- 18.09.2013, 10:41:02
- /
- OTS0090 OTW0090
Ludwig/Derfler: Gemeindebau-Benennung nach Josef Baldermann
Namenswidmung des Gemeindebaus Pasettistraße 9-21 nach Opfer des Faschismus
Utl.: Namenswidmung des Gemeindebaus Pasettistraße 9-21 nach Opfer
des Faschismus =
Wien (OTS) - Die Benennung von Wiener Gemeindebauten nach
herausragenden Persönlichkeiten stellt ein sichtbares Zeichen der
Wertschätzung und Anerkennung dar. Mit der Namensgebung der
städtischen Wohnhausanlage in Wien Brigittenau in
"Josef-Baldermann-Hof" ehrt die Stadt Wien einen Widerstandskämpfer,
der sein entschiedenes Auftreten gegen das faschistische Regime des
Nationalsozialismus mit seinem Leben bezahlen musste.
Wohnbaustadtrat Michael Ludwig, Bezirksvorsteher Hannes Derfler und
Hannes Schwantner,
Wiener Landesvorsitzender der Sozialdemokratischen
FreiheitskämpferInnen, nahmen gestern, Dienstag, die offizielle
Namensgebung vor. ***
"Seinen entschlossenen Kampf für Freiheit und Demokratie musste
Josef Baldermann mit dem Leben bezahlen. Wir dürfen niemals vergessen
und müssen die Erinnerung an Menschen, die sich entschlossen gegen
dieses totalitäre Regime gestellt haben, wach halten. Wir sind
verpflichtet, Demokratie, Menschenwürde und Meinungsfreiheit zu
verteidigen und zu schützen Opfern, ihren Angehörigen und den
zukünftigen Generationen gegenüber. Die Benennung dieser
Wohnhausanlage nach Josef Baldermann soll an alle Bürgerinnen und
Bürger des damals ausgelöschten Österreichs erinnern, die in Berlin
Plötzensee ermordet wurden", betonte Wohnbaustadtrat Michael Ludwig.
"Das Wirken von Josef Baldermann im Widerstand gegen den
Faschismus ist eng mit der Gegend rund um die Wohnhausanlage
Pasettistraße 9-21 in der Brigittenau, die nun offiziell nach ihm
benannt ist, verknüpft. Denn nur wenige Meter von hier hat er als
Werkzeugfräser in der Metallfabrik Blau gearbeitet. Durch die
Sammlung von Geld zur Unterstützung von Familien von Inhaftierten und
der Verteilung von Flugschriften ist er entschieden gegen das Unrecht
eingetreten", hielt Bezirksvorsteher Hannes Derfler fest.
"Den Kampf gegen Faschismus, vor allem aber auch sein soziales
Engagement bei der Unterstützung von Familien von politisch
Inhaftierten, musste Josef Baldermann, wie so viele andere auch, mit
seinem Leben bezahlen. Die Benennung der Wohnhausanlage in seinem
Namen soll auch an all die übrigen Menschen erinnern, die für die
Übernahme von sozialer Verantwortung in diesen Zeiten ermordet
wurden", so Hannes Schwantner.
Josef Baldermann jun. erklärte: "Die Benennung des Gemeindebaus im
Namen meines Vaters war ein lang gehegter Wunsch von mir. Aus
Dokumenten weiß ich, dass mein Vater ein lebensfroher und positiver
Mensch war, selbst in dieser schrecklichen Zeit des Terrors und der
Verfolgung. Josef Baldermann soll auch so in Erinnerung behalten
werden."
Biografie von Josef Baldermann (1903 - 1943)
Josef Anton Baldermann wurde am 28. Februar 1903 in Wien geboren.
In der NS Zeit war er als Werkzeugfräser in der Metallwarenfabrik
Blau in Wien tätig. In seinem politischen Engagement sammelte er
Gelder für Familien von politisch Inhaftierten, verbreitete illegale
Flugschriften und half beim Aufbau von Widerstandgruppen. Am
29.7.1941 wurde er von der Gestapo festgenommen. Am 16.6.1942 wurde
Josef Baldermann vom Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof wegen
"Vorbereitung zum Hochverrat" angeklagt, zum Tode verurteilt und am
2. März 1943 in Berlin Plötzensee enthauptet. Ihm wurde vorgeworfen,
mit mehreren in großen Fabriksbetrieben gegründeten Betriebszellen
in Verbindung gestanden und diese mit hochverräterischen Schriften
beliefert habe. Man konnte ihm allerdings nur die zweimalige Annahme
von sechs bis sieben unterschiedlichen Schriften nachweisen.
Obwohl in allen offiziellen Dokumenten als Josef Baldrmann
geschrieben, hat er sich selbst immer Baldermann genannt. Auf Wunsch
seiner Familie wird daher die nach ihm benannte Wohnhausanlage als
"Josef-Baldermann-Hof" bezeichnet.
Utl.: Zur Wohnhausanlage
Die Wohnhausanlage in der Pasettistraße 9-21 wurde in den Jahren 1960
bis 1962 erbaut und umfasst insgesamt 173 Wohnungen auf sieben
Stiegen. Geplant wurde die Anlage von den Architekten Josef
(Jaroslav) Bayer, Rudolf Grigkar und Richard Jicha.
Zwischen 2008 und 2010 wurde die Wohnhausanlage saniert, wobei das
Dach neu gedeckt, Fenster und Türen erneuert und Loggien und Balkone
saniert wurden. Die Fassade wurde außerdem mit einem
Wärmedämmverbundsystem versehen. (Schluss) ms/kau
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NRK






