• 12.04.2012, 12:21:29
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Woche der Landwirtschaft 2012 im Zeichen der sicheren Versorgung mit Lebensmitteln

Wlodkowski: EU-Agrarpolitik muss faire Rahmenbedingungen für Bauern schaffen

Wien (OTS) - "Eine sichere Versorgung mit Lebensmitteln scheint
heutzutage eine Selbstverständlichkeit zu sein. Wenn man aber
bedenkt, dass sich die weltweite Nachfrage nach Nahrungsmitteln bis
zum Jahr 2050 mehr als verdoppeln wird und jene nach Fleisch sogar um
70% zunehmen dürfte, dann erkennt man hier eine riesengroße
Herausforderung für die Landwirte. Da die Ressourcen Boden, Wasser
und Dünger nicht willkürlich vermehrbar sind, gilt es, die
Produktivität des Agrarsektors zu optimieren. Dieser Vorgabe muss
auch die künftige EU-Agrarpolitik gerecht werden - sie entscheidet
darüber, ob und wie die europäische Landwirtschaft in Hinkunft den
Tisch der Gesellschaft decken kann." Dies stellte gestern Abend
Gerhard Wlodkowski, Präsident der LK Österreich, in Wien bei der
Auftaktveranstaltung zur "Woche der Landwirtschaft 2012" fest, die
sich vom 29.04. bis 06.05. mit der sicheren Versorgung mit
Lebensmitteln befasst. Die Landwirtschaftskammern werden zu diesem
Thema in allen Bundesländern zahlreiche Veranstaltungen durchführen.

"Greening" versus sichere Ernährung

"Die Ernährung der Gesellschaft bleibt die Hauptaufgabe der
Landwirtschaft und wir bekennen uns ausdrücklich dazu", betonte
Wlodkowski. Der derzeitige Vorschlag zur EU-Agrarreform erfülle
diesen Anspruch jedoch nicht, denn er verlange unter anderem, 7%
Ackerland beziehungsweise Grünland als Ökologieflächen aus der
Produktion zu nehmen. Allein in Österreich würden das 65.000 ha
unproduktive Fläche bedeuten, gab der Präsident zu bedenken. "Das
muss anders geregelt werden, denn die sichere Versorgung mit
Nahrungsmitteln ist ein Gebot der Stunde", forderte Wlodkowski.
Außerdem würden diese Greening-Vorschläge Länder wie Österreich
benachteiligen, weil hier bereits das Ziel einer grüneren
Agrarpolitik weitestgehend erreicht ist. "Daher verlangen wir, dass
diese Vorleistungen als 'Greening'-Maßnahmen anerkannt werden", so
Wlodkowski.

Produktion und Wertschöpfung weiter erhöhen

"Auch wenn Österreich und Europa bei den wesentlichen agrarischen
Produkten, mit Ausnahme von pflanzlichem Eiweiß und jenen Obst- und
Gemüsesorten, die klimabedingt bei uns nicht gedeihen, auf eine
Selbstversorgung verweisen kann, muss im Lichte der stark steigenden
Nachfrage nach Lebensmitteln die Produktivität der europäischen
Landwirtschaft weiter erhöht werden. Daher brauchen wir in der
künftigen EU-Agrarpolitik stabile Rahmenbedingungen, die es
ermöglichen, Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern", gab
Wlodkowski zu bedenken. Ohne eine effiziente und moderne
Landwirtschaft gebe es keine Versorgungssicherheit für 500 Millionen
Menschen. Eine moderne Landwirtschaft und Nachhaltigkeit seien kein
Widerspruch.

Wettbewerbsfähigkeit erhöhen

"Hand in Hand mit einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit brauchen
wir eine stärkere Position der Landwirtschaft in der
Lebensmittelkette. Dazu zählen auch die Stärkung der
Erzeugergemeinschaften, Genossenschaften und der
Verarbeitungsbetriebe und die Auslobung der österreichischen Qualität
mit dem AMA-Gütesiegel. Angesichts sprunghafter Märkte mit extremen
Preisausschlägen brauchen wir auch in Zukunft
Marktordnungsinstrumente als Sicherheitsnetz", verlangte Wlodkowski.
Wichtig wären auch ein positives Klima für die Bereiche Forschung,
Innovation und neue Technologien und eine forcierte Aus- und
Weiterbildung beziehungsweise Beratung der Bäuerinnen und Bauern
sowie der bäuerlichen Jugend.

