Karlheinz Töchterle: ALMA ermöglicht Forschung in neuen Dimensionen
Wissenschafts- und Forschungsminister nahm an Eröffnung des weltweit größten Radioteleskops in Chile teil - Besichtigung der weiteren ESO-Infrastruktur
Wien (OTS) - "ALMA ermöglicht Forschung in neuen Dimensionen - mit dem weltweit größten Radioteleskop bekommen Forscherinnen und Forschern aus aller Welt die bestmögliche Infrastruktur für ihre exzellente Forschung. Auch Forscherinnen und Forscher aus Österreich profitieren von diesem interkontinentalen Großprojekt", zeigte sich Wissenschafts- und Forschungsminister Dr. Karlheinz Töchterle bei der Eröffnung in Chile beeindruckt. Die Europäische Südsternwarte (ESO), die im Vorjahr ihr 50jähriges Jubiläum feierte und deren Mitglied Österreich seit 2008 ist, hat gemeinsam mit den USA und Japan auf einem Hochplateau in der Atacama-Wüste in rund 5.000 Metern Höhe das Atacama Large Millimeter/Submillimeter Array (ALMA) errichtet. Nach den Eröffnungsfeierlichkeiten, an der u.a. der chilenische Staatspräsident Sebastian Pinera und Minister mehrerer Länder teilnahmen, besichtigt der Minister heute das neue Teleskop auf rund 5.000 Metern Höhe. Morgen wird Töchterle gemeinsam mit ESO-Generaldirektor Tim de Zeeuw zudem das Very Large Telescope (VLT) am Cerro Paranal in rund 2.600 Metern Höhe besuchen. Begleitet wird Töchterle u.a. von der Astrophysikerin Sabine Schindler von der Universität Innsbruck.
"Diese Kooperation dreier Kontinente ist beispielgebend und ermöglicht Forscherinnen und Forschern verschiedener Disziplinen völlig neue Möglichkeiten", so Töchterle. ALMA ist das derzeit größte bodengestützte astronomische Projekt. Im Endausbau besteht es aus insgesamt 66 transportablen Antennen mit zwölf Meter bzw. sieben Meter Durchmesser, die wie ein einziges Teleskop von ca. 14 km arbeiten ("Interferometer") und den Himmel im Millimeter- und Radiowellenlängenbereich beobachten. Erste Beobachtungen sind bereits erfolgt, so laufen aktuell zum Beispiel zwei Projekte an der Universität Wien. Die Errichtung von ALMA kostete rund 1,1 Milliarden Euro.
Der ESO-Beitritt hat der österreichische Astronomie den geregelten Zugang zu international konkurrenzfähigen Instrumenten ermöglicht und wurde innerhalb kürzester Zeit bestmöglich genutzt: "Forscherinnen und Forscher aus Österreich profitieren von unserer ESO-Mitgliedschaft", so der Minister. Die Beobachtungszeiten werden in Perioden eingeteilt, die jeweils von 1. April bis 30. September und 1. Oktober bis 31. März laufen. In der aktuellen und neuen Periode nützen 35 österreichische Astronominnen und Astronomen der beteiligten Universitäten im Rahmen von über 40 Projekten (knapp die Hälfte davon unter österreichischer Leitung) die Teleskope. Die bewilligten Beobachtungszeiten für Projekte unter österreichische Leitung entsprechen rund 40 Nächten. Ebenso stellt die ESO-Mitgliedschaft einen Wert für den Forschungsstandort Österreich dar, gerade auch bei Berufungen. Hierzu verwies Töchterle etwa auf die Berufung des anerkannten Astroteilchenphysikers Olaf Reimer, der von Stanford an die Universität Innsbruck wechselte und wesentlich zur Stärkung des Profilschwerpunkts Astroteilchenphysik beiträgt. "Weiters sind wir durch ESO in den internationalen Forschungsraum eingebettet."
Zahlreiche Wissenschaftler/innen aus verschiedenen Disziplinen (Astronomie, Astrophysik, Astroteilchenphysik, Theoretische Physik, Mathematik und Informatik) profitieren von der österreichischen ESO-Mitgliedschaft. Wissenschaftler/innen folgender Universitäten und Forschungseinrichtungen nutzen derzeit den Zugang zur ESO-Infrastruktur: Universität Wien, Technische Universität Wien, Universität Innsbruck und Universität Graz sowie das RICAM (Johann Radon Institute for Computational and Applied Mathematics) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Standort: Universität Linz). Die ESO-Mitgliedschaft ermöglicht auch österreichischen Firmen, sich an den Ausschreibungen der ESO zu beteiligen und somit auch an der Entwicklung neuer Technologien (z.B. in der Optik, Bildanalysemethoden) mitzuwirken.
Das Budget der ESO beträgt 2013 etwa 150 Millionen Euro. Österreichs Mitgliedsbeitrag liegt bei jährlich 3,35 Millionen Euro. Weiters wird seitens Österreichs ein Investitionsbeitrag für die Nutzung der bestehenden Observatorien geleistet. Zurzeit arbeiten etwa 730 Personen bei ESO, davon sind 438 internationale Mitarbeiter direkt bei ESO angestellt (darunter fünf Österreicher). 166 ESO-Mitarbeiter arbeiten in Chile direkt vor Ort. Im Dezember 2012 haben die ESO Mitgliedstaaten die Finanzierung und den Bau des neuen und weltweit bisher größten Teleskops - des European Extremely Large Teleskope (E-ELT) beschlossen, an dem sich Österreich ebenso beteiligen wird. Wissenschaftliche Sachleistungen, die von den Universitäten Wien, Linz und Innsbruck bereitgestellt und vom BMWF finanziert werden, tragen wesentlich zum Bau des neuen Superteleskops bei, welches auch Teil der Roadmap des Europäischen Strategieforums für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI) ist.
Die ESO wurde 1962 in Paris gegründet und hat ihre Sitze in München-Garching (Deutschland) und Santiago (Chile). Sie ist die führende europäische Großforschungsinfrastruktur für Astronomie und das derzeit produktivste Observatorium (im Jahr 2012 mit 870 Veröffentlichungen weltführend). Mitgliedsstaaten sind Belgien, Deutschland, Frankreich, die Niederlande, Schweden, Dänemark, Italien, Schweiz, Portugal, das Vereinigte Königreich, Finnland, Spanien, Tschechien, Österreich und Brasilien (Ratifikationsprozess nicht abgeschlossen). Chile (selbst kein Mitgliedsland) ist Gastnation der Observatorien: Die ESO betreibt derzeit Observatorien an drei verschiedenen Standorten in der chilenischen Atacama-Wüste unter für die Astronomie optimalen Beobachtungbedingungen.
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