- 12.06.2014, 10:00:29
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ÖAMTC: Tempo 80 für Pkw bringt keine nennenswerte Reduktion von Stickstoffoxiden
Tempo 80 trifft großteils die Falschen
Utl.: Tempo 80 trifft großteils die Falschen =
Wien (OTS) - "Tempo 80 ist schon alleine deshalb ein ungeeignetes
Mittel zur Reduktion von Stickstoffoxiden, weil es großteils die
Falschen trifft", bringt Bernhard Wiesinger, Chef der
ÖAMTC-Interessenvertretung eine Analyse der Technischen Universität
(TU) Wien auf den Punkt. "Benzin-Pkw, die etwa ein Viertel des
Verkehrs auf der A1 bei Salzburg ausmachen, sind von Tempo 80
betroffen, obwohl sie praktisch keine Stickoxide ausstoßen. Zudem
zeigen die Messwerte, dass zwei Drittel der schädlichen
NOx-Emissionen durch den Güterverkehr verursacht werden", erläutert
Wiesinger. "Drei Viertel davon sind Schwerverkehr - dieser war
bereits vor der Probephase auf 80 km/h reglementiert."
NOx-Rückgang bei Diesel-Pkw nicht signifikant
Real-Time-Messungen der TU Wien zeigen außerdem, dass bei
Diesel-Pkw der Ausstoß von Stickstoffoxiden durch eine Reduktion des
Tempos von 100 auf 80 km/h nur um fünf bis zehn Prozent verringert
wird. Prof. Ernst Pucher vom Institut für Fahrzeugantriebe und
Automobiltechnik: "Bei Pkw besteht unter 100 km/h nur ein geringer
Einfluss des Tempos auf den NOx-Ausstoß." Abgasmessungen im realen
Verkehr zeigten außerdem deutlich, dass Fahrzeuge bei konstanter
Fahrt auf Autobahnen mit Tempo 100 weitaus weniger Schadstoffe
abgeben als bei "Stop and Go" im Stadtverkehr.
NO2-Rückgang spiegelt bloß den unterjährigen und mehrjährigen
Trend wider
Betrachtet man die in der Probephase von Ende Februar bis Mitte
Mai 2014 erhobenen NO2-Messwerte, so ist ein Rückgang um über 25
Prozent festzustellen - so wie jedes Jahr. Prof. Pucher: "Dieser
Rückgang beruht auf Jahreszeiteffekten und ist jährlich an allen
Salzburger Messstellen festzustellen."
Aber auch in einer mehrjährigen Betrachtungsweise sprechen die
Zahlen eine deutliche Sprache. Durch die strengeren Abgasvorschriften
der EU ist die Stickstoffoxid-Konzentration in Salzburg seit 2003
merklich zurückgegangen. Ein Trend, der anhalten wird. Durch die
automatische Fuhrparkerneuerung werden zukünftig immer mehr Fahrzeuge
der Abgasklasse Euro VI auf heimischen Straßen unterwegs sein. "Für
die Autobahn A1 in Salzburg hat das bis 2020 eine Halbierung der
NOx-Emissionen zur Folge", erklärt der Chef der
ÖAMTC-Interessenvertretung. "Eine Tempo 80-Beschränkung für Pkw würde
diese Entwicklung nicht merkbar beschleunigen."
Alternativen mit mehr Wirkung
Wenn die Verantwortlichen in Salzburg tatsächlich eine raschere
Verbesserung der Luftqualität erreichen wollen, dann sollten sie
daher laut ÖAMTC den Umstieg auf Fahrzeuge der Abgasklasse Euro VI
forcieren. "Es könnte etwa die Anschaffung abgasarmer Pkw gefördert
werden. Aber auch die Umrüstung ganzer Fahrzeugflotten beispielsweise
auf Erdgasantriebe ist eine Option, über die man nachdenken sollte",
meint der Chef der ÖAMTC-Interessenvertretung. Eine weitere Maßnahme,
die deutliche Wirkung für eine höhere Luftqualität in der Salzburg
haben würde, wäre die Vermeidung von "Stop-and-Go"-Verkehr.
Wiesinger: "Die Messungen der TU Wien zeigen, dass die 'Grüne Welle'
in der Stadt - soweit machbar - deutlich mehr bringen würde als Tempo
80 auf der A1."
Ein Tempolimit als Maßnahme für eine höhere Luftqualität kann sich
der Club hingegen allenfalls für jene Verkehrsteilnehmer vorstellen,
bei denen eine derartige Beschränkung auch Wirkung zeigt. Wiesinger:
"Aufgrund des höheren Luftwiderstandes von Lieferfahrzeugen kann nur
bei dieser Fahrzeug-Klasse - Klein-Lkw unter 3,5 Tonnen - durch Tempo
80 tatsächlich ein signifikantes Minus beim Schadstoffausstoß erzielt
werden."
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