- 16.02.2013, 15:19:46
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Leitner: Jugendarbeitslosigkeit in Europa ist eine Zeitbombe
ExpertInnen setzten arbeitsmarktpolitische Impulse beim Marienthal-Symposium in Gramatneusiedl
Utl.: ExpertInnen setzten arbeitsmarktpolitische Impulse beim
Marienthal-Symposium in Gramatneusiedl =
St. Pölten, (OTS/Pro NÖ) - Gestern Abend und heute Samstag, den 16.
Februar, fand in Gramatneusiedl das Marienthal Symposium, initiiert
vom Präsidenten des Vereins Pro NÖ, Landeshauptmann-Stv. Dr. Sepp
Leitner, statt. Die Studie "Die Arbeitslosen von Marienthal" ist
nicht nur historisch und politisch, sondern auch wissenschaftlich
relevant, weil gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten
Arbeitslosigkeit und die Maßnahmen, dieser entgegenzuwirken, ein
immens wichtiges Thema sind. An beiden Tagen des Marienthal
Symposiums waren rund 200 Interessierte gekommen, um mit den
ExpertInnen zu diskutieren und politische Maßnahmen zu erörtern.
Freitag Abend wurde über das Thema "Über des Menschen hohe Braut -
zeitloses Problem Arbeitslosigkeit" diskutiert - auf dem Podium waren
neben LHStv. Dr. Sepp Leitner auch Prof. Reinhard Müller (Soziologe
und Wissenschaftshistoriker, Initiator Museum
Marienthal-Gramatneusiedl), Dr.in Sabine Oberhauser (Vizepräs. ÖGB)
und Mag. Barbara Prammer (NR-Präsidentin). Die Moderation übernahm
Günter Kaindlstorfer, Journalist und Schriftsteller sowie Regisseur
des Dokumentarfilms "Die Arbeitslosen von Marienthal".
NR-Präs. Barbara Prammer schlug einen "Marshallplan" für Südeuropa
vor und wies darauf hin, dass gemeinsame Strategien auf europäischer
Ebene wichtig sind, der Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken - auch die
Entwicklung im wirtschaftlichen Bereich sei ein wichtiger Faktor, um
Arbeitsplätze zu erhalten bzw. zu schaffen. "Österreich kann sich den
Luxus des Exotentums nicht leisten, nur gemeinsam können wir in
Europa etwas erreichen. Denn Arbeit ist wichtig für die Menschen -
sie erfüllt unser Leben, wir können uns entwickeln und einbringen",
so Prammer.
"Die Studie 'Die Arbeitslosen von Marienthal' stellt die Menschen in
den Mittelpunkt, bindet sie ein und versucht Perspektiven zu geben -
das macht sie so besonders. Die Studie ist ganz anders als eine
Statistik, die Menschen zu Zahlen macht", so BMin Gabriele
Heinisch-Hosek in ihrem Referat. Die Studie zeigt die politischen und
gesellschaftlichen Auswirkungen der Langzeitarbeitslosigkeit
gleichberechtigt auf Männer und Frauen auf. Die Studie zeigt für die
heutige Zeit, wie wichtig es ist, dass in Krisenzeiten auf einen
starken Staat zurückgegriffen werden kann: Beispielsweise bei der
Arbeitsmarkt-, der Sozial- und Gesundheitspolitik - auch wenn
Österreich bei den Arbeitslosenzahlen im internationalen Vergleich
gut abschneidet, ist die Situation alarmierend: "Die EU hat neun
Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, auf die EU-Staaten
zurückgreifen können, um der Jugendarbeitslosigkeit entgegenzuwirken.
Denn die Menschen müssen gleichberechtigte Chancen vorfinden." BM
Heinisch-Hosek wies darauf hin, dass auch im 21. Jahrhundert gleiche
Bezahlung für gleiche Arbeit nicht selbstverständlich sei und
Gleichberechtigung so gelebt werden müsse, dass alle etwas davon
haben: Frauen, Männer und Kinder: "Die Menschen wollen einen Job, der
es ermöglicht, dass ihre Familien gut versorgt sind, dass ihre Kinder
keine Bildungsnachteile haben und sie eine gute Gesundheitsversorgung
in Anspruch nehmen können."
