Libanon: Syrischen Flüchtlingen droht Katastrophen-Winter
Caritas-Experte Maier im "Kathpress"-Gespräch: Hilfsgelder laufen aus, bis zu zwei Millionen Menschen ab Dezember ohne Unterstützung - Sozialer und gesellschaftlicher Kollaps droht
Salzburg, 30.09.14 (KAP) Den syrischen Flüchtlingen im Libanon droht ein katastrophaler Winter, wenn nicht rasch verstärkte Hilfsmaßnahmen anlaufen. Das hat der Salzburger Caritas-Experte Stefan Maier im "Kathpress"-Gespräch bei der Jahrestagung der "Initiative Christlicher Orient" (ICO) betont. Ein Ende des Flüchtlingsstroms sei nicht abzusehen: Zwischen 2.000 und 2.500 Flüchtlinge würden täglich die libanesische Grenze überschreiten, so Maier, zwei Millionen Syrer seien schon im Land. Der Libanon stehe knapp vor einer sozialen Explosion, was sich durch den vom UN-Hilfswerk UNHCR angekündigten Rückzug bei der internationalen Hilfe noch verschärfen würde.
Im ganzen Land gibt es laut Maier rund 1.200 informelle Zeltlager. Wer von den Flüchtlingen nicht in einem schäbigen Zelt lebt, hat in einem Abbruchhaus, einer Garage oder einem Keller Zuflucht gefunden. 50 Prozent aller Flüchtlinge sind Kinder, nur wenige können die Schule besuchen. Die libanesische Regierung habe angekündigt, dass es künftig nur mehr Platz für 30.000 syrische Schulkinder geben wird. Damit müsste eine ganze Generation ohne Schulbesuch und damit ohne Lebensperspektiven aufwachsen, warnte Maier.
Der Hälfte aller Flüchtlinge fehle der Zugang zu medizinischer Versorgung, so der Caritas-Experte. Viele Flüchtlinge seien traumatisiert, zum einen wegen der Vorkommnisse in ihrem Herkunftsland, zum anderen aufgrund der nunmehrigen desaströsen Lebensbedingungen im Libanon.
Dazu komme, dass der Syrienkonflikt jederzeit direkt auf den Libanon übergreifen könne und das Land auch von innen durch Gewalt auseinanderzubrechen zu drohe: Immer öfter gebe es Spannungen zwischen den religiösen und ethnischen Gruppen wie etwa zwischen Alawiten und Sunniten, warnte Maier. Dschihadisten aus Syrien würden zudem bereits ein kleines Gebiet im Nordlibanon besetzen und sich mit der Armee Gefechte liefern. Gefangene libanesische Soldaten würden ebenso wie westliche Geiseln enthauptet, was der Westen aber kaum wahrnehme.
Die Caritas Österreich hat seit Ausbruch des Konflikts 2011 fünf Millionen Euro für Syrien-Flüchtlinge im Libanon und in Jordanien zur Verfügung gestellt. Damit konnten bisher rund 70.000 Menschen erreicht werden, viele davon Kinder. Geholfen werde mit Lebensmitteln, Hygieneartikel, Decken, Matratzen, Winterkleidung, medizinischer Hilfe sowie der Reparatur von Notunterkünften.
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