Maier: Integrationsmythos Wehrpflicht
ÖVP argumentiert falsch und missbraucht Studie um Ängste zu schüren
Wien (OTS/SK) - Von den Befürwortern der Wehrpflicht wird der Grundwehrdienst in der Öffentlichkeit oft als eine integrationspolitische Maßnahme dargestellt, um Migranten mit "österreichischen Werten" vertraut zu machen. Somit würden sich junge Männer mit Migrationshintergrund nach dem Ableisten des Präsenzdienstes der Republik Österreich mehr verbunden fühlen. "Dies jedoch entspricht einem Wunschdenken und ist zu dem Bereich der Mythen zu zählen", so der Salzburger Abgeordnete Johann Maier am Freitag gegenüber dem SPÖ-Pressedienst und zitiert aus der derzeit einzigen wissenschaftlich fundierten Grundlagenstudie zu diesem Thema, die in Zusammenarbeit mit der Landesverteidigungsakademie (LVAk) entstand. ****
Die wesentlichen Erkenntnisse aus dieser Studie sind:
1) Die Rolle des Bundesheers spielt beim Zusammengehörigkeitsgefühl im Zusammenhang mit der österreichischen Gesellschaft eine untergeordnete Rolle. Ausschlaggebend sind die Prozesse außerhalb des Bundesheeres.
2) Der Präsenzdienst trägt nicht zur Identifikation mit den Werten der Aufnahmegesellschaft bei, weil sich der militärische Alltag vom Zivilleben gravierend unterscheidet.
3) In wieweit soziale Kontakte nach dem Präsenzdienst bestehen bleiben, kann nicht beurteilt werden. Fraglich ist auch die Beteiligung am gesellschaftlichen Leben nach dem Grundwehrdienst.
4) Speziell bei Muslimen ist das Entstehen von Zugehörigkeitsgefühl aufgrund der ständigen verordneten Sonderrolle und Differenzierungen im soldatischen Alltag nicht möglich. Die Zusammengehörigkeit wird eher gehindert als gefördert.
5) Eine stärkere Identifizierung mit der österreichischen Kultur konnte nicht nachgewiesen werden, partiell erfolgt eher eine Abgrenzung.
Peter Fußl, der Autor der Diplomarbeit "Integration im Österreichischen Bundesheer - Eine Studie zur Situation von Migranten der ersten und zweiten Generation" (Diplomarbeit, Universität Wien 2009) zieht folgende Schlussfolgerungen: "Die Ableistung des Präsenzdienstes spielt für die Integration von wehrdienstleistenden Migranten der ersten und zweiten Generation in die Aufnahmegesellschaft Österreich nur eine geringe Rolle. Ausgehend von kulturellen Unterschieden, einer nahezu ständigen Deutlichmachung von Unterschieden seitens der Rekruten aber vor allem seitens der Vorgesetzten ("echte Österreicher" etc.) und rechtlichen Vorschriften wie dem Verlautbarungsblatt I, einer Ablehnungshaltung gegenüber Migranten der ersten und zweiten Generation im System Bundesheer wirken eher integrationshemmend als dies eine Integration fördern würde."
Vor diesem Hintergrund fragt sich Maier nun welche Studie die ÖVP in letzter Zeit heranzieht, um die Wehrpflicht als Integrationsmodell zu propagieren. "Die Grundlagenstudie von Peter Fußl, die veröffentlicht wurde und kaum an Qualität zu überbieten ist, oder ein Thesenpapier, welches nicht im wissenschaftlichen Diskurs steht und in den Medien kurz vor der Abstimmung über das Heer in den Medien herumgeistert. Unseriös ist es allemal", stellt Maier fest.
"Der ÖVP ist scheinbar nichts zu billig - durch gezielte Falschinformation versucht sie mit allen Mitteln zu emotionalisieren und mit den Ängsten der Menschen zu spielen. Eine Studie, die zum Ergebnis kommt, dass Integration durch die Wehrpflicht und den Grundwehrdienst eben nicht stattfindet, heranzuziehen um den Mythos der des Integrationsmotors Wehrpflicht herbei zu stilisieren, da muss ich schon festhalten, dass damit die gezielte Desinformation einen erneuten Tiefpunkt erreicht", schließt Maier. (Schluss) mis/rm/mp
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