Hilfswerk prognostiziert dramatischen Anstieg an pflegebedürftigen Menschen: jedes Jahr 10.000 mehr!
Präsident Othmar Karas: „Das heißt jedes Jahr 1.500 zusätzliche Heimplätze, 2.000 zusätzliche Pflege- und Betreuungskräfte und zusätzliche Kosten von 150 Millionen Euro!“
Wien (OTS) - "Die demographische Atempause in der Pflege ist vorbei. Die österreichische Politik muss sich auf einen dramatischen Anstieg der Anzahl der pflegebedürftigen Menschen einstellen, der 30 Jahre anhalten wird", fasst Hilfswerk-Präsident Othmar Karas die alarmierende Prognosen des Hilfswerks zusammen, die heute, Montag, 20. April, gemeinsam mit dem Leiter der Forschungsgruppe Alter(n), Franz Kolland, bei einer Pressekonferenz in Wien präsentiert wurden.
Aufgrund der wesentlich geburtenstärkeren Jahrgänge ab 1939 und der stark ansteigenden Wahrscheinlichkeit der Pflegebedürftigkeit ab dem 75. Lebensjahr ist auch mit einer stark ansteigenden Anzahl an pflegebedürftigen Menschen zu rechnen.
"Das derzeitige Pflege-System in Österreich wird schon in Kürze mit den nachrückenden geburtenstarken Jahrgängen überlastet sein", ist der Hilfswerk-Präsident überzeugt. "Wir rechnen pro Jahr mit 10.000 zusätzlichen pflegebedürftigen Menschen. Das bedeutet jedes Jahr müssen - wenn sich die heutige Versorgungsstruktur nicht ändert - 1.500 zusätzliche Heimplätze geschaffen werden, es müssen jedes Jahr 1.000 zusätzliche Pflegekräfte und 1.000 zusätzliche Personenbetreuer tätig werden und es bedeutet Kostensteigerungen von 150 Millionen Euro pro Jahr! Da dieser Anstieg 30 Jahre lang anhalten wird, ist es auch völlig klar, dass man das Problem nicht aussitzen kann, sondern handeln muss. So schnell wie möglich!", fordert Karas.
Konkret sind laut Hilfswerk 5 Handlungsfelder besonders dringlich und aktuell:
- Die langfristige Sicherung der Pflegefinanzierung
- Die Ausbildung der Pflegekräfte
- Die Bezahlung der Pflegekräfte
- Der Ausbau der mobilen Dienste
- Verbesserungen bei der 24-Stunden-Betreuung
Im Bereich der Finanzierung schlägt Karas eine neue Bund-Länder-Vereinbarung vor, mit klarer Aufgabenteilung und österreichweit vergleichbaren Rahmenbedingungen, am besten gemeinsam mit einer Pensionsreform und in Verbindung zur Gesundheitsreform. Doch dort kommt der Langzeitpflegebereich derzeit nur am Rande vor. "Die Diskussion über die Reform der Gesundheitsberufe wird im Moment fast ausschließlich aus der Sicht und im Interesse der Krankenhäuser geführt", ärgert sich Karas. "Dabei ist die Pflegeausbildung in Österreich seit Jahren veraltet und macht den Berufseinstieg unattraktiv. Die längst fällige Einbindung der Pflegeausbildung ins Regelbildungswesen findet einfach nicht statt. Wir brauchen ein modernes Berufsrecht und eine zeitgemäße Ausbildung, um die Attraktivität für die Pflegeberufe steigern. Wie soll sonst der wachsende Bedarf gedeckt werden?", fragt Karas.
Der Hilfswerk-Präsident nimmt auch zur aktuellen Diskussion um die Bezahlung Stellung: "Die Länder haben es in der Hand, dem Pflegepersonal eine höhere Bezahlung zukommen zu lassen. Wenn jetzt im Zuge der neuen Arbeitszeitregelungen in den Spitälern die Gehälter angepasst werden, muss dies auch in der Langzeitpflege geschehen -direkt oder mittelbar über die Kostensätze. Eine einseitige Besserstellung des Spitalsbereichs darf nicht zu Rekrutierungsproblemen im Langzeitpflegebereich führen!", so Karas, der erneut auf die Bedeutung der Pflege daheim hinweist: "85% der Menschen werden zu Hause betreut und wollen auch zu Hause betreut werden. Daher muss auf diesen Bereich ein besonderer Schwerpunkt gelegt werden. Mobile Dienste sind das wichtigste Angebot zur Entlastung pflegender Angehöriger und ermöglichen den Menschen den Verbleib in den eigenen 4 Wänden. Damit die Versorgung mit mobilen Pflegediensten österreichweit sichergestellt wird, müssen die Rahmenbedingungen für die flächendeckende Versorgung insbesondere der ländlicher Gebiete verbessert werden. Da die Selbstbehalte im Pflegebereich höher sind als im Gesundheitsbereich, führt dies zu teuren Fehlsteuerungen. Es sollte selbstverständlich sein, dass die Kosten für die Betroffenen österreichweit transparent und nach objektiven, nachvollziehbaren Kriterien gestaltet sind!", so Karas weiter.
Schließlich fordert Othmar Karas auch Reformen bei der 24-Stunden-Betreuung: "Die 24-Stunden-Betreuung ist mittlerweile ein unverzichtbarer Bestandteil des österreichischen Versorgungssystems geworden. Sie wäre kurzfristig nicht substituierbar. Trotzdem herrscht Verbesserungsbedarf punkto Qualitätssicherung und Vermittlung. Die Förderung für die Menschen wurde in den letzten 8 Jahren auch nicht angepasst - trotz Preissteigerungen, die durch den Staat selbst verursacht wurden, Stichwort Sozialversicherung", so Karas abschließend.
Die heutige Pressekonferenz war auch der Start zur Hilfswerk Jahresinitiative "Pflege ist Thema. Aber pflegen heißt mehr.", mit Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung, Öffentlichkeitsarbeit und der Hilfswerk Family Tour, einer Road Show mit über 57 Stationen in Österreich. Partner sind s Versicherung, s Bausparkasse, Erste Bank und Sparkassen. Die Partner des Hilfswerk Fachschwerpunktes "Neue Zeiten. Neue Fragen." sind Wiener Städtische und Jako-o.
Details zur heutigen Pressekonferenz, zur Jahresinitiative und zur Hilfswerk Family Tour finden Sie auf www.hilfswerk.at
Die heutige Pressekonferenz war auch der Start zur Hilfswerk Jahresinitiative "Pflege ist Thema. Aber pflegen heißt mehr.", mit Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung, Öffentlichkeitsarbeit und der Hilfswerk Family Tour, einer Road Show mit über 57 Stationen in Österreich. Partner sind s Versicherung, s Bausparkasse, Erste Bank und Sparkassen. Die Partner des Hilfswerk Fachschwerpunktes "Neue Zeiten. Neue Fragen." sind Wiener Städtische und Jako-o.
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Rückfragen & Kontakt:
Hilfswerk Österreich, Bundesgeschäftsstelle
Mag. Harald Blümel
01 / 40442 - 12, Mobil: 0676 / 8787 60203
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