• 01.06.2012, 14:39:21
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Bratislava, Budapest, Ljubljana, Praha und Wien: Ein Metropolennetz mit Potenzial für smarte Stadtentwicklung

Wien (OTS) - Bratislava, Budapest, Ljubljana, Praha und Wien
bilden ein zentraleuropäisches Metropolenquintett mit außergewöhnlich
hohem Lebensstandard. Neben dieser Gemeinsamkeit zeigen die fünf
Hauptstädte differenzierte Profile in Wirtschaftskraft, Umwelt,
Mobilität und Humankapital. Dies gibt jeder der Städte eine
spezifische Rolle für die Etablierung eines wettbewerbsfähigen
zentraleuropäischen Städtesystems. POLYCE, ein Forschungsprojekt im
Rahmen des European Spatial Planning Obervatory Network (ESPON),
analysierte die kompetitiven und kooperativen Potenziale der fünf
Städte untereinander und gegenüber anderen europäischen Metropolen.
Ergebnisse daraus wurden am Freitag bei einer Pressekonferenz mit
Vertretern der Städte in Wien präsentiert und diskutiert.

"Auch wenn heute immer wieder von der Standortkonkurrenz gepredigt
wird, muss uns eines klar sein: Die aktuelle Wirtschaftskrise können
wir einzeln, jeder auf sich gestellt, nicht bewältigen", erklärte
Rüdiger Maresch, Vorsitzender des Gemeinderatsausschusses für
Stadtentwicklung bei der Pressekonferenz. "Wir müssen sehen, was wir
als zentraleuropäische Städte gemeinsam tun können". Dies
unterstrichen alle VertreterInnen der Städte am Podium: "Gerade in
der heutigen wirtschaftlichen Situation sei es schwierig, eine
Balance von Konkurrenz und Kooperation zu finden, sagte Vladmir
Schmalz, Vorsitzender des Komitees für Stadtentwicklung in Prag,
"aber es bleibt eine fundamentale Aufgabe". Miran Gajsek, Leiter der
Abteilung für Raumplanung in Ljubljana, betonte die Rolle der
Infrastruktur für den Zusammenhalt der Städte in der Region. Seine
Zugreise nach Wien habe sieben Stunden gedauert: "Die Verbindung war
früher besser". Michal Muransky, Vorsitzender der Kommission für
Raumplanung in Bratislava, verwies als positives Beispiel auf die
schon gut entwickelte Zusammenarbeit zwischen Wien und Bratislava in
der Raumplanung. Univ.-Prof. Rudolf Giffinger von der TU Wien,
Projektkoordinator von POLYCE, sah gute Ansätze zur Zusammenarbeit
unter den Städten, vermisste aber die Idee zur konsequenten
Weiterentwicklung: "Da gibt es Defizite und Handlungsbedarf".

Kooperative und kompetitive Potenziale

Im Rahmen des Projekts unter der Leitung der TU Wien, Fachbereich
Stadt- und Regionalforschung, wurden Performance-Profile von 50
europäischen Metropolen - darunter die fünf zentraleuropäischen
Hauptstädte - entwickelt, die auf einem empirischen Datenset in fünf
Kategorien basieren:

- Wirtschaft (Daten zu ökonomischer Performance, Unternehmertum,
wissensbasierter Ökonomie, Forschungs- und Entwicklungsfinanzierung,
internationale Einbettung)
- Bevölkerung (Daten zu demografischen Trends, Bildung, ethnische
Diversität)
- Mobilität (Daten zu öffentlichem Verkehr, internationale
Erreichbarkeit, Zugang zu Informations- und
Kommunikationstechnologien)
- Umwelt (Daten zu Landverbrauch, Umweltbedingungen,
Luftverschmutzung, Ressourcenverbrauch)
- Lebensqualität (Daten zu Kulturangebot, Gesundheitsvorsorge,
Wohnqualität, touristische Attraktivität, Sicherheit und städtischen
Dienstleitungen)

Die empirische Analyse zeigt:

- Alle fünf Ballungszentren schneiden bei den Lebensbedingungen gut
ab. Es ist die einzige Kennzahl, bei der alle fünf Metropolen über
dem Durchschnitt von 50 verglichenen europäischen Städten liegen.
- In der Gesamtperformance liegen nur Prag und Wien über dem
europäischen Durchschnitt. Unter den fünf POLYCE-Metropolregionen
schneiden sie bei der wirtschaftlichen Entwicklung am besten ab.
Trotzdem profitieren sie in der Bewertung noch stärker von der sehr
hoch eingestuften Lebensqualität. Schwächen verzeichnen sie hingegen
bei Demographie und Bildung sowie der geringen ethnischen Diversität
- was in der Kategorie Bevölkerung zusammengefasst ist.
- Bratislava und Ljubljana schneiden dagegen in der Kategorie
Bevölkerung bemerkenswert gut ab, eine Tatsache, die diese zwei
Metropolen in eine wichtige Position innerhalb der fünf POLYCE-Städte
bringt und hier insbesondere im Hinblick auf die Szenarien zur
Förderung von Bildung und ethnischer Vielfalt.
- Wien erweist sich als großes Vorbild bei Umweltbelangen. Obwohl
andere nord- und westeuropäische Städte Wien in dieser Hinsicht
hinter sich lassen, bietet der Großraum Wien ganz offensichtlich
einige wichtige Vorteile im Vergleich zu seinen zentraleuropäischen
Partnern. Das gleiche trifft auf die Kategorie Mobilität zu.

Zentraleuropäische Agenda

Auf Basis dieser empirischen Evidenz band POLYCE auch Stakeholder in
den einzelnen Städten in einen Diskussionsprozess ein, um Aktivitäten
und Strategien für eine zentraleuropäische Agenda zu definieren. Sie
führten unter anderen zu folgenden Empfehlungen:
- Große Kooperationspotenziale und -vorteile für die
POLYCE-Metropolen gibt es vor allem in den Bereichen wissensbasierte
Wirtschaft, Verkehrsmanagement und Metropolitan Governance.
- Sowohl die institutionellen als auch die strukturellen Beziehungen
- unter anderem Verkehr, Migration, Informationsaustausch - sind
unter den fünf Städten noch unterentwickelt und sollten in den Fokus
einer zentraleuropäischen Agenda gerückt werden.
- Das Beziehungskapital (z.B. Sprachkenntnisse, neue
verwaltungstechnische und strategische Kapazitäten) muss zwischen den
zentraleuropäischen Stakeholdern verbessert werden durch verstärkte
Kontakte und besseren Zugang zu Informationen.
- Der Austausch über Strategien und Erfahrungen im Umgang mit
städtischen Herausforderungen ist ein wichtiges künftiges
Handlungsfeld. Nachhaltige Siedlungsentwicklung, Eindämmung der
Suburbanisierung und Unabhängigkeit vom Autoverkehr sind die größten
dieser Herausforderungen in den POLYCE-Metropolen.
- Bei den gemeinsamen strategischen Aktivitäten sollte immer auch die
Europastrategie für die Donauregion berücksichtigt werden. Zusammen
können die fünf Metropolen entscheidend dazu beitragen, in welche
Richtung sich diese Strategie in Zukunft weiterentwickeln wird. Es
gibt bereits vielversprechende Ansätze als Initiator und treibende
Kraft für bestimmte Themen in der Donauregion aktiv zu werden,
allerdings fehlt noch die entsprechende Abstimmung zwischen den fünf
Metropolen.
- Alle fünf Metropolen versuchen sich aufgrund ihrer geografischen
Lage als Drehkreuz gegenüber anderen Regionen und Nachbarländern zu
positionieren. Daher sind für eine territorial kohäsive Entwicklung
innerhalb Zentraleuropas neue gemeinsame Strategien erforderlich.

Rückfragehinweis:

Dr. Johannes Steiner
   jost.con.sult Kommunikationsbüro
   johannes.steiner@jost-consult.com
   t: +43 (0)1 5353149-33
   
   Bakk.phil. Gaby Berauschek
   MA 18 - Stadtentwicklung und Stadtplanung
   Öffentlichkeitsarbeit
   Tel.: +43 (0)1 - 4000/88722
   e-mail: gabriele.berauschek@wien.gv.at

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