"Die Jugendarbeitslosigkeit in Europa ist eine Zeitbombe - hier muss
noch viel mehr getan werden, sonst werden die Sozialsysteme
kollabieren", erklärt LHStv. Dr. Sepp Leitner in seinem Statement.
Mittel dagegen sind einerseits die Finanztransaktionssteuer und eine
"Umleitung von unproduktivem Kapital zu den Jugendlichen", zwei
Drittel der EU-27 haben eine Jugendarbeitslosigkeit über 25 Prozent:
"Eine höhere Steuer auf große Vermögen ist notwendig - das ist ein
wichtiger Auftrag in Europa." Leitner wies auf die Notwendigkeit
gezielter Arbeitsmarktpolitik hin: "Es ist noch viel zu tun, denn die
SPNÖ fordert, dass die Ausbildungs- und Beschäftigungsgarantie bis 24
Jahre ausgeweitet werden muss. In diesem Zusammenhang leisten die
überbetrieblichen Lehrwerkstätten einen wichtigen Beitrag." Aber auch
bei der älteren Generation sei eine intensive Arbeitsmarktintegration
notwendig, denn durch die Verschärfung der Pensionsantrittsregelungen
wird die Dauer der Langzeitarbeitslosigkeit bei den älteren Menschen
stark angehoben. Ein "Skandal" sei für Leitner auch, dass viele
behinderte Menschen, die bestens ausgebildet sind, auf dem
Arbeitsmarkt noch immer zu wenig integriert sind. Leitner: "Das zu
ändern ist eine Kernaufgabe in unserer Gesellschaft."
Prof. Reinhard Müller erklärte, wie so hohe Arbeitslosenzahlen wie es
sie in Griechenland, Spanien oder Irland gibt, eine Gesellschaft
verändern: "Es zeigen sich katastrophale Auswirkungen auf ein
soziales und wirtschaftliches System - die Maßnahmen gegen
Arbeitslosigkeit sind nur Milderungsmöglichkeiten. Eine Gesellschaft
darf sich nicht treiben lassen von Schlagworten wie
Konkurrenzfähigkeit oder Fokussierung. Wir leiden unter einem
monokulturellen Wirtschaftssystem, das wir in Frage stellen sollten.
Wir müssen den Mut haben, Neues zu denken, um die Herausforderungen
zu meistern."
"Griechenland kann überall sein", erklärt Dr.in Sabine Oberhauser,
ÖGB-Vizepräs.: "Deshalb müssen die Gewerkschaften über den Tellerrand
sehen." Der Sozialstaat sei ein Wert, für den es sich lohne, zu
kämpfen, so Oberhauser, denn er sei keine Selbstverständlichkeit, wie
sich in Europa zeigt.
Der Samstag stand ebenfalls im Zeichen des Themas Arbeitslosigkeit
und der Herausforderungen am Arbeitsmarkt, ebenfalls wurde die
Betroffenheit von Frauen angesprochen. Referenten waren BM Rudolf
Hundstorfer - er wies unter anderem darauf hin, dass vor allem
Menschen ohne Ausbildung keine Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt
vorfinden, Klaudia Frieben (Bundesfrauensekretärin der Gewerkschaft
Pro-Ge) und MEP Josef Weidenholzer (Präs. Volkshilfe, Prof. für
Gesellschafts- und Sozialpolitik Uni Linz), Univ.-Prof. Christian
Fleck (Institut für Soziologie Uni Graz) und Mag. (FH) Thomas Schwab
(Security Manager, Vors. des Angestelltenbetriebsrates Intier
Automotive Eybl GmbH & Co OHG Ebergassing). LHStv. Dr. Sepp Leitner
zog ein positives Resumee über das Marienthal-Symposium, kündigte an,
die Ergebnisse in die politische Arbeit der NÖ Sozialdemokraten
einfließen zu lassen. Weitere derartige Veranstaltungen sind bereits
geplant.
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