• 15.02.2013, 08:27:04
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AK Strukturwandelbarometer: Betriebsräte sind keine Blockierer

Befragung: Veränderungen müssen aber auch den Beschäftigten nutzen

Utl.: Befragung: Veränderungen müssen aber auch den Beschäftigten
nutzen =

Wien (OTS) - Strukturwandel durch Auslagerungen von
Unternehmensteilen, Einsatz von Leiharbeit, neue Arbeitszeitmodelle:
Was früher die Ausnahme war, ist heute die Regel. Die
BetriebsrätInnen von Österreichs Unternehmen halten prinzipiell
Veränderungen durchaus für notwendig. Mehr als die Hälfte (54
Prozent) der Betriebsratsvorsitzenden meint, dass struktureller
Wandel für die wirtschaftliche Entwicklung "absolut notwendig" bzw.
"notwendig" ist - allerdings kritisieren sie, dass die daraus
entstehenden Vorteile meist nur den Eigentümern, aber so gut wie nie
den Beschäftigten zugutekommen. Das zeigt das neue
Strukturwandelbarometer der AK, für das 269 BetriebsrätInnen in
Österreich befragt wurden.

Das von IFES im Auftrag der AK durchgeführte Strukturwandelbarometer
misst, wer von den Veränderungen in den Betrieben profitiert. Die
BetriebsrätInnen nehmen zwar zur Kenntnis, dass Veränderungen
durchaus notwendig sind, um die Position des Unternehmens zu
verbessern. Aber die "Gewinne" und die "Lasten" aus diesen
strukturellen Veränderungen werden extrem ungleich verteilt: Positive
Effekte des Strukturwandels kommen in aller Regel anderen zugute,
sagen die BetriebsrätInnen. Vom Strukturwandel profitieren
hauptsächlich Unternehmen (sagen 84 Prozent) und Eigentümer (83
Prozent), am wenigsten die Belegschaft (41 Prozent). Die steigenden
Flexibilitätsanforderungen etwa beurteilen zwei Drittel als negativ.

"Der ständige Umbau der Betriebe im einseitigen Interesse der
Unternehmen und Eigentümer muss gestoppt werden, sonst driften die
Löhne und Gehälter innerhalb der Unternehmen noch mehr auseinander",
fordert Alice Kundtner, stellvertretende Direktorin der AK. Außerdem
würden durch den steigenden Druck, der durch die
Arbeitszeitverdichtung entsteht, psychische Krankheiten zunehmen.
Laut Strukturwandelbarometer nehmen die Flexibilitätsanforderungen
und der Zeitdruck immer mehr zu, gleichzeitig verschlechtert sich das
Betriebsklima. Und die Trends bei der Entlohnung tragen auch nicht
gerade dazu bei, dass der strukturelle Wandel als positiv für die
Beschäftigten erlebt wird: Entgelt pro Arbeitszeiteinheit nimmt eher
ab als zu (All-In-Verträge), zudem entwickelt sich das
innerbetriebliche Lohngefüge zunehmend auseinander (Prämiensysteme).

Leiharbeit einschränken

Kritik üben AK und ÖGB daran, dass die Wirtschaft immer mehr auf
Leiharbeit setzt, statt in Stammbelegschaften zu investieren. Was
ursprünglich zum Überbrücken von Produktionsspitzen gedacht war, wird
immer mehr zum Standard. Geht die Produktion zurück, werden die
LeiharbeiterInnen auf die Straße gesetzt. "Hier wird ein klassisches
Unternehmerrisiko auf die ArbeitnehmerInnen abgewälzt", kritisiert
Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB. Das neue
Arbeitskräfteüberlassungsgesetz war ein großer Schritt in Richtung
Gleichberechtigung der LeiharbeitnehmerInnen. "Die Gewerkschaften
werden jetzt sehr genau darauf achten, dass die neuen Rechte auch
umgesetzt werden, insbesondere in den Einsatzbetrieben", so Achitz.
Außerdem notwendig: Änderung der Bilanzierungsvorschriften, sodass
Leiharbeit als Personal-, nicht mehr als Sachaufwand verbucht wird.
Damit würde der Einsatz von LeiharbeiterInnen zwecks
Bilanzverschönerung beendet.

Arbeitsdruck steigt

Aus Sicht der befragten Betriebsratsvorsitzenden schlagen sich die
Effekte des betrieblichen Strukturwandels insbesondere im
Arbeitsumfeld bzw. in den Arbeitsbedingungen nieder. Beklagt werden
höhere Anforderungen an Flexibilität, mehr Zeitdruck sowie eine
Verschlechterung des Betriebsklimas. In fast zwei Drittel (65
Prozent) der Unternehmen ist es in den letzten sechs Monaten zu einer
weiteren Erhöhung der Flexibilitätsanforderungen gekommen. Langläufig
wird in der "Flexibilität" eine Kernkompetenz im modernen Berufsleben
gesehen. Tatsächlich halten jedoch nur 38 Prozent der
BetriebsrätInnen die erhöhten Flexibilitätsanforderungen in den
Unternehmen für wirtschaftlich vorteilhaft. Fast genauso viele
Befragte (39 Prozent) beurteilen die zunehmende Flexibilisierung als
wirtschaftlich nachteilig. Weit häufiger werden die Auswirkungen auf
die Beschäftigten negativ wahrgenommen: Zwei Drittel der
ArbeitnehmervertreterInnen schätzen die erhöhten
Flexibilitätsanforderungen negativ für die Beschäftigten ein.

In mehr als der Hälfte (56 Prozent) der Unternehmen ist es im letzten
Halbjahr zu einem Anstieg des Zeitdrucks gekommen. Ausnahmslos alle
Befragten erleben das immer enger geschnürte Zeitkorsett als Nachteil
für die Beschäftigten. Zudem beurteilen sogar 61 Prozent der
BetriebsrätInnen den steigenden Druck als Nachteil für die
wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens.

Bessere Arbeitszeit-Kontrollen, teurere Überstunden notwendig

AK und ÖGB fordern daher arbeitnehmerfreundliche und
gesundheitsfördernde Arbeits-zeitmodelle, und dass die Einhaltung der
bestehenden Arbeitszeit-Regelungen besser kontrolliert werden: "Die
Arbeitsinspektorate müssen personell aufgestockt werden, damit die
vorgeschriebenen Arbeitszeitaufzeichnungen auch kontrolliert werden",
fordert Kundtner. Überstunden müssten für den Arbeitgeber teurer
werden, etwa um einen Euro pro Stunde. Weil immer mehr Überstunden
einfach nicht bezahlt werden, ist außerdem die Verdoppelung von
ArbeitnehmerInnenansprüchen bei mutwilliger Vorenthaltung von Mehr-
und Überstundenentgelt notwendig.

Arbeitsplätze für ältere ArbeitnehmerInnen helfen gegen
Fachkräftemangel

Diese Maßnahmen helfen, auch ältere ArbeitnehmerInnen länger gesund
im Arbeitsleben zu halten. 5 Prozent der befragten BetriebsrätInnen
gaben an, dass die Beschäftigungschancen in ihrem Unternehmen für
ältere ArbeitnehmerInnen gestiegen seien. Ebenso wie mit
betrieblicher Frauenförderung ist die Förderung älterer
ArbeitnehmerInnen ein wichtiges Instrument für Unternehmen, künftigem
Fachkräftemangel zu begegnen.

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