• 02.05.2013, 10:04:54
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UmweltanwältInnen: Nutzung von Bioenergie ist nicht nachhaltig

UmweltanwältInnen fordern von der Bundesregierung ein Umdenken bei der österreichischen Energiestrategie

Utl.: UmweltanwältInnen fordern von der Bundesregierung ein Umdenken
bei der österreichischen Energiestrategie =

Wien (OTS) - Die österreichische Energiestrategie sieht vor die
Bioenergienutzung auf landwirtschaftlichen Flächen sowie im Wald bis
2020 weiter zu erhöhen. Im entsprechenden Aktionsplan für Erneuerbare
Energien sind unrealistische Ausbaupotentiale für die Biomassenutzung
ausgewiesen. Nachdem im Vorjahr europaweit eine kritische Diskussion
über Biotreibstoffe geführt wurde, zeichnet sich auf EU-Ebene eine
Trendwende bei den Regelungen zu Biotreibstoffen ab und es wird eine
Obergrenze für die energetische Nutzung von Nahrungsmitteln
diskutiert.

Die österreichischen UmweltanwältInnen haben die
Bioenergieproduktion in Österreich jetzt genauer unter die Lupe
genommen und sind sich in ihrem gemeinsamen Positionspapier einig:

"Die land- und forstwirtschaftlichen Flächen Österreichs sind
gerade in Zeiten eines globalen Klimawandels zentrale Eckpfeiler
unserer Ernährungs- und Versorgungssicherheit und sollen nicht für
ineffiziente Energieproduktion verwendet werden. Sinnvoll ist nur
eine energetische Nutzung von Reststoffen aus der Landwirtschaft, die
nicht für Nahrungs- und Futtermittel oder für die Bodenerhaltung
verwendet werden. Nutzung von Holz muss nachhaltig bleiben!"

Wesentliche Änderungen im Umgang mit wertvollen Ressourcen
gefordert

Um einen sorgsamen Umgang mit diesen wertvollen Ressourcen zu
gewährleisten, stellen die UmweltanwältInnen fünf wesentliche
Forderungen an die Bundesregierung:

o Biomasse sollte auch aus Sicht des Klima- und Naturschutzes 
nachhaltig produziert und vorrangig der Ernährung und stofflichen 
Verwertung (Holzbau, Möbel) zugeführt werden.

o Die heimischen land- und forstwirtschaftlichen Betriebe sollten 
für diese wertvolle Arbeit so entlohnt werden, dass sie diese 
Aufgabe nachhaltig erfüllen und gegen ausländische Billigkonkurrenz 
gut bestehen können. 

o In der Landwirtschaft sollten nur Zwischenfrüchte, Rest- und 
Abfallstoffe im Rahmen einer kaskadischen Nutzung zur 
Energiegewinnung herangezogen und am besten wieder in der 
Lebensmittelproduktion genutzt werden. Dabei ist aber gleichzeitig 
auf den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit zu achten, und der 
überwiegende Teil der Ernterückstände auf das Feld rückzuführen. In 
der Forstwirtschaft darf nicht mehr geerntet werden als dem 
jährlichen Zuwachs entspricht.

o Ackerflächen sollten vor Versiegelung stärker geschützt werden 
sowie vor weiteren Intensivierungsmaßnahmen, wie dem erhöhtem 
Einsatz von Dünger und Pestiziden. Die Ressource Boden ist nicht 
vermehrbar und fast nicht wieder herstellbar. Die vermehrte 
Bewirtschaftung von Brachen schadet häufig geschützten Tieren und 
Pflanzen und schmälert damit auch Ressourcen.

o Die österreichische Energiestrategie ist in Fragen der 
Biomassenutzung nicht nachhaltig und muss daher neu ausgerichtet 
werden. Österreich wird seinen internationalen bzw. EU-rechtlichen 
Verpflichtungen in punkto Klimaschutz nur dann nachkommen können, 
wenn wir unseren Energieverbrauch drastisch reduzieren. In den 
Sektoren Raumwärme und Verkehr liegt das größte und am einfachsten 
umsetzbare Potential für eine markante Reduktion des 
Gesamtenergieverbrauchs.

