- 22.03.2013, 11:17:32
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Limitierte Hüftprothesen sind erst der Anfang
NÖ Ärztekammer: Größere Einsparungen im Gesundheitsbereich sind nur beim Patienten möglich
Utl.: NÖ Ärztekammer: Größere Einsparungen im Gesundheitsbereich
sind nur beim Patienten möglich =
Wien (OTS) - "Die Patientinnen und Patienten in Österreich werden
sich daran gewöhnen müssen, dass sie immer mehr von ihrem Recht auf
medizinische Versorgung weggenommen bekommen", so Dr. Christoph
Reisner, Präsident der NÖ Ärztekammer anlässlich der aktuellen
Aufregung um kontingentierte Hüftprothesen in Oberösterreich. "Die
Vorboten sind schon überall zu spüren, beispielsweise durch
unzumutbar lange Wartezeiten auf Magnetresonanz-Untersuchungen, die
politisch in dieser Form verordnet sind, obwohl genügend Kapazität
vorhanden wäre."
Und das ist erst der Anfang: Wenn die kommende sogenannte
Gesundheitsreform greift, dann wird es massive Einschnitte in die
medizinische Versorgung geben müssen. "Das von der Politik
angestrebte Einsparpotential ist derartig groß, dass es gar nicht
anders gehen wird", zeigt sich Präsident Dr. Reisner überzeugt.
Politik verspricht der Bevölkerung das Gegenteil
Die Ärztekammer für Niederösterreich stört dabei vor allem, dass
die Politik nicht zu ihren Entscheidungen steht und der Bevölkerung
die Wahrheit sagt, sondern sogar das Gegenteil verspricht. "Jeder
Gesundheitsökonom kann vorrechnen, dass es nicht gehen wird,
derartige Beträge einzusparen und gleichzeitig ohne medizinische
Einschnitte sogar die Qualität zu steigern. Auch der Rechnungshof hat
sich dazu schon sehr kritisch zu Wort gemeldet." In diesem
Zusammenhang klingt es geradezu verhöhnend, wenn der
Gesundheitsminister vollmundig fordert, "dass die Patienten die beste
medizinische Versorgung bekommen müssen und dass die Ärzte das zu
entscheiden hätten".
Die Realpolitik verhindert jedoch genau das immer mehr. Unsere
Ärztinnen und Ärzte befinden sich schon lange in der Zwickmühle
zwischen medizinischer Notwendigkeit und ökonomischem Druck. "Die
Leistungskataloge der Krankenkassen verhindern bereits auf vielen
Ebenen Behandlungen und Untersuchungen, die aus medizinischer Sicht
zweckmäßig und notwendig sind. Schnelltests zur Diagnosestellung
eines Herzinfarktes sind in jedem Krankenhaus Standard, werden jedoch
in der Ordination von den Krankenkassen nicht bezahlt. Sogenannte
"Chefärzte" entscheiden über Bewilligungen von notwendigen
Medikamenten, ohne den Patienten jemals gesehen, geschweige denn
untersucht zu haben."
Der Rotstift wird in Zukunft regieren
"Wenn heute angeblich mehrere Milliarden Euro jährlich
Optimierungsmöglichkeit im System stecken, wer hat denn da seinen Job
nicht gemacht und diese Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten zu
verantworten?"
Anstatt wirklich im Sinne der Patientinnen und Patienten zu
optimieren, wird jedoch massiv Geld ins System gepumpt, um ohne
medizinischen Nutzen zusätzliche Bürokratieebenen zu schaffen und den
Ärztinnen und Ärzten die Arbeit weiter zu erschweren. "Und wenn das
auch nicht hilft, wird eben von Politikern und Verwaltungsbeamten mit
dem Rotstift gnadenlos limitiert und gestrichen, ohne Rücksicht auf
die medizinische Notwendigkeit und allfällige Folgekosten. Das zeigt
das aktuelle Beispiel in Oberösterreich ganz deutlich", so Präsident
Dr. Reisner weiter.
Der Weg der Politik: Leistungskürzungen und Arbeitsbehinderung
der Ärzteschaft durch Bürokratie
Der Weg der Politik ist daher vorgezeichnet: "Einsparungen durch
Leistungskürzungen und Arbeitsbehinderung der Ärzteschaft durch
Bürokratie werden dafür sorgen, dass immer weniger Zeit für
Untersuchungen und Behandlungen zur Verfügung steht. Sinnvolle
Strukturoptimierungen, mit denen man ein wenig einsparen könnte, sind
für mich aus heutiger Sicht nicht ersichtlich."
Besonders verärgert zeigt sich die niederösterreichische
Ärztekammer, weil immer wieder versucht wird, Ärztinnen und Ärzte für
diese Entwicklung im Gesundheitssystem verantwortlich zu machen. Ganz
das Gegenteil ist der Fall, ausschließlich die Politik ist
verantwortlich dafür. "Wir werden nicht müde werden, Missstände
aufzuzeigen. Wir sind auch bereit für Reformen, die in der Lage sind,
die medizinische Versorgung zu verbessern. Wir fordern dringend eine
Reform der veralteten Leistungskataloge für die Ordinationen in
Österreich und die Anpassung an eine zeitgemäße Medizin.
Beschränkungen von notwendigen Leistungen haben hier nichts
verloren."
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