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Tiroler Tageszeitung, Ausgabe vom 31. Jänner; Leitartikel von Manfred Mitterwachauer: "Der schale Beigeschmack"

Innsbruck (OTS) - Utl: In Tirol abstoßen, um in Südtirol groß einzusteigen? Das Interesse Peter Schröcksnadels an den Schnalstaler Bergbahnen sorgt in Innsbruck für Irritationen. Zumal die Übernahme der Patscherkofelbahnen noch zu viele Fragen offen lässt.

Mit dem Erhalt der Patscherkofel-Pendelbahn verhält es sich wie mit der Karotte, die das widerspenstige Maultier vor der Nase baumelnd in die weite Welt voranzutreiben vermag. Das lifttechnische Relikt soll auch in Zukunft auf den Innsbrucker Olympiaberg gondeln. So will es die klare Mehrheit im Gemeinderat. Mit dem steten Verweis auf des Volkes Willen. Da meint man das Polit-Ohr plötzlich ganz nah am Bürger zu haben. Ohne Umfrage, ohne Bürgerbeteiligung und ohne Volksbefragung. Endet die Betriebspflicht der Pendelbahn 2016, ohne dass die derzeit politisch favorisierte Neubauvariante (22,5 Mio. Euro) in die Wege geleitet ist, wird die 2018 anstehende Gemeinderatswahl nicht nur für die Ampelkoalition zum Spießrutenlauf. Und so ist erklärbar, wieso derzeit auch ein Kostenrahmen für den Kauf der sanierungsbedürftigen Patscherkofelbahnen von 9,6 bis zu 16,3 Millionen Euro keinen Mandatar öffentlich nachdenklich stimmt. Und auch nicht, dass der Verkäufer kein Geringerer als Peter Schröcksnadel ist.
Schröcksnadel, Alleinherrscher des ÖSV und umtriebiger Privatier, der mit seinem Firmenimperium so manches Skigebiet betreibt, ist bekannt dafür, keine schlechten Geschäfte zu machen. Allein das sollte in Inns bruck die Alarmglocken schrillen lassen. Zumindest aber die jüngsten Meldungen, dass Schröcksnadel - zusammen mit der Athesia-Gruppe - Interesse an der Übernahme der Schnalstaler Gletscherbahnen in Südtirol hat, haben so manches Innsbrucker Ohr spitz werden lassen. Schrieben diese Bahnen doch 2012 einen operativen Verlust von über 600.000 Euro. Mit dem Patscherkofel sei nichts zu verdienen - das ist nur eines der Schröcksnadel schen Verkaufsargumente hierzulande. Ein scheinbarer Widerspruch zum Südtirol-Engagement - die eine oder andere Irritation nördlich des Brenners inklusive. Natürlich nur hinter vorgehaltener Hand -offiziell will sich keiner den Mund verbrennen. Gut möglich, dass für Schröcksnadel die Verlockung eines öffentlich finanzierten Startanschubs in Südtirol größer ist als die mühsame Betteltour in Nordtirol. Doch der schale Beigeschmack bleibt.
Innsbruck muss sich indes auf eine andere Frage konzentrieren:
Braucht es die Pendelbahn wirklich? Oder gäbe es nicht auf lange Sicht günstigere Alternativen. Wie etwa die einer Einseilumlaufbahn (als Sessellift-Ersatz) von der Römerstraße aus zur alten Bergstation? Ein vielleicht über teuertes Übernahmeangebot, und die noch ungeklärte Zukunft der Patscherkofelbahnen sollten Innsbrucks Mandatare besser zweimal überlegen lassen, bevor sie einmal die Hand heben. Nämlich die zum Kauf.

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