Ohne Boden keine Landwirtschaft

Die neben Wasser knappste Ressource der Landwirtschaft sind Äcker
und Grünland, aber diese Flächen werden von der Gesellschaft massiv
in Anspruch genommen: Durch Verkehr, Industrie, Gewerbe, privaten
Siedlungsbau und Freizeiteinrichtungen werden in Österreich täglich
mehr als 15 ha verbaut. "Das stellt auf längere Sicht eine massive
Gefährdung der sicheren Lebensmittelversorgung dar. Wir schlagen
deshalb eine Reihe von Maßnahmen vor, um diesen Raubbau an Grund und
Boden zu stoppen. Nur ein vernünftiger Umgang mit dem Boden
garantiert langfristig den Konsumenten sichere und leistbare
Lebensmittel", unterstrich Wlodkowski.

Hohe Produktivität senkt Preise für Konsumenten

Der LK-Präsident nahm in diesem Zusammenhang auch eine
Klarstellung zum Thema Lebensmittelpreise vor: "Die Landwirtschaft
zählt seit Jahrzehnten zu den produktivsten Branchen der heimischen
Wirtschaft, wovon Konsumenten und Handel profitierten. Zahlen des
Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) bestätigen, dass damit die
Bauern die Kaufkraft der Konsumenten gestärkt haben. So wurden
zwischen 1980 und 2011 die Nahrungsmittel um 48,5% teurer, die
Inflation betrug im selben Zeitraum 66,6%, das Plus beim Tariflohn
machte jedoch 109,3% aus. Die Kosten für die Bauern stiegen seit 1986
um 39,6%, während die Erlöse aus dem Produktverkauf inklusive der
Förderungen um nur 8,7% zunahmen. Diese Fakten sollten jenen zu
denken geben, die ständig über zu teure Lebensmittel sprechen", so
Wlodkowski.

Mikinovic: AMA-Gütesiegel ist verlässliche Orientierungshilfe beim
Einkauf

"Österreich ist von Lebensmittelskandalen weitgehend verschont
geblieben. Dies ist auch eine Folge des hohen Selbstversorgungsgrades
und unserer Bemühungen im Bereich der Qualitätssicherung und der
Kontrollen", stellte der Geschäftsführer der AMA-Marketing, Stephan
Mikinovic, fest. Dies werde auch von den Konsumenten honoriert. Das
rot-weiß-rote AMA-Gütesiegel sei beim Einkauf eine verlässliche
Orientierungshilfe für die Kunden. "Hinter dem Gütesiegel stehen
nicht nur die Herkunftsgarantie, sondern auch eine strenges
Kontrollsystem und geprüfte Qualitätskriterien", so Mikinovic. Dieses
staatlich anerkannte Zeichen habe damit einen gerechtfertigt höheren
Vertrauensanspruch, als so manches Siegel, dass sich Produzenten oder
Handelsketten selber verleihen. Der Geschäftsführer wünscht sich hier
mehr Transparenz: "Nur wenn die Konsumenten fair informiert sind,
können sie nach ihren Vorstellungen frei entscheiden", ist Mikinovic
überzeugt.

"Alle Umfragen zeigen uns, dass die Herkunft Österreich ein
wichtiges Kaufkriterium ist. Für 75% der heimischen Konsumenten ist
die Regionalität wichtig beim täglichen Einkauf der Lebensmittel",
berichtete Mikinovic. Besonders hoch sei die Affinität zu heimischen
Produkten bei sensiblen Erzeugnissen wie Fleisch. Sehr patriotisch
kauften die Österreicher auch Milch und Butter. Ein nächster
logischer Schritt sei die Einbindung der Verarbeiter und der
Gastronomie. Das AMA-Gastrosiegel biete auch für den
Restaurant-Besucher ein System der gesicherten Herkunft. "Mit dem
AMA-Handwerkssiegel werden wir in Kürze Fleischer, Bäcker und
Konditoren auszeichnen, die ebenfalls verstärkt auf Regionalität und
Tradition setzen", berichtete Mikinovic.