Als Begründung führen die UmweltanwältInnen folgende Fakten an:

Fakten zur Forstwirtschaft

Österreich nutzt neben Reststoffen aus der Holzverarbeitung
jährlich auch 11 Mio. Festmeter heimisches Hackgut und Brennholz
energetisch. Gleichzeitig müssen jedoch 10 Mio. Festmeter Holz für
die aus Klimaschutzsicht vorteilhaftere, stoffliche Verwertung
importiert werden - vor allem für die Papierindustrie. Laut
Bundesregierung soll der heimische Holzeinschlag von etwa 19 Mio.
Festmeter bis 2020 auf bis zu 24 Mio. erhöht werden. Die angeblich
noch bestehenden Potentiale liegen aber in schwer zugänglichen
Schutzwäldern, in Schutzgebieten und im kleinbäuerlichen Grundbesitz,
sodass einer verstärkten Nutzung rechtliche oder ökonomische Fakten
entgegenstehen. Einige große Forstbetriebe ernten bereits mehr Holz
als nachwächst und wirtschaften somit nicht nachhaltig.

Fakten zur Landwirtschaft

Österreich besitzt aktuell 1,37 Mio. Hektar Ackerfläche und 1,73
Mio. Hektar Grünland mit kontinuierlich sinkender Tendenz. So gingen
seit 1960 rund 660.000 ha landwirtschaftliche Fläche durch Bau- und
Siedlungstätigkeit bzw. Umwandlung in Wald verloren. Tatsächlich gibt
es keine verfügbaren Flächen für die Bioenergienutzung auf
Österreichs Äckern und Wiesen. Die noch vorhandene Fläche reicht
nicht aus, um den Bedarf der heimischen Bevölkerung an
landwirtschaftlichen Produkten - insbesondere für den hohen
Fleischkonsum - abzudecken. So importiert Österreich jährlich ca.
500.000 Tonnen Soja als Futtermittel (zu 90 Prozent gentechnisch
verändert) aus den USA, Kanada und den Regenwaldregionen Brasiliens
und Argentiniens. Zusätzlich werden Speiseöle wie das umstrittene
Palmöl und weitere Agrargüter zur Produktion von Ölen und biogenen
Treibstoffen eingeführt. In dieser Situation werden 8,4 Prozent der
heimischen Ackerfläche für den Energiepflanzenanbau genutzt, obwohl
damit nur 0,7 Prozent des österreichischen Energieverbrauchs
abgedeckt werden. Durch Maßnahmen zur Senkung des österreichischen
Fleischkonsums könnte auch der Import von Palmöl und gentechnisch
veränderten Futtermitteln aus Regenwald- und Savannengebieten gesenkt
und die Ernährungssicherheit der Bevölkerung erhöht werden.

Fakten zu Biomassepotentialen versus Gesamtenergieverbrauch

Der Grund für die geringe, energetische Ausbeute ist
einleuchtend: Da Pflanzen nur etwa 0,5 Prozent der eingestrahlten
Sonnenenergie in Biomasse umwandeln, ist die Produktion von Biomasse
als Energieträger weder flächen- noch kosteneffizient.

o So könnten auf Basis der aktuell eingesetzten Technologien auf der 
gesamten heimischen Ackerfläche nur 8 Prozent unseres jährlichen 
Energieverbrauchs abgedeckt werden. 

o Auch der flächenmäßig imposante heimische Waldvorrat nimmt sich 
gegen den österreichischen Energieverbrauch mager aus. Würde man den 
kompletten österreichischen Wald abholzen, so könnte man mit der 
anfallenden Holzreserve unseren Energiebedarf gerade einmal für 
sechs Jahre decken.

Die Ziele der Österreichischen Energiestrategie hinsichtlich der
Nutzung von Bioenergie sind daher unrealistisch und bedeuten eine
weitere Intensivierung der "guten landwirtschaftlichen Praxis"
(erhöhter Einsatz von Dünger, Pestiziden). Auch eine Nutzung von
ökologisch wertvollen Flächen (z. B. Brachen oder Feuchtwiesen) sowie
eine noch stärkere Auslagerung der Produktion von Nahrungs- und
Futtermitteln ins Ausland, insbesondere in Regenwald- und
Savannengebiete, sind zu befürchten.

Positionspapier "Nachhaltige Nutzung von Bioenergie in
Österreich" der Landesumweltanwaltschaften

Das neue Positionspapier der österreichischen
Umweltanwaltschaften "Nachhaltige Nutzung von Bioenergie in
Österreich" untermauert diese Aussagen mit Zahlen und Fakten und
zeigt mit einem umfassenden Forderungskatalog den Weg zur
nachhaltigeren Nutzung der Ressourcen Biomasse und Boden auf.
Download unter www.wua-wien.at (Schluss) ru

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