der Pflege-Sachleistungen erledigt sein sollen. Eben damit dies nicht Teil der ohnehin schwierigen und thematisch umfangreichen Finanzausgleichsverhandlungen wird!"
Endlich einheitliche Rahmenbedingungen für Pflegefonds schaffen. Rechnungshof-Berichte endlich ernst nehmen!
"Bei der Gründung des Pflegefonds im März 2011 wurde vereinbart, dass bis Ende 2012 einheitliche Rahmenbedingungen für die Sachleistungen der Länder geschaffen werden. Im April 2015 ist dieser Punkt noch immer nicht erledigt. Die Kosten einer Heimhilfe-Stunde, die Kosten eines Pflegeheimplatzes, etc. hängen damals wie heute vom Wohnort ab. Ein inakzeptabler Zustand, der im Zuge der Verhandlungen zum Finanzausgleich endlich zu beheben ist! Es sind klare Rahmen für Qualitätskriterien, Quantitätsangaben und Preis-Obergrenzen zu vereinbaren. Wie bei der Gesundheitsreform soll es- so schlägt der Seniorenbund vor - dazu eine Bundes- und neun Landeszielsteuerungskommissionen geben. Nach Festlegung dieser Kriterien kann der Pflegefonds ruhigen Gewissens unbefristet verlängert und mit ausreichenden Mitteln aus schon bestehender Steuern dotiert werden", betont Korosec.
"Zudem müssen endlich Schritte gesetzt werden, die der Rechnungshof-Kritik nachkommen. Fast 300 verschiedene Tarife für die Heimplätze nur eines einzigen Bundeslandes, ein Leerstand von knapp der Hälfte der Heimplätze eines anderen Bundeslandes, 17 Zahlungsströme für die Abrechnung nur eines einzigen Heimplatzes zwischen Heimbetreiber, Gemeinde, Sozialhilfeverband, Land und Bund … all das liegt auf dem Tisch und ist zu beheben. Sparen an den Strukturen, nicht an den Menschen! Das ist und bleibt die Forderung des Seniorenbundes", so Korosec zu längst aufgedeckten Details.
Anfall des Pflegebedarfs durch (gesundheitliche) Vorsorge aufschieben! Konkrete Demenz-Strategie endlich vorlegen!
"Hinzu kommen alarmierende Prognosen, die höchste Pflegefallzahlen vorhersagen. Seit Jahren wissen wir, wie hoch das Pensionsantrittsalter im Schnitt in Österreich ist und wie viel man einsparen könnte, würden die Menschen ein Jahr später tatsächlich ihre Pension antreten. Zum Pflegegeld fehlen solche konkreten Zahlen:
Wie hoch ist wirklich das durchschnittliche Pflegegeldanfallsalter und was könnten wir erreichen wenn wir - insbesondere bei den Babyboomer-Jahrgängen - dieses Eintreten der Pflegebedürftigkeit um ein Jahr hinausschieben? Wir fordern die Erstellung und Veröffentlichung dieser Zahlen, um klar auszuweisen, wie wichtig und vor allem ökonomisch wirksam Prävention und Rehabilitation im Alter zwischen Pensionsantritt und Eintritt der Pflegebedürftigkeit wären", fordert Korosec verantwortungsbewusste Analysen der künftig möglichen Entwicklungen.
"Fest steht nämlich: Würden wir endlich die vereinbarte Rehabilitation für Pensionisten umsetzen, könnte das zahlreiche Pflegefälle verhindern oder zumindest abmildern. Das heute gängige Abstellen auf die "Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit" muss ergänzt werden um ein "Erhalten der selbständigen Lebensführung im Alter". Wenn ein älterer Mensch nach einem Krankenhausaufenthalt keine Reha erhält, so ist klar, dass umgehend der Weg in die Pflegebedürftigkeit folgt. Genau das kann und muss mit passender Reha verhindert werden", so die stv. Seniorenbund-Chefin.
"Auch haben wir einen Nationalen Aktionsplan gegen Demenz vereinbart, von dem bis heute nur eine Zustands-Analyse aber keine konkrete Lösungsumsetzung vorliegt. Wie kann man dementielle Erkrankungen besser diagnostizieren? Wie kann man die Schwere der Erkrankung einbremsen, wie kann man vorbeugen? Welche Hilfestellung kann man konkret geben - auch für Angehörige und Lebensumfeld? All das sollte längst mit ganz konkreten Umsetzungsschritten versehen sein", so Korosec weiter.
Abschließend betont Korosec: "Die Frage der langfristigen Finanzierbarkeit von Pflege und Betreuung in Österreich wird massiv davon abhängen, ob wir die nötigen Strukturreformen schaffen und ob wir endlich die nötige Vorsorge und Reha hinkriegen. Dann braucht sich auch niemand vor den Entwicklungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte zu fürchten!"
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