"Die Nacht der erhellten Synagogen"- Lichtinstallation über der Leopoldstadt am 9. November
Israelitische Kultusgemeinde Wien gedenkt des Novemberpogroms und verweist auf aktuelle Belange
Wien (OTS) - Über 30 brutal ermordete und ebenso viele in den Selbstmord getriebene Wiener Jüdinnen und Juden. 42 zerstörte und in Brand gesetzte Synagogen und Bethäuser. Tausende jüdische Geschäfte und Wohnungen beschlagnahmt, geplündert, zerstört. Über 6.500 Juden verhaftet, 4.000 ins KZ Dachau deportiert: So lautet die Horrorbilanz des Novemberpogroms 1938 alleine für Wien. Ausgerechnet in Wien hatte die von den Nationalsozialisten akribisch vorbereitete und von Joseph Goebbels zynisch "Reichskristallnacht" genannte Orgie der Gewalt und Zerstörung nicht "bloß" eine Nacht - von 9. auf 10. November 1938 -sondern gleich mehrere Tage gedauert. Der Weg zur Massenvernichtung des europäischen Judentums war somit klar vorgezeichnet.
Im Gedenken an die schrecklichen Ereignisse der Pogromnacht 1938 wird auf einigen jener Plätze im zweiten Wiener Gemeindebezirk, an denen vor ihrer Zerstörung durch die Nationalsozialisten Synagogen oder Bethäuser standen, ein Lichtstrahl den Himmel erhellen und an die brennenden Synagogen erinnern.
An 16 Standorten werden Mahnwachen abgehalten und die Soundinstallation "Klangwolke der ausgelöschten Namen" zu hören sein. Ein Sternmarsch führt dann in die Tempelgasse 5a, dorthin, wo vor seiner Zerstörung durch die Nationalsozialisten der große Leopoldstädter Tempel stand. Der Sternmarsch endet um 18.30 Uhr mit einem musikalischen Gedenken an die Toten ("Kaddisch" gespielt von Gergely Sugar, Hornist der Wiener Symphoniker). Im Anschluss daran beginnt die Gedenkveranstaltung mit IKG-Präsident Oskar Deutsch, Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg, Zeitzeugen, Gedenkbotschaften zahlreicher österreichischer PoltikerInnen, Religionsgemeinschaft u.v.a.
Mit der "Nacht der erhellten Synagogen" möchte die IKG-Wien jedoch mehr als gedenken: "Was in jenen Novembertagen geschehen ist, hatte sich schon lange davor abgezeichnet und wäre mit entschlossenem Handeln von Politik und Gesellschaft zu verhindern gewesen", erinnert Oskar Deutsch, Präsident der IKG-Wien unter anderem an Nürnberger Rassengesetze, verordnete Gräuelpropaganda, Plünderungen und Arisierungen. "Die Erinnerung an den Novemberpogrom, daran wo und wie die systematische Vernichtung des europäischen Judentums begann, ist heute, wo wir eine seit der Schoa für undenkbar gehaltene neue Welle des Antisemitsmus in Europa erleben, leider wichtiger denn je!"
"Die Nacht der erhellten Synagogen"
Sonntag, 9.11.2014, 17.30 - 21.30 Uhr
Abschlusszeremonie und Gedenkveranstaltung:
1020 Wien, Tempelgasse 5a, 18.30 Uhr
Orte des Gedenkens - Mahnwachen 17.00 -18.00:
Czerninplatz 4 Vereinsbethaus Or Thora Glockengasse 4 Vereinsbethaus Marpe Lenefesch Große Schiffgasse 8 u. 10 Vereinssynagoge "Schiffschul" Große Schiffgasse 24 Vereinsbethaus Emes Wescholaum Große Sperlgasse 31 Vereinsbethaus Ojse Chesed wu Emes Haidgasse 1 Vereinsbethaus Machsike Hadath Leopoldsgasse 29 Vereinssynagoge "Polnische Schul" Lilienbrunngasse 18 Vereinsbethaus Gemilath Chesed Malzgasse 16 Vereinssynagoge "Beth Hamidrasch" Novaragasse 40 Vereinsbethaus Beth Jakob Josef Pazmanitengasse 6 Vereinssynagoge "Am Volkert" Praterstraße 60 Vereinsbethaus Misrachi Rembrandtstraße 32 Synagoge "Rembrandt-Tempel" Taborstraße 38 Vereinsbethaus Montefiori Tempelgasse 3 Leopoldstädter Tempel Zirkusgasse 22 Synagoge der Türkischen Israeliten
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