691 Wiener Landwirte sichern Lebensmittelversorgung der
Stadtbevölkerung

"Die Wiener Landwirte erzeugen jährlich fast 110.000 t
Lebensmittel für die Bevölkerung der Bundeshauptstadt. 61.000 t
Gemüse und 1.400 t Obst erster Qualität aus der direkten Umgebung
finden die Konsumenten täglich im Handel und auf den Märkten vor. Die
233 Gemüsegärtner liefern somit 36% des benötigten Gemüses für die
urbane Bevölkerung. 149 Wiener Ackerbauern tragen knapp 7% zur
Selbstversorgung mit Getreide bei und die 219 Winzer zu 4,3%. Der
Produktionswert unseres gesamten landwirtschaftlichen Bereiches
betrug 2010 rund EUR 102,4 Mio." Mit diesen Worten wies Wiens
LK-Präsident Franz Windisch auf die Bedeutung der Landwirte der
Bundeshauptstadt für die Lebensmittelversorgung hin.

Windisch warnte davor, dass durch eine fehlgeleitete
EU-Agrarreform (insbesondere die 7%ige Flächenstilllegung), aber auch
durch volatile Märkte, explodierende Betriebskosten und immer höhere
Umwelt- und Naturschutzauflagen die bäuerliche Bewirtschaftung und
damit auch die Versorgungssicherheit gefährdet werden könnte, obwohl
regionale Lebensmittel bei den Konsumenten immer größeren Anklang
finden. So seien mittlerweile 81% der Verbraucher der Meinung, dass
die Regionalität in der Lebensmittelversorgung künftig weiter an
Bedeutung gewinnen wird. Ähnliches gelte für Bio-Waren, so der
LK-Präsident. Immerhin würden bereits 34% der Wiener Betriebe mit 79%
der Nutzfläche am Umweltprogramm ÖPUL teilnehmen und 1.375 der
insgesamt 5.958 ha agrarischer Fläche seien biologisch
bewirtschaftet. "Unsere Landwirte genießen eine hohe Wertschätzung
bei der Bevölkerung, ebenso wichtig ist für uns aber die gute
Wertschöpfung - und die ist ohne faire Preise nicht möglich", hielt
Windisch fest.

Zahlreiche Aktionen zur Woche der Landwirtschaft

Im Rahmen der "Woche der Landwirtschaft" (29.04. bis 06.05.2012)
werden die Landwirtschaftskammern in den Bundesländern mit einer
ganzen Reihe von Veranstaltungen auf diese Thematik aufmerksam
machen. In Niederösterreich steht dabei unter anderem die
Rindfleischerzeugung im Mittelpunkt, in Oberösterreich die
Milchproduktion. Tirol setzt auf Aktionen in Schulen, die Steiermark
informiert unter dem Motto "Ohne Landwirtschaft kein Essen". In
Kärnten werden Milcherlebnistage für Volks- und Hauptschulen
abgehalten und die LK Salzburg präsentiert das neue Projekt
"Bäuerliche Regionalvermarktung". Im Burgenland wird die breite
Palette an Vermarktungseinrichtungen (Bauernmärkte, Bauernläden,
Hofläden usw.) präsentiert und in Vorarlberg werden die Nahversorger
und ihre bäuerlichen Lieferanten eingeladen, einen "Tag der offenen
Tür" zu veranstalten. Die gesamte Liste der Veranstaltungen zur
"Woche der Landwirtschaft" kann auf www.aiz.info im Anschluss an
diesen Beitrag als pdf-Dokument heruntergeladen werden.
(Schluss) kam

Rückfragehinweis:
LK-Pressestelle: Dr. Josef Siffert,
Tel 01/53441-8521, E-Mail j.siffert@lk-oe.at

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