- 13.11.2014, 15:18:57
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aktion leben erschüttert über Entwurf des Fortpflanzungsmedizingesetzes
Wien (OTS) - "Der Entwurf für die Novellierung des
Fortpflanzungsmedizingesetzes bedient vor allem die
Geschäftsinteressen der FortpflanzungsmedizinerInnen und vergisst auf
die Gefahren für Frauen und Kinder", kritisiert Dr. Gertraude
Steindl, Präsidentin der aktion leben österreich, in einer ersten
Stellungnahme. "So verständlich der Wunsch nach einem Kind ist, so
rechtfertigt er dennoch nicht den Einsatz aller Methoden, ihn
vielleicht zu erfüllen", erklärt Gertraude Steindl.
Der vorliegende Entwurf erweitert die Anwendung der
In-vitro-Fertilisation, erlaubt die Samenspende auch für IVF, die
Eizellspende und die Präimplantationsdiagnostik (PID). "Alle diese
Techniken werfen eine Vielzahl von Problemen auf, die nach wie vor
nicht ausreichend erforscht, geschweige denn, gelöst sind", so die
aktion leben-Präsidentin.
Interessegeleitete Überlegungen gaben Ausschlag
"Alles in allem zeugt der Entwurf davon, dass die berechtigten und
faktisch hinterlegten Einwände von KritikerInnen nicht ernst genommen
wurden, sondern Interesse geleitete Überlegungen den Ausschlag
gaben", fasst Steindl zusammen. Erschütternd sei unter anderem, dass
die nachgewiesenen Gefahren für Kinder und Frauen durch die IVF und
Eizellspende keine Rolle spielten.
Vermischung von Interessen
Für junge Frauen bedeute der Entwurf, dass sie nun als potenzielle
Eizellspenderinnen betrachtet werden und künftig leicht unter Druck
geraten können, Eizellen zu spenden. Die vorgesehene Beratung über
die Risiken sei eine Farce, kritisiert Steindl: "Da die Beratung
jener Arzt durchführen soll, der auch den Eingriff unternimmt, wird
er wohl kaum objektiv und ausführlich über die Risiken der
Eizellspende für die Spenderin informieren." Auf den Websites der
FortpflanzungsmedizinerInnen sind kaum kritische Aussagen zur
Eizellspende zu finden", stellt die aktion leben-Präsidentin fest.
Je mehr Infos, desto weniger Spenderinnen
Die heute zur Verfügung stehenden Informationen könnten dazu führen,
dass junge Frauen keine Eizellen spenden. Die Erfahrungen anderer
Länder zeigten deutlich: "Je besser informiert die Frauen sind, desto
weniger spenden sie Eizellen."
Folgen nicht abschätzbar
Klar sei aber, dass derzeit niemand die gesundheitlichen Folgen für
junge Spenderinnen absehen kann, weil es dazu keine aussagekräftigen
Studien gibt. Die Hormonstimulation, die für eine Eizellspende, aber
auch für die künstliche Befruchtung nötig ist, stehe zunehmend im
Verdacht, zu Krebserkrankungen am Eierstock zu führen. Eine seriöse
Information über die Risiken kann daher einer jungen Frau heute nicht
erteilt werden.
Auch Gefahren für Empfängerinnen
"Auch für die Empfängerinnen gespendeter Eizellen bestehen nicht
unerhebliche Risiken", erinnert Steindl an Tatsachen, die ExpertInnen
sehr wohl bekannt seien. Zum einen seien die altersbedingten
Schwangerschafts-Risiken nicht wegzuleugnen - auch schon für Frauen
ab 40. Zudem bestünden spezielle Risiken wie Präeklampsie, an denen
Empfängerinnen gespendeter Eizellen signifikant öfter leiden als
andere Frauen.
Interessen der Kinder an letzter Stelle
"Sträflich werden die Interessen der Kinder missachtet", erklärt
Steindl. Mehr In-vitro-Fertilisationen bedeuteten mehr Fehlgeburten,
mehr Totgeburten, mehr Frühgeburten mit allen gesundheitlichen Folgen
für die Kinder: "Die KinderärztInnen wurden offensichtlich beim
Entwurf des Gesetzes nicht befragt." Dass auch in dieser Hinsicht
Kinderwunsch-Paare hinreichend über die Risiken informiert werden,
wie gesetzlich vorgesehen, ist ebenfalls zu bezweifeln angesichts der
bisher mehr als mangelhaften Informationspolitik.
Kinderrechte zählen nicht
Das Recht eines Kindes, seine Eltern (damit sind auch die
biologischen Eltern gemeint) zu kennen und bei ihnen aufzuwachsen,
wurde ebenfalls völlig ignoriert. Dabei ist dieses Recht
völkerrechtlich ein Menschenrecht. "Es ist mehr als zweifelhaft, dass
unsere Gesellschaft mit noch mehr verwirrenden Familienverhältnissen,
die nun auch in Österreich möglich sein sollen, umzugehen versteht",
sagt Gertraude Steindl.
Werden Kinder mit Hilfe einer Samen- oder Eizellspende gezeugt, so
erfahren nur etwa 8 Prozent der Kinder davon. Die anderen müssen ihr
Leben lang mit einer Lüge über ihre Herkunft leben. Das vorliegende
Gesetz ermöglicht den Kindern nur dann Klarheit über ihre Herkunft,
wenn die Eltern ihnen sagen, wie sie gezeugt wurden - und das auch
erst ab dem 14. Lebensjahr.
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