- 19.03.2015, 20:51:43
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Es geht ans Eingemachte, Kommentar von Annette Becker
Frankfurt (ots) - Frankfurt (ots) - Seitdem Matthias Zachert, vor
neun Monaten bei Lanxess das Ruder übernommen hat, hat sich viel
getan. Der Abbau von 1000 Stellen in der Verwaltung ist
implementiert. Im laufenden Turnus werden dadurch schon 120 Mill.
Euro eingespart, weitere 30 Mill. Euro winken ein Jahr später. Auch
die Bilanz hat Lanxess wieder einigermaßen in Ordnung gebracht -
angefangen bei der Kapitalerhöhung im vergangenen Mai bis hin zum
Abbau der Finanzschulden.
Ebenso zeigt der Verschuldungsgrad wieder in die richtige Richtung,
auch wenn der für ein Investment-Grade-Rating maßgebliche Wert
aufgrund der gestiegenen Pensionsverbindlichkeiten noch nicht
erreicht ist. Selbst der freie Cash-flow hat trotz unverändert hoher
Investitionen wieder eine nennenswerte Größenordnung erreicht.
Doch diese nackten Zahlen täuschen nicht darüber hinweg, das Lanxess
noch einen weiten Weg vor sich hat. Jetzt nämlich geht es ans
Eingemachte. Gestartet wird mit dem Produktionsende für eine
Kautschukanlage in Marl. Weitere Kapazitätseinschnitte dürften
folgen. Die Entscheidung, selbst einen Beitrag zum Abbau der
Überkapazitäten zu leisten, war überfällig. Zumal Lanxess im
laufenden Jahr weitere Kapazitäten ans Netz nimmt. Allein im Markt
für EPDM-Kautschuk, der Zachert zufolge heute schon eine
Überkapazität von einem Fünftel aufweist, erhöht Lanxess das Angebot
um weitere 16%. Angesichts dieser Größenordnungen ist kein Ende des
Verfalls der Absatzpreise in Sicht. Preis-vor-Menge-Strategie? Das
war einmal. Heute ist die Industrie - überspitzt formuliert - schon
froh, wenn die Anlagen noch einen Deckungsbeitrag leisten.
Darauf zu warten, bis die Nachfrage die neuen Kapazitäten absorbiert,
ist keine Lösung. Von daher liegt es nahe, nach Rohstoffpartnern zu
suchen. Denn nur wenn Lanxess bei den Kosten mit dem Wettbewerb
mithalten kann, müssen auch andere Anbieter an der Angebotsschraube
drehen.
Hier aber scheint Lanxess weit von einer Lösung entfernt. Hatte
Zachert im vergangenen Sommer einer vertikalen Allianz noch das Wort
geredet, versuchte er gestern horizontalen Partnerschaften positive
Seiten abzugewinnen. Deren Reiz beschränkt sich aber üblicherweise
auf Kostensynergien. Für ein Unternehmen, das für sich die
Technologieführerschaft reklamiert und noch dazu in allen Regionen
der Welt Präsenz zeigt, dürfte sich eine Win-win-Situation beim
Zusammenschluss mit einem Wettbewerber allerdings nur schwer
darstellen lassen.
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