• 12.12.2012, 11:00:55
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Schlechtes Zeugnis für Sexualerziehung an österreichischen Schulen

Wien (OTS) - Was passiert wenn ein Mann und eine Frau miteinander
schlafen? Welche Verhütungsmethode passt zu mir? Wie gehe ich mit
einer ungewollten Schwangerschaft um?

Auf diese und viele andere Fragen rund um das Thema Sexualität
erhalten Jugendliche seit 20 Jahren in den First Love Ambulanzen der
Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung (ÖGF) eine Antwort.
In drei Wiener Krankenhäusern stehen Jugendlichen wöchentlich
BeraterInnen und FrauenärztInnen kostenlos und anonym zur Verfügung.
"Die First Love Ambulanzen haben noch immer einen sehr hohen Zulauf,
da die Jugendlichen zum Großteil nicht ausreichend aufgeklärt werden.
Dies spricht einerseits nicht für die Sexualaufklärung der
Jugendlichen durch die Eltern und andererseits auch nicht für den
Sexualunterricht in Schulen und sollte als Signal an das
Bundesministerium gesehen werden, die Ausbildung der PädagogInnen zu
verbessern", so Dr.in Claudia Linemayr-Wagner, Vorstandsmitglied der
ÖGF.

Schule wichtigste Quelle für Fragen zur Sexualität

Auch die ÖGF-Studie "Einstellungen zu Sexualität bei Jugendlichen
und jungen Erwachsenen", welche 2011 als Wiederholungsstudie der
Umfrage von 2001 durchgeführt wurde, verdeutlicht wie wichtig die
sexualpädagogische Ausbildung der Lehrkräfte ist. Die befragten
Jugendlichen gaben die Schule als Hauptquelle für erste Fragen zur
Sexualität an. Die männlichen Befragten berichteten auch, dass sie
weniger AnsprechpartnerInnen zum Thema Sexualität haben und scheinen
weniger bis keine vertrauenswürdige Quellen zu nutzen wie zum
Beispiel die Pornographie.

Entgegen der gängigen Vorurteile hat sich das Durchschnittsalter
von 16 Jahren beim ersten Geschlechtsverkehr in den letzten 10 Jahren
nicht verändert. Der Trend, dass Mädchen und junge Frauen die eigene
sexuelle Reife, Selbstbefriedigung sowie das "erste Mal" negativer
bewerten als die männlichen Befragten, hat sich seit 2001 verstärkt.
"Die Ergebnisse der Untersuchung verdeutlichen eindrucksvoll die
Notwendigkeit einer geschlechtssensiblen Lehr- und Beratungskultur",
so die Studienleiterin Mag.a Martina Strilic. "Es müssen adäquate
schulische Konzepte entwickelt werden, welche u.a. Raum für
tabuisierte Themen wie Pornographie und Selbstbefriedigung bieten.
Dazu ist eine sexualpädagogische Ausbildung aller PädagogInnen
notwendig."

Dies unterstreichen auch die Ergebnisse der qualitativen Studie
"Peerkommunikation und Sexualität", die im Rahmen des dreijährigen
europäischen "SAFE II" Projektes, das durch die International Planned
Parenthood Federation European Network (IPPF-EN) initiiert und in
Österreich von der ÖGF durchgeführt wurde. Laut dieser Studie
verfügen jene Jugendliche tendenziell über ein selbstbestimmtes
Sexualverhalten und sind besser aufgeklärt, die eine beste
Freundin/einen besten Freund als KommunikationspartnerIn, sowie
erwachsene Vertrauenspersonen, zu denen neben Eltern, BeraterInnen
auch LehrerInnen gehören, haben.

Eltern-Kind-Beziehung ist wichtig für Sexualverhalten

Ein weiterer wichtiger Faktor, in Bezug auf das Sexualverhalten,
stellt die Eltern-Kind-Beziehung dar. Jugendliche aus wenig
unterstützenden, emotional distanzierten Eltern-Kind Beziehungen
bereitet es eher Schwierigkeiten Vertrauen zu ihren Peers aufzubauen.
Diese Jugendlichen neigen dazu, sich einer Peergruppe anzuschließen
oder eine/n PartnerIn zu wählen, der/die sie zu sexuellen Aktivitäten
drängt und/oder ablehnt Verhütungsmittel zu verwenden.

Daher empfiehlt die "SAFE II" Projektleiterin Mag.a Elisabeth
Mistlberger, "dass sich zukünftige Präventivmaßnahmen besonders auf
Jugendliche aus sozial benachteiligten Verhältnissen konzentrieren
sollten."

Neue Broschüre zum Jungfernhäutchen

Um einen weiteren Beitrag zur sexuellen Aufklärung in Österreich
beizutragen, veröffentlicht die Österreichische Gesellschaft für
Familienplanung jetzt eine Broschüre zu den Fakten und Mythen des
Jungfernhäutchens. "Speziell um das Jungfernhäutchen und die damit
assoziierte Jungfräulichkeit gibt es viele Ammenmärchen welche junge
Mädchen verunsichern", so Mag.a Sabine Ziegelwanger, Sexualpädagogin
der ÖGF. "Durch das Informationsmaterial und die First Love
Ambulanzen können wir jedoch nicht den Aufklärungsbedarf aller
Jugendlichen abgedecken. Die Hauptverantwortung liegt im
Bildungssystem."

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