• 02.08.2013, 17:05:48
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Wiener Zeitung: Leitartikel von Reinhard Göweil: "Endlich richtige Skandale!"

Ausgabe vom 3. August

Utl.: Ausgabe vom 3. August =

Wien (OTS) - Österreichs Korruptions-Staatsanwaltschaft hat alle
Hände voll zu tun mit den publik gewordenen Skandalen. Aber was sind
die schon gegen jene Absprachen, die sich im Milieu der
internationalen Hochfinanz abspielen? Dort wird richtig zugelangt. Am
Freitag wurde in den USA bekannt, dass Händler über eine Vereinigung
(ISDA) die Preisbasis von spekulativen Zinsprodukten manipuliert
haben - natürlich zu ihren Gunsten und zum Schaden der Kunden. In
etwa 30.000 Milliarden Dollar ist dieser Markt schwer, da bleibt auch
bei kleinsten Veränderungen ordentlich was hängen.

Der Skandal erinnert an die Libor-Manipulationen. Der Libor ist ein
Londoner Zinssatz, der im internationalen Finanzgeschäft als Basis
verrechnet wird (je besser die Bonität, desto geringer die
Aufschläge). Diese Geschäfte umfassen ein Volumen von 300.000
Milliarden Dollar (ja, richtig: 300 Billionen). Allein die Schweizer
Großbank UBS zahlte - mehr oder minder freiwillig - bisher Strafen in
Höhe von 1,5 Milliarden.

Beim einzelnen Bürger mag sich da Wurschtigkeit breitmachen - von
Libor oder ISDA haben die wenigsten bisher gehört. Folglich wissen
sie auch nicht, dass internationale Großbanken genau die Bürger damit
abkassieren. Zinssätze und spekulative Zins-Produkte spielen bei
praktisch jedem Bankgeschäft eine Rolle. Der Vorteil des Anbieters
(einer Bank) ist der Nachteil des Käufers (des Bankkunden). Wenn eine
öffentliche Körperschaft über den Tisch gezogen wurde, zahlen wir es
in Form der Steuern.

Viele Millionen Bankkunden haben durch diese beiden Skandale zu viel
gezahlt, ein schöner Teil davon landete wohl als Millionen-Bonus am
Konto der Investmentbanker.

Solche globalen Finanzskandale sind (mit wenigen Ausnahmen wie die
USA) auch für nationale Aufsichtsbehörden kaum zu erkennen. Umso
wichtiger wäre es, endlich eine Bankenunion zu haben - mit einer
starken europäischen Aufsicht.

Die EU verhandelt gerade mit den involvierten Banken in der
Libor-Sache wegen einer Sammel-Strafe. Es wäre der nächste Skandal,
wenn sie nicht besonders drastisch ausfallen würde.
Denn der einzelne Bankkunde und auch die Mitarbeiter in den
Bankfilialen haben von diesen Umtrieben nicht die geringste Ahnung.
In diese Schattenwelt kann nur eine wirklich mächtige Behörde
eindringen. Die Bankenunion wäre daher auch Konsumentenschutz im
besten Sinn.

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | PWR

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