• 03.09.2014, 21:29:14
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TIROLER TAGESZEITUNG "Leitartikel" vom 4. September 2014 von Alois Vahrner "Von Löhnen, Laptops und Lederhosen"

Innsbruck (OTS) - Utl.: Und wieder blieb Tirol im bundesweiten
Einkommensvergleich nur enttäuschender Vorletzter vor dem Burgenland.
Eine Statistik, die sowohl das Land als auch den Bund und die
Sozialpartner in Zugzwang bringt.

Erneut kann man es auf den kurzen Nenner zusammenfassen: Im Westen
nichts Neues. Wie in den Jahren zuvor blieb Tirol in der
Einkommensstatistik des Hauptverbands der Sozialversicherungen auf
dem ernüchternden achten und damit vorletzten Platz aller
Bundesländer.
Seit Jahren zanken sich Tirols Parteien, Arbeitgeber-Vertreter, die
AK und der ÖGB über die unerfreulichen Einkommenszahlen. Zuweilen
wurden diese auch angezweifelt oder verharmlost
("Loch-Ness-Meldungen"), ohne aber bisher andere oder bessere Zahlen
vorgelegt zu haben.
Tirol mag tatsächlich mehr jüngere Beschäftigte haben, weniger
internationale Konzernzentralen und im Schnitt kleinere Betriebe als
etwa Wien. In Front (und das immerhin mit einem großen Abstand von
235 Euro brutto im Monat vor Tirol) liegt aber Vorarlberg, für das
diese Lohnbremsen genauso gelten wie für Tirol.
"Tirol ist oben" und "Tirol hat Arbeit" hatte die ÖVP im letzten
Landtagswahlkampf plakatiert, während die meisten politischen
Herausforderer zu hohe Preise und zu niedrige Löhne angeprangert
haben. Tatsächlich liegt Tirol unter den Top-50-Regionen der EU und
bei vielen Wirtschaftsdaten wie mehrjährigen Wachstumsvergleichen
oder der Arbeitslosigkeit nach wie vor gut, auch wenn es da deutliche
Alarmsignale gibt. Dazu kommen sehr geringe Landesschulden inklusive
des Familiensilbers Tiwag, Wohnbauförderung und Hypo (auch wenn deren
Wert schon weit höher war), das im Gegensatz zu anderen Ländern noch
nicht abverkauft wurde.
Tirol hat aber unterdurchschnittliche Löhne bei gleichzeitig hohen
Preisen, gerade auch beim Wohnen. Das macht für viele das tägliche
Leben schwierig und größere Anschaffungen schlicht unerschwinglich.
Ohne florierenden Tourismus wären die meisten Tiroler Täler heute
Notstandsgebiete, die einkommenstärksten Länder sind mit Vorarlberg
und Oberösterreich aber Bundesländer mit ausgeprägt hoher
Industrie-Dichte. Tirol hat wirkliche Industrieperlen, ein Lohnruck
nach oben wird aber nur mit deutlich mehr Hightech-Firmen und
Forschung gelingen. "Laptop und Lederhose" hieß einmal Bayerns
erklärtes Erfolgsrezept, beim Laptop-Faktor hat Tirol noch viel Luft
nach oben.
Gefordert ist aber auch der Bund: In den letzten beiden Jahren sind
die Bruttolöhne in Österreich spürbar stärker gestiegen als die
Inflationsrate. Die Kaufkraft ist auch wegen der kalten
Steuerprogression aber bei vielen Bürgern weiter gesunken. Die viel
diskutierte Steuerreform wird immer dringlicher.

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | PTT

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