TIROLER TAGESZEITUNG "Leitartikel vom 2.Jänner 2014 von Peter Nindler "Viele Interessen stehen auf dem Spiel"
Innsbruck (OTS) - Utl.: Geht die Wahlbeteiligung bei der Arbeiterkammerwahl weiter zurück, verliert auch die Interessenvertretung an Stärke. Während sich Präsident Zangerl und die ÖVP leichte Verluste erlauben könnten, benötigt die SPÖ endlich etwas Zählbares.
Die Arbeiterkammerwahl in Tirol Ende Jänner wird aus mehreren Gründen spannend. Zum einen kratzte die Wahlbeteiligung schon vor fünf Jahren an der 50-Prozent-Marke, was natürlich einer Interessenvertretung in Zeiten von steigenden Arbeitslosenzahlen sowie Wirtschafts- und Finanzkrise wehtut. Andererseits ist seit Fritz Dinkhauser und jetzt auch mit Erwin Zangerl der Arbeiterkammerpräsident zeitweise der schärfste Kritiker der Landesregierung. Und weil der zuletzt immer ein Schwarzer war, ist der Mahner der Regierung gleichzusetzen mit einem ÖVP-internen Quälgeist. Angesichts eines seit Jahren dahinsiechenden Arbeitnehmerbundes AAB gilt der AK-Präsident gleichsam als heimlicher AAB-Chef in Tirol, der im ÖVP-Arbeitnehmerflügel den Ton angibt.
2009 konnte der seit sechs Jahren amtierende Zangerl das Ergebnis seines Vorgängers sogar noch übertrumpfen und endgültig aus dem Schatten Fritz Dinkhausers treten. Zangerl nützt wie Dinkhauser die Arbeiterkammer auch als strategische PR-Plattform und vertritt inhaltlich von den Agrargemeinschaften bis hin zu Sozialfragen Dinkhausers politische Liste-Fritz-Positionen. Aber Zangerl ist geschickt genug, um im Land zwar gehörig anzuecken, aber Arbeitnehmerfreund und Landeshauptmann Günther Platter nie frontal oder persönlich zu attackieren.
Leichte Verluste kann sich Zangerl erlauben, obwohl Einbußen stets schmerzen. Geht aber die Wahlbeteiligung bei der AK-Wahl trotz des enormen Aufwands zurück, muss sich Zangerl allerdings die kritische Frage gefallen lassen, ob er vielleicht zu sehr sich und nicht die Interessenvertretung vermarktet. Das werfen ihm die anderen Fraktionen ohnehin schon seit Jahren vor. Bei Dinkhauser war es ähnlich.
Für die sozialdemokratischen Gewerkschafter (FSG) ist der Urnengang eine Schicksalswahl. So wie die SPÖ im Land stürzten sie 2009 massiv ab. Die SPÖ dominiert zwar im Gewerkschaftsbund, doch ähnlich wie der AAB steht auch der ÖGB im öffentlichen Schatten der AK. Sollte sich die Abwärtsspirale weiterdrehen, dürften in der FSG wohl heftige Debatten losbrechen und auf die Partei übergreifen. SPÖ und ihr Gewerkschaftsflügel benötigen einen Erfolg wie einen Bissen Brot. Oder besser gesagt: Parteichef Gerhard Reheis muss innerparteilich endlich etwas Zählbares vorweisen. Die mangelnde Bekanntheit von Spitzenkandidat Günter Mayr dürfte jedoch die größte Wahlhürde für die SP-Gewerkschafter sein.
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