"Oft unheimlich, aber auch sehr anziehend": Virgil Widrich präsentiert ORF-Nacht des österreichischen Avantgardefilms
Filmschätze aus fast sechs Dekaden - am 22. Oktober in ORF 2
Wien (OTS) - Filmkunst-Hochburg Österreich: Bereits seit Mitte der fünfziger Jahre sind heimische Filmschaffende auf dem Terrain des Avantgardefilms international höchst erfolgreich. Experimentierfreudige Künstlergrößen wie einst Kurt Kren, Peter Kubelka, Ernst Schmidt jr. und Valie Export sowie später Gustav Deutsch, Peter Tscherkassky und Mara Mattuschka haben Österreichs Image als innovative Filmnation ebenso begründet wie jüngere Genrevertreter à la Virgil Widrich, Billy Roisz, Nina Kreuzinger und Remo Rauscher. Anlässlich der 50. Viennale, die am 25. Oktober 2012 startet, präsentiert der ORF am Montag, dem 22. Oktober, "Die Nacht der Avantgarde - Filme anders sehen" mit Schätzen des österreichischen Avantgardefilms aus fast sechs Jahrzehnten. Die Sendung, durch die der vielfach preisgekrönte Filmemacher und Multimediakünstler Virgil Widrich führt, steht im Anschluss an den "Kulturmontag" um 0.00 Uhr auf dem Programm von ORF 2.
Österreich hat eine der lebendigsten und facettenreichsten Avantgardefilmszenen auf der ganzen Welt - und österreichische Beiträge zur internationalen Filmgeschichte wurden und werden noch immer zu einem Großteil im Bereich der Avantgarde geschaffen. Warum das so ist, weiß niemand so genau. Der für seinen Kurzfilm "Copy Shop" 35-fach ausgezeichnete und gar Oscar-nominierte Virgil Widrich vermutet einen Grund in der Vorliebe der Österreicher/innen für die tieferen Schichten unter dem Offensichtlichen: "Während sich der Spielfilm um das Bewusste kümmert, schabt die Avantgarde am Unbewussten. Das macht sie oft unheimlich, aber auch sehr anziehend."
19 Filme in zwei Stunden - ungekürzte und unveränderte Kunstwerke
Zwei Stunden lang werden 19 Filme in Originallänge und ohne jeglichen Zusatz gezeigt. Die Sendungsmacherinnen Beate Thalberg und Elisabeth Semrad: "Wir betrachten diese Filme als das, was sie sind:
Kunstwerke. Daher bleiben Bild und Ton unangetastet. Dass diese so selten zu sehenden visuellen Meisterstücke im Fernsehen ausgestrahlt werden, ist ebenso ein österreichisches Phänomen."
Zwischen den Filmen vermittelt Virgil Widrich seine ganz persönlichen Sichten und Einsichten zum österreichischen Avantgardefilm. Auf lexikalische Einordnungen wird bewusst verzichtet. Vor allem die Arbeiten junger Filmemacherinnen und -macher wurden ausgewählt. So sind neben bekannteren Werken von Kurt Kren, Valie Export, Peter Tscherkassky oder Mara Mattuschka ganz neue Filme der in den 1980er Jahren geborenen Avantgardistinnen und Avantgardisten zu sehen. Während sich in früheren Jahrzehnten durch jeweilige technische Neuerungen jede Generation einer speziellen Ästhetik verpflichtet sah, regiert heute der ausgeklügelte Stilmix fern jeder Beliebigkeit. Künstlerinnen und Künstler wie Nina Kreuzinger, Billy Roisz oder Remo Rauscher greifen erstaunlich oft auf analoge Filmtechniken zurück oder finden ihr Bildmaterial neuerdings bei "Google Earth".