• 27.10.2014, 18:42:38
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OÖNachrichten-Leitartikel: "Haiders Werk und Bayerns Beitrag", von Dietmar Mascher

Ausgabe vom 28. Oktober 2014

Utl.: Ausgabe vom 28. Oktober 2014 =

Linz (OTS) - Die alten Römer sagten: "De mortuis nihil nisi bene."
Das wird meist dahingehend falsch verstanden, als dass man über
Verstorbene nur Gutes reden dürfe. Das wäre aber erstens heuchlerisch
und zweitens auch falsch übersetzt. Gemeint ist, man solle über Tote
nur wohlwollend oder fair sprechen. Oder schweigen.
Im Fall von Jörg Haider wäre Schweigen allerdings der falsche Ansatz.
Und bei aller Fairness; Erst nach und nach wird deutlich, wie das
System Haider in Kärnten funktionierte. Jüngstes Beispiel ist die
Verurteilung des ehemaligen Chefs der BayernLB, dem der Richter
nahelegte, die Bestechung Haiders zu gestehen, um dafür beim Vorwurf
der Untreue und insgesamt mit einer bedingten Haftstrafe
davonzukommen.
Was der ehemalige Bayern-Banker Schmidt gestand, war keine
persönliche Bestechung Haiders. Der karinthische Sumpf war anders
strukturiert. Und was in den vergangenen Jahren, seit seinem Tod vor
sechs Jahren, ans Licht kommt, bestätigt dies auch recht
eindrucksvoll.
Der Narzisst Haider brauchte nicht privat Geld (davon hatte er
genug), sondern Anerkennung und Strahlkraft als Politiker. Die
erwirbt man - auch das wussten die alten Römer - mit Brot und
Spielen. Mangels ausreichenden Budgets war Haider erfinderisch. Für
seine Zustimmung zum Hypo-Verkauf ließ er sich Geld für das Stadion
versprechen.
Die Hypo selbst war ebenfalls ein Vehikel für die Landesfinanzen.
Wenn man die Haftung des Landes ausweitete, konnte man dafür ja mehr
Haftungsprovision verlangen. Was für die einen damals eine
Meisterleistung eines Landesvaters war, der dann das Geld an die
Seinen verschenken konnte, war letztlich ein Geschäft zulasten
Dritter. Die Dritten sind wir alle. Und wir zahlen auch dafür.
Dass die Entourage des Landeshauptmanns entweder zu blöd, zu schwach
oder zu bequem war, dem Werk Haiders ein Ende zu bereiten, ist eine
Sache. Dass in der Hypo und offenbar in der BayernLB eine Reihe
höchst fragwürdiger Manager zugange waren, eine andere.
Es ändert aber nichts daran, dass sich alle am Nasenring durchs
Bärental führen ließen, wo einer lebte, der sich selbst am nächsten
und irgendwann vor einem Luftschloss stand, das zu implodieren drohte
(und letztlich tatsächlich in sich zusammenfiel.)

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