Tiroler Tageszeitung, Ausgabe vom 5. Oktober 2014; Leitartikel von Wolfgang Sablatnig: "Fliegen in den Bankrott"
Innsbruck (OTS) - Utl: Von den hochtrabenden Plänen für neue Jets blieb mit den Eurofightern ein System,
das sich Österreich nicht leisten will.
Im Herbst 2001 durften die Heeresflieger träumen. 24 Kampfjets sollten beschafft werden, dazu gab es eine Option für sechs zweisitzige Maschinen. Es war sogar geplant, die Jets für internationale Einsätze zu melden. Die schwarz-blaue Regierung unter Wolfgang Schüssel wollte in der ersten militärischen Liga mitspielen. Im Herbst 2014 stehen Heer und Flieger vor einem Scherbenhaufen. Die Option auf die sechs Zweisitzer ist still und heimlich verschwunden. Umso lauter war der Knall, als Schüssel nach dem Jahrhunderthochwasser 2002 die Stückzahl auf 18 reduzierte. Der rote Verteidigungsminister Norbert Darabos gab es danach noch einmal billiger. Nun sollten 15 Jets genug sein. Und er verzichtete auf praktisch alle Finessen, die den Eurofighter von einem fliegenden Fotoapparat unterschieden.
Außerdem schweben über allem Korruptionsvorwürfe, die bisher weder aufgeklärt noch ausgeräumt sind. Heer und Politik halten dennoch an der Luftraumüberwachung fest. Im neutralen Österreich muss diese Überwachung noch dazu selbstständig erfolgen. Lückenlos ist sie jedenfalls nicht: Geflogen wird nur bei Tageslicht, und das nur zur Hälfte von den Eurofightern.
Und was kostet der Scherbenhaufen? Neben den Milliarden, die in den Kauf der Flieger und der Infrastruktur geflossen sind, verbrennen die Jets jährlich 70 Millionen Euro an Sprit, Überstunden und Wartungskosten.
Für das finanzmarode Bundesheer geht sich das nicht mehr aus. Dennoch wählt die Republik von den zwei Alternativen abstellen oder vernünftig betreiben die österreichische: Fliegen mit Bauchweh, auch wenn das Geld dafür längst fehlt. Aber dieses Problem hat das ganze Bundesheer.
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