- 04.07.2012, 21:00:35
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Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 5. Juli 2012. Von ALOIS VAHRNER. "Kaunertal-Ausbau wird Härteprobe."
Innsbruck (OTS) - Untertitel: Mit der Einreichung des
Kaunertal-Milliardenprojekts hat das entscheidende Match begonnen:
Können Land und Tiwag den seit Jahren propagierten Wasserkraft-Ausbau
umsetzen oder scheitern sie an Widerständen?
Vor mittlerweile acht Jahren hatte der damals neue Tiwag-Chef Bruno
Wallnöfer angekündigt, den entschlafenen Großkraftwerks-Bau wieder
neu starten zu wollen - und hat damit heftige Kontroversen entfacht.
Seither ist viel Wasser die Tiroler Flüsse und Bäche
hinuntergeflossen. Es gab auch jede Menge Sonntagsreden, aber auch
Beschlüsse von Landesregierung und Landtag für den Ausbau der
Wasserkraft. Dazu einen sehr ambitionierten (und von den Grünen
mitgetragenen) Kriterienkatalog, der viel zusätzliche Wasserkraft
zulassen will.
Allerdings: Der nunmehr eingereichte milliardenschwere Ausbau des
Kaunertal-Kraftwerks ist das Herzstück der Tiwag-Ausbaupläne, bei dem
der Ötztaler Wasserschatz genutzt werden soll. Hier entscheidet sich,
ob Tiwag und Land ihr Ziel umsetzen können oder scheitern.
Acht Jahre hat es gedauert, bis jetzt das Großprojekt eingereicht
werden konnte. Das laut Experten lukrativste Projekt im Sulztal
erlitt rasch Kurzschluss. Dann folgten die Speicherprojekte Rofenache
im Ötztal, Rifflsee im Pitztal, Taschachtal und Fernergrieß im
Kaunertal, die allesamt wegen Protesten, Kosten- oder
Umweltschutzgründen (etwa in Natura-2000-Gebieten) gestoppt werden
mussten. Bei der vor zwei Jahren dann doch noch gefundenen Variante
mit dem Speicher im Platzertal im Gemeindegebiet von Pfunds war klar:
Das ist die letzte Chance, um das Projekt zu retten.
Ob das Milliardenprojekt kommt, hängt von mehreren Faktoren ab. Die
ihr vor Jahren noch zuweilen angekreidete Drüberfahrer-Mentalität hat
der Landes-Energieversorger abgelegt, wie auch die betroffenen
Kraftwerksgemeinden bestätigen (die gleichzeitig die Vorgangsweise
von Verbund und Tiwag beim GKI kritisieren). Entscheiden wird sich
der Kaunertal-Ausbau im kommenden UVP-Verfahren, in dem es wohl eine
regelrechte Schlacht von Gutachtern und Gegengutachtern geben wird.
Bis zu einer endgültigen Entscheidung kann es laut Tiwag fünf Jahre
dauern.
Verfahren sind die eine Sache, der angekündigte organisierte Protest
der Umweltgruppierungen wie WWF, Global 2000, Greenpeace und Ökobüro
die andere. Diese sehen ein "alpines Monsterprojekt", ein "Hainburg
des 21. Jahrhunderts". Ob Randale und massiver Polizeieinsatz wie
einst bei der Besetzung der Hainburger Au oder zuletzt bei Stuttgart
21 realistisch sind, bleibe vorerst dahingestellt. Eine zusätzliche
Hürde fürs Projekt kann dies aber allemal werden.
Rückfragehinweis:
Tiroler Tageszeitung, Chefredaktion , Tel.: 05 04 03 DW 610
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