Gesundheitsberufe: Zeitgemäße Kooperation gefragt (2)
Wohnortnahe Strukturen anpassen
Wien (OTS) - Das Gesundheitssystem und die Gesundheitsberufe sind gefordert: Die Versorgung in Spitälern und Ordinationen muss an die demografischen Veränderungen angepasst werden, die Gesundheitsberufe müssen sich weiter vernetzen. Wohnortnahe Versorgung rückt stärker in den Fokus, mobile Dienste werden immer wichtiger, ebenso psychologische und psychotherapeutische Betreuung. Die Gesundheitsberufe-Konferenz (GBK) informierte am Freitag im Anschluss an den vierten Tag der Gesundheitsberufe in einem Pressegespräch über bevorstehende Entwicklungen. Vehement fordern die Gesundheitsberufe die Einbindung bei den nächsten Schritten der Gesundheitsreform, einen Sitz in der Bundesgesundheitskommission und Maßnahmen zur Entlastung in besonders fordernden Bereichen der Patientenbetreuung. Schließlich hätten auch sie ein Recht auf gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen.
Bessere Versorgungsangebote für Pflegebedürftige
Das Krankheitsspektrum habe sich deutlich hin zu chronischen Erkrankungen verschoben, hielt Ursula Frohner, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes (ÖGKV), fest. "Wir müssen beispielsweise damit rechnen, dass in den kommenden Jahren immer mehr Menschen an COPD erkranken, und das bei sinkender Bettendichte", sagte Frohner. Zwar liege Österreich mit 556 Akutbetten pro 100.000 Einwohnern im europäischen Spitzenfeld, "uns fehlt aber die Struktur für weitere Versorgungsangebote speziell für pflegebedürftige und rekonvaleszente Menschen", so die Expertin. Die mobile Versorgung sei längst nicht mehr ausreichend, die geplante Gesundheitsreform werde kaum Verbesserungen mit sich bringen. Frohner: "Wenn der ambulante Bereich gestärkt werden soll, dann muss unter anderem das Entlassungsmanagement verbessert werden. Auch bei der mobilen Hauskrankenpflege gibt es viel zu tun." Die Gesundheitsberufe wiederum müssten weiter daran arbeiten, sich untereinander stärker zu vernetzen und neue Kooperationsmodelle zu schaffen. "Letztlich sind wir ja alle gemeinsam für die Patientinnen und Patienten verantwortlich", so Frohner.
Gesundheitsberufe einbinden, mehr Ausbildungsplätze schaffen
Ohne die Einbindung der gesetzlich geregelten Gesundheitsberufe ist auch für Gabriele Jaksch, Präsidentin des Dachverbandes der gehobenen medizinisch-technischen Dienste (MTD-Austria), eine Umsetzung der Gesundheitsreform nicht denkbar. "Es wäre nur logisch, jene operativen Einheiten in den Reformprozess einzubinden, die letztlich die Säulen des Gesundheitssystems darstellen", sagte Jaksch. Zudem seien moderne Präventionskonzepte erforderlich, die wiederum nur unter Einbindung aller beteiligten Berufsgruppen erarbeitet werden könnten. Speziell im Hinblick auf die MTD-Berufe sei es notwendig, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen. "Von hoher Versorgungssicherheit zu sprechen ist angesichts der Statistiken realitätsfremd", hielt Jaksch fest. Über- bzw. Fehlversorgungen könnten nicht beseitigt werden, ohne eine flächendeckende Versorgung vor allem in der Peripherie sicherzustellen, so Jaksch abschließend. (slv)
(Ende)
Rückfragen & Kontakt:
Berufsverband Österreichischer PsychologInnen: Mag. Monika Glantschnig, Tel. +43 1 407 26 71-17
Pressestelle der Österreichischen Ärztekammer: Dr. Susanne Lang-Vorhofer, Tel. +43 1 513 18 